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  • martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 45/2022

Kaufpanik an den Börsen, erste positive Zeichen, aber keine Entwarnung


Chart der Woche

Quelle: Mohamed A. El-Erian, @elerian, 11.11.2022


Die Grafik zeigt die Entwicklung der Inflation in den USA seit 2019. Auf der Grafik ersichtlich sind die drei Hauptkomponenten der Inflation: Hauptinflation, Energie und Nahrungsmittel. Da die Energiepreise und die Nahrungsmittelpreise oft sehr volatil sind, betrachten viele nur die Hauptinflation. Rot eingekreist ist der nicht erwartete hohe Rückgang der Inflation.


Warum das wichtig ist


Am Mittwoch der letzten Woche wurden die neuen Inflationszahlen in den USA publiziert. Diese waren um einiges besser als erwartet. Dies führte zu einem Feuerwerk an den Börsen. Ein Tagesanstieg von 5 bis 7% ist sehr selten. Wir haben in diesem Blog schon öfters darauf hingewiesen, dass genau eine solche Bewegung möglich ist, da die Mehrheit der Anleger sehr pessimistisch ist und viele ihre Portfolios abgesichert haben. Die Börse in den USA hat am Mittwoch direkt 3% höher eröffnet. Dies kann dann zu Zwangskäufen von denjenigen führen, die mit geliehenem Geld auf eine sinkende Börse gesetzt haben. Dann kommen die Anleger dazu, die total unter-investiert sind und Angst haben, sie würden eine gute Rendite verpassen. Dies kann zu einer extrem starken Spirale nach oben führen. Das Datum vom Mittwoch hat das Potenzial noch nach Jahren als Datum der Zinswende genannt zu werden. Die Daten könnten zu einem Umdenken der amerikanischen Notenbank führen und die Dynamik der extrem hohen Zinserhöhungen brechen.


Erste positive Zeichen, aber keine Entwarnung

Quelle: CME Group, CME FedWatch Tool, 12.11.2022


Die Grafik zeigt, welchen Zins die Anleger im Juli 2023 erwarten. Es wird erwartet, dass die Notenbank den Leitzins in weiteren Schritten bis maximal 5 bis 5,5% erhöhen wird. Aktuell liegt er zwischen 3.75 und 4%.

Wichtig dabei ist die Tabelle im unteren Teil und wie sich die Erwartungen seit dem letzten Monat und seit letzter Woche verändert haben.

Noch vor einem Monat wurde der Peak zwischen 4.75 bis 5% erwartet. Aufgrund der verschärften Kommunikation der Notenbank seit der letzten Zinserhöhung haben sich die Erwartungen verändert und der Peak wurde neu bei 5,25 bis 5,5% erwartet. Innerhalb von wenigen Stunden ist die Erwartung wieder auf den Stand von einem Monat zurückgekehrt.

Einerseits erklärt das die grosse Bewegung an den Märkten, aber es setzt die Bewegung auch in einen klaren Kontext. Die Erwartungen sind gerade mal auf den Stand vor einem Monat zurückgekehrt und wir haben für mindestens ein weiteres Jahr mit steigenden Zinsen zu rechnen. Für uns ist das kein Grund, die Anlagepolitik nun komplett zu ändern. Vorsichtiges investieren mit einem Fokus auf Subtanzaktien (Value) erscheint uns immer noch die richtige Strategie.


Quelle: Isabelnet, 11.11.2022


Die Grafik zeigt die Komponenten der Inflation, die oft stark schwanken (flexible Inflation, blau) und der hässliche Teil der Inflation, die, wenn sie mal da ist, nicht wieder weggehen (klebrige oder Sticky Inflation, rot). Bei der klebrigen Inflation handelt sich insbesondere um Lohnanstiege im Dienstleistungssektor.

Bei aller Euphorie über die Inflationszahlen von letzter Woche, die klebrige Inflation nimmt nach wie vor zu und zeigt keine Bewegung nach unten.


Historisch gesehen wäre zudem eine Trendwende bei den Zinsen auf einem Level von 5 bis 5.5% eher tief:


Quelle: Isabelnet, 12.11.2022


Die Grafik zeigt die Höhe der Leitzinsen seit 1915 und rot markiert die Wendepunkte. Eine Wende bei etwas über 5% wäre die dritt-Tiefste seit 1915.



Quelle: Adam Tooze, @adam_tooze, 10.11.2022

Die Grafik zeigt die Nachfrage nach Hypotheken in den USA. Dieser Indikator zeigt sehr früh an, wie sich die ganze Bauindustrie in den USA entwickelt. Die Nachfrage ist um fast 90 % eingebrochen. Andere Indikatoren zeigen ein ähnliches Bild, die US-Wirtschaft könnte sich viel stärker abkühlen als erwartet, ja es könnte zu einer sehr starken Rezession kommen.


Quelle: HOZ, @MFHoz, 11.11.2022


Die Grafik zeigt den Börsenverlauf des S&P 500 von Oktober 2021 bis heute (schwarz) und von 1973 bis 1974 in Rot. 1973 kam es zu einer grossen Rezession, darum vergleichen die Pessimisten die heutige Lage mit dieser Zeit. Wir denken, die Wahrscheinlichkeit einer solchen Entwicklung ist klein, aber zeigt doch auf, dass es nicht angebracht ist, wegen einer einzigen besseren Inflationszahl in Euphorie auszubrechen.

Seit Oktober 2021 brachen die Wachstumswerte aufgrund der stark steigenden Zinsen stark ein.

Quelle: The Daily Shot, @SobertLook, 10.11.2022


Die Grafik zeigt die Rendite von Wachstum (Growth) und Value (Substanz) Aktien im Verhältnis zueinander. Ob die letzte Woche jetzt bereits die Wende war, glauben wir noch nicht. Eine gewisse Erholung der Kurse wird sicher stattfinden, aber die Wende, dass Wachstum wieder nachhaltig besser rentiert, wird auf sich warten lassen, solange die Zinsen weiter steigen.


Historisch gesehen war die aktuelle Lage mit einer ersten Abkühlung der Zinserhöhungen der Startschuss für die Out-Performance von kleinkapitalisierten Aktien.

Quelle: Otavio Costa, @TaviCosta, 10.11.2022


Die Grafik zeigt die Mega-Caps, also der ganz grossen Firmen in den USA. Sie haben den Index in den letzten Jahren massiv nach oben getrieben. Dieser Trend scheint nun gebrochen zu sein. Das liegt insbesondere an den grossen Technologiewerten wie Meta, die aktuell mit Massenentlassungen Schlagzeilen machen.


Wir sind dennoch etwas vorsichtig, aktuell auf diesen Trend zu setzten.


Quelle: Isabelnet, 09.11.2022


Die Grafik zeigt, wie optimistisch die Firmenchefs der kleinen Firmen in den USA sind. Der Optimismus ist tiefer bzw. der Pessimismus ist höher als noch in der Covid-Krise.

Wenn schon die Firmenchefs nicht an eine Trendwende glauben, ist es vielleicht doch noch etwas zu früh, auf solche Firmen zu setzen.





Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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