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  • martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 42/2023

Krieg in Israel und Parlamentskrise in den USA, Wirtschaftsindikatoren in den USA und Zinsentwicklung, Umfrage bei den institutionellen Anlegern



Chart der Woche


Quelle: YouTube, Mario Lochner. 21.10.2023, Zeitstempel 15.01


Die Grafik zeigt eine Umfrage von Bloomberg, welche wirtschaftlichen Auswirkungen die Anleger bei welchem Szenario beim Krieg in Israel erwarten. Eine Bodeninvasion ist bereits in den Kursen eingepreist. Sollte der Krieg aber eskalieren, wird es an den Börsen weiter abwärts gehen.


Warum das wichtig ist


Was die Börse aktuell verunsichert, ist das folgende:


US-Parlamentsstreit:

Die Nominierung des neuen Sprechers des Repräsentantenhauses ist drei Mal gescheitert und der Kandidat hat sich zurückgezogen. Es zeichnet sich keine unmittelbare Lösung ab. Dadurch kann das Parlament keine Entscheide fällen und ist lahmgelegt. Damit sind Entscheide in den folgenden Angelegenheiten blockiert:

  • Militärhilfe für Israel

  • Militärhilfe für die Ukraine

  • Budgetkompromiss. Das aktuelle Übergangs-Budget dauert bis zum 15. November. Ist bis da kein neues Budget verabschiedet, muss die Verwaltung in einen Shot-Down. Alle nicht lebenswichtigen Einrichtungen werden geschlossen und die Beamten in den Zwangsurlaub geschickt. Der psychologische Effekt kann auch den Black-Friday, den wichtigsten Tag im Weihnachtsgeschäft, der am 24. November stattfindet, beeinträchtigen.


Krieg in Israel:

Wohin man auch schaut, unermessliches Leid für die Zivilbevölkerung. Der Krieg wird auf beiden Seiten nur Verlierer hinterlassen.

Ökonomisch sind die Auswirkungen des Konfliktes auf den Ölpreis entscheidend. Weltweit deckt Öl und Gas 55% des Weltbedarfs an Energie ab. Kohle weitere 25%. Der Krieg findet in einer Region statt, bzw. kann sich auf eine Region ausweiten, aus dem 1/3 der weltweiten Ölproduktion stammt.


Die Gefahr einer Eskalation des Krieges, wenn Israel die Boden-Offensive startet, ist sehr gross. Es besteht die Gefahr, dass…

  • Die Hezbollah in den Krieg eingreift und eine zweite Front bilden.

  • Direktes oder indirektes Eingreifen des Iran in den Krieg. Das kann mit dem Abfeuern von Raketen nach Israel geschehen, um seinen Partnern der Hamas oder der Hezbollah zu helfen oder durch eine Sperrung wichtiger Ölhandelsrouten wie der Strasse von Hormus.

  • Israel die ganze Ölproduktion in Iran zerstört, um der Hamas alle Mittel zu entziehen, die vom Iran kommen.

Alle, insbesondere Amerika sind sehr bemüht, eine Eskalation zu vermeiden. Wir glauben aber nicht, dass sie Israel von einer Boden-Offensive abhalten können.


Immobilienkrise in China:

Die Hiobsbotschaften aus dem chinesischen Immobiliensektor reissen nicht ab. Die Nummer 1, Evergrande hat seit Längerem die Zinszahlungen eingestellt und auch die Nummer 2, Country Garden hat die Zahlung von Zinsen für die ausländischen Anleihen eingestellt. Die beiden sitzen auf Schulden in der Höhe von USD 550 Milliarden. Es mehren sich die Anzeichen für einen unkontrollierten Zusammenbruch.



Gute Einstiegspunkte:

Die Börse in Europa hat seit dem Höchststand im Juli bereits 10% verloren. Wir sind nahe von den Tiefstständen in der Bankenkrise im März 2023. Dies ist dann auch ein erster möglicher Einstiegspunkt.

Es besteht auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Börse um weitere 5% absinkt, auf den Stand von Anfangs Jahr. Dies wäre dann ein idealer Einstiegspunkt.



Wirtschaftsindikatoren in den USA und Zinsentwicklung


Die Grafik unten zeigt einen Index von Wirtschaftsindikatoren, die in der Vergangenheit sehr früh eine Veränderung der wirtschaftlichen Entwicklung zeigen. Dieser Index (LEI, Leading Economic Index) wird vom amerikanischen Think-Tank "The Conference Board" berechnet.


Quelle: Twitter, Liz Ann Sonders, @LizAnnSonders, 20.09.2023


Seit Anfangsjahr sinkt der Index, und damit der durchschnittliche Wert aller Frühindikatoren stark. Dies signalisierte in der Vergangenheit immer eine wirtschaftliche Wende und eine aufkommende Rezession.


Quelle: The Conference Board, LEI for the U.S. Continues to Fall in September, 19.10.2023


Die Grafik zeigt die einzelnen Komponenten des LEI. In Blau eingezeichnet ist die Veränderung zum Vormonat, in Grau, die Veränderung seit 6 Monaten. Ausser dem Aktienpreis (S&P 500 Index) sind fast alle Komponenten des Index seit 6 Monaten negativ oder unverändert.


Es gibt drei Komponenten, die nicht in dieses Bild passen. Der nach wie vor starke Aktienmarkt, die Erwerbslosigkeit, die nicht zurück geht (letzter Wert in der Grafik oben, Initial Claims) und der Konsum (nicht Teil des LEI-Index).



Quelle: YouTube, Mario Lochner. 21.10.2023, Zeitstempel 9.31


Die Grafik zeigt die monatliche Veränderung der US-Konsumausgaben seit einem Jahr. Obwohl viele von einer Rezession oder zumindest Abkühlung der Wirtschaft ausgehen, wächst der Konsum seit April stetig an.


Quelle: YouTube, Markus Koch. 17.10.2023, Zeitstempel 3.37


Einer der verlässlichen Indikatoren für eine aufkommende Rezession war seit 1960 eine inverse Zinskurve. Dabei bezeichnet man eine Situation, in der die kurzfristigen Zinsen höher sind als die langfristigen Zinsen. Normalerweise ist es genau umgekehrt, da je länger man Geld ausleiht, desto höher die Risiken sind.

Die Grafik zeigt, wie viele Tage wir nun schon eine inverse Zinskurve an den Märkten sehen. Mit 232 Tagen ist das der höchste Wert seit 1960. Eine Rezession ist also bereits überfällig.


Auch in der letzten Woche sind die Zinsen weiter gestiegen. Eine interessante Grafik zeigt die Auswirkungen auf den Immobilienmarkt:

Quelle: YouTube, Mario Lochner. 21.10.2023, Zeitstempel 4.36


Die Grafik zeigt in Rot die Rendite die Anleger mit Mietimmobilien erzielen. Diese legt aktuell im Durchschnitt bei 4.6%. In Blau eingezeichnet ist die Rendite von 10-jährigen US-Staatsanleihen. In der Grafik wird ein Wert von 4.6% gezeigt, in der letzten Woche ist dieser über die magische Grenze von 5% gestiegen. Magisch deshalb, weil es in der Vergangenheit bei einer Rendite von über 5% bei US-Staatsanleihen zu grösseren Umschichtungen von Aktien und Immobilien zu Staatsanleihen kam.

Bei einer Rendite von "nur" 4.6%, macht es für Investoren keinen Sinn mehr, Wohnimmobilien zu kaufen. Mit einer risikolosen Anlage in Staatsobligationen verdient man mehr. Der Markt für Wohnimmobilien ist dann auch stark eingebrochen.


Was aber nun wieder gar nicht in das aktuelle Bild passt, ist die Nettozinslast von Unternehmen:


Quelle: YouTube, Markus Koch Wall Street, 06.10.2023, Zeitstempel 10.58


Wir haben in den letzten Jahren sie schnellste und stärkste Anhebung der Leitzinsen durch die US-Notenbank seit 1970 gesehen. Daher ist die Grafik oben logisch, da sie zeigt, dass die Zinslast der Privatanleger stark gestiegen ist.

Was aber unlogisch ist, dass die Nettozinslast der Unternehmen abgenommen hat. Die Erklärung dazu ist relativ einfach. Viele Unternehmen haben, als die Zinsen bei 0% waren, so viele Schulden aufgenommen, wie sie konnten, das Geld aber nicht in Produktionsmittel investiert. Das Geld blieb auf den Bargeldkonto liegen, und wird jetzt zu hohen Zinsen in Staatsobligationen angelegt. Viele Firmen erzielen also neben ihrem Kerngeschäft aktuell Finanzgewinne.

Das mag einer der wichtigen Gründe sein, warum die Firmengewinne nicht sinken und sich keine Rezession zeigt.


Nach den vielen negativen Meldungen über Kriege, politische Auseinandersetzungen und negativen Frühindikatoren zum Schluss noch eine positive Betrachtung:


Quelle: YouTube, Mario Lochner. 21.10.2023, Zeitstempel 14.27


Die Grafik zeigt die durchschnittliche Rendite am US-Aktienmarkt seit 1960, wenn die privaten Anleger extrem negativ eingestellt waren (AAII, American Associtation of Individual Investors) und eine Rekordzahl von Anlegern abgesichert war (US call/put Ratio). Beide Indikatoren weisen aktuelle Werte nahe beim historischen Maximum auf.


Die Grafik zeigt die Rendite, die ein Anleger in den vergangenen 60 Jahren gemacht hat, wenn er bei solchen negativen Stimmungsindikatoren mutig war und gekauft hat. Bereits 3 Monate nach dem Investitionszeitpunkt wiesen seine Anlagen einen Gewinn von 3% auf, nach 6 Monaten 10% und nach 12 Monaten fast 20%.


Bei all den negativen Meldungen führt das zu dem Schluss, dass sich gute Einstiegspunkte nähern.



Umfrage bei den institutionellen Anlegern


In den USA werden über 70% aller Finanzinstrumente (Aktien und Anleihen) von institutionellen Anlegern gehalten. Ihre Meinung ist wichtig, da sie auch den grössten Teil des Handelsvolumens ausmachen.

Wenn, wie wir in der Grafik unten sehen, die institutionellen Anleger der Meinung sind, Technologieaktien seien überbewertet, werden sie keine mehr kaufen. Es treiben dann nur noch die Privatanleger die Kurse nach oben, aber es ist bald mit sinkenden Volumen zu rechnen.


Quelle: Isabelnet, 20.10.2023


Die Grafik stammt aus einer Umfrage der Bank of Amerika bei den grössten institutionellen Anleger. Die Frage war, wo sie den grössten "Crowded Trade" sehen. Also die grösste Gefahr von einer Blase, weil alle Anleger in die gleiche Richtung rennen.


Die erste Korrektur bei den Technologieaktien zeigt seine Wirkung. Vor einem Monat (hellblau) waren über 50% der institutionellen Anleger überzeugt, dass Technologieaktien massiv überbewertet sind. Jetzt ist dieser Anteil auf 37% gesunken. Aber mit über 1/3 der Anleger ist der Wert noch sehr hoch. Ein Einstieg in die Technologieaktien scheint noch zu früh.

Die letzte Woche war die erste Woche seit langem, in dem aus dem Technologiesektor netto, Geld abgeflossen ist.


Quelle: Isabelnet, 20.10.2023


Hier wurden die institutionellen Anleger gefragt, wo sie das höchste Risiko an den Aktienmärkten sehen. Die Veränderung der Werte von September auf Oktober zeigt hervorragend die veränderte Stimmungslage auf.

Die Angst um eine weiter hohe Inflation schwindet, aber dafür nimmt die Angst vor geopolitischen Krisen und einer darauffolgenden Rezession zu.


Quelle: Isabelnet, 20.10.2023


Hier wurden die Anleger gefragt, wie sie die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung einschätzen. Mit fast 60% sind die Anleger der Meinung, dass die Notenbanken die Wirtschaft genau richtig abgekühlt haben, sodass es keine Rezession gibt (Soft Landing).

Fast 30% glauben aber, dass uns eine Rezession bevorsteht (Hard Landing). Die Anzahl der Anleger, die mit einer Rezession rechnen, hat sich aber seit dem letzten Monat fast verdoppelt.


Auch wenn sich jetzt, wie oben beschrieben, bald gute Einstiegspunkte an den Märkten bilden, sollte die übergeordnete Anlagestrategie nach wie vor sehr vorsichtig sein. Das heisst, ein Fokus auf grosskapitalisierte Qualitätstitel und Value Aktien ist angebracht.






Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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