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  • martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 16/2024

Von der Angst einer Rezension, zu der Angst vor Inflation.



Chart der Woche


Quelle: Isabelnet, 19.04.2024


Die Grafik zeigt eine Umfrage der Bank of America bei den grössten institutionellen Anleger, ob eine Rezession in den nächsten 12 Monaten unwahrscheinlich ist. Im November 2022 rechneten 90% mit einer Rezession, jetzt nur noch 10%.


Warum das wichtig ist


Die Grafik zeigt hervorragend die veränderte Gemütslage an der Börse. Für die meisten Anleger ist die Sache klar und es wird auch nach dem historisch starken Zinsanstieg der letzten Jahre keine Rezession geben.

Wir können uns dieser optimistischen Haltung "noch" nicht anschliessen. Seit es die US-Notenbank gibt, kam es 15 Mal zu einem Zinserhöhungszyklus, 14 Mal gab es darauf eine Rezession. Wir erachten die Gemütslage der meisten Investoren als zu optimistisch.


Aber auch unserer Meinung könnte bald drehen. Umstimmen könnte uns die folgende Grafik:

Quelle: Isabelnet, 23.04.2024


Die Grafik zeigt den Einkaufsmanager Index der verarbeitenden Industrie (dunkelblau) und der Bestellungseingang (hellblau). Ein Wert von unter 50 bedeutet eine schrumpfende wirtschaft, ein Wert über 50 eine expandierende Wirtschaft.

2024 hat die globale Wirtschaft wieder auf Expansion gedreht. Die Rezession im verarbeitenden Gewerbe sollte somit vorüber sein.

Da der immer wichtiger werdende Dienstleistungssektor, vorwiegend dank des Themas der künstlichen Intelligenz, nie in einer Rezession war, haben viele die Krise in der Industrie nicht bemerkt.


Quelle: Isabelnet, 23.04.2024


Die Grafik zeigt eine Umfrage der Bank of America bei dem grössten institutionellen Anleger, wo sie in den nächsten 12 Monaten die grössten Gefahren sehen. Die Angst einer Rezession (Economic Hard Landing) geht stark zurück. Dafür machen sie viele Sorgen, dass uns die Inflationszahlen (vorwiegend wegen geopolitischen Problemen und einem Anstieg des Ölpreises) negativ überraschen könnten.


Quelle: Isabelnet, 23.04.2024


Auch die Grafik zeigt eine Umfrage der Bank of America, aber dieses Mal ausschliesslich bei institutionellen Anleihenanlegern. Positiv formuliert kann man sagen, dass über 60% der Anleger mit einer gleichbleibenden oder tieferen Inflation rechnen. Aber 35% rechnen dennoch mit einer höheren Inflation. Anfangs Jahr war dieser Wert noch nahe bei 0%.



Die Grafik zeigt wie euphorisch die Stimmung bei den Privatanlegern war. Von Dezember 2023 bis März 2024 war sie auf Höchstwerten. Seit April hat der Wind gedreht. Auslöser waren Enttäuschungen bei einigen der Lieblingswerte der Anleger wie Tesla oder Nvidia, die in den vergangenen Wochen eingebrochen sind.

Das war aber nur der Auslöser. Wir haben seit einigen Wochen vor der Korrektur gewarnt. Bei dem Umschwung bei den Zinserwartungen war es nur eine Frage der Zeit, bis die Kurse der Realität angepasst werden. Wir denken auch, dass die Korrektur noch nicht vorüber ist.


Was uns nach wie Sorgen macht, ist die inverse Zinskurve:


Quelle: X, Charlie Bilello, @charliebilello, 19.04.2024


Die Grafik zeigt den Verlauf der zehnjährigen US-Staatsanleihen minus die zweijährigen US-Staatsanleihen. Normalerweise sind die langfristigen Zinsen hoher als die kurzfristigen Zinsen, da es langfristig mehr Unsicherheiten gibt. Aktuell sind aber die kurzfristigen Zinsen höher, was man eine inverse Zinskurve nennt.

In der Vergangenheit war dies immer ein Zeichen, dass eine Rezession kommt. Obwohl die Aktieninvestoren sehr optimistisch sind und die Rezession absagen, scheinen die Anleihenanleger immer noch mit einer Rezession zu rechnen. Historisch hatten meist die Anleihenanleger recht. Es sind grösstenteils langfristige und institutionelle Anleger wie Pensionskassen, die sich nicht von der Stimmung in den Medien leiten lassen.


Für die Wirtschaft ist entscheidend, wie einfach sie Zugang zu Krediten haben um ihr Geschäft zu finanzieren. Seit dem November 2023 hat sich die Lage für viele Unternehmen stark verbessert:


Quelle: X, Lance Roberts, @LanceRoberts, 22.04.2024


Bloomberg berechnet einen Index, der aufzeigt, wie einfach sich Firmen finanzieren können. Eine der wichtigsten Werte dabei ist natürlich die Höhe der Zinsen, aber es fliessen weitere Indikatoren in die Berechnung ein. Der meistbeachtete Index in dem Bereich ist derjenige der Notenbank von Chicago, der 105 Datenpunkte einbezieht.

Ein höherer Wert im Index bedeutet einfachere Finanzierungsmöglichkeiten. Seit März sinkt der Index wieder. Anfangs Jahr wurden noch mit sieben Zinssenkungen gerechnet, jetzt nur noch mit zwei:


Quelle: CME FedWatch, 23.04.2024


Die Grafik zeigt, mit welchen Wahrscheinlichkeiten die Anleger mit einem Zinsentscheid der US-Notenbank rechnen. Beim nächsten Treffen der US-Notenbank am 1. Mai, gehen die Anleger mit einer Wahrscheinlichkeit von 99.7% davon aus, dass die Leitzinsen unverändert sein werden. Im September 2024 und Januar 2025 wir dann aber mit je einer Zinssenkung von 0.25% gerechnet.


Die Investitionen von heute sind die Erträge von morgen. Was uns neben der inversen Zinskurve Sorge bereitet ist, dass obwohl sich im letzten Jahr die Finanzierungsmöglichkeiten verbessert haben, die Firmen nicht investiert und fast keine Kredite nachgefragt haben.


Quelle: X, Equity Clock, @EquityClock, 22.04.2024


Die Grafik zeigt die Nachfrage nach Firmenkrediten in den USA. Die blaue Linie zeigt den durchschnittlichen Verlauf der Nachfrage der letzten 20 Jahre. 2023 war die Nachfrage nach Firmenkrediten sinkend und auch 2024 scheint in die gleiche Richtung zu gehen.

Die Firmen scheinen bisher nicht an eine gute Zukunft zu glauben und sind nach wie vor zurückhaltend mit zusätzlichen Investitionen. Erst wenn das ändert, überdenken wir auch unsere aktuell sehr vorsichtige und konservative Anlagepolitik.




Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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