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  • martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 45/2021

Höchste Inflationszahlen in den USA seit 1990; Verflachung der Zinskurve, Inflationsprognosen.

Chart der Woche

Quelle: Twitter: The Daily Shot, @SoberLook, 10.11.2021


Die Grafik zeigt die Zinskurve über 5 Jahre an. Vor einem Monat (blaue Linie) musste man für einen 5-Jahres Kredit noch 1.9% zahlen, jetzt 1.5% (rote Linie). Aber die Zinsen für einen Kredit von einem Jahr sind von 0.4% auf 0.6% gestiegen. In der Fachsprache sagt man, die Zinskurve ist flacher geworden.


Warum das wichtig ist:

Eine Verflachung der Zinskurve ist üblicherweise ein Anzeichen auf eine baldige Rezession. Aktuell deutet sie darauf hin, dass ein tieferes Wachstum erwartet wird. Die Dynamik nach der Covid-Erholung dürfte sich abschwächen. Der Anstieg sieht auf den ersten Blick nicht dramatisch aus. Auch 0.6% für einen Kredit von einem Jahr ist nicht viel, aber dennoch 50% höher als noch vor einem Monat. Gerade Start-Ups aus dem Technologiesektor, die grosse Verluste und noch keine Gewinne ausweisen, finanzieren sich oft über kurzfristiges Fremdkapital. Und auch Hausbesitzer mit einer Libor-Hypothek müssen jetzt 50% mehr Zins bezahlen.


Höchste Inflationszahlen in den USA seit 1990


Diese Woche wurden die Inflationszahlen in den USA für Oktober publiziert. Dies war eine Zunahme von 6.2% gegenüber dem Vorjahr. Dies ist der höchste Wert seit 1990. Die Zinsen sind daher auch sofort angestiegen.

Quelle: Yardeni Research, 12.11.2021


Der Anstieg der Zinsen ist im historischen Vergleich nicht gross, aber es könnte eine Trendwende bedeuten. Aktuell signalisiert keine der grösseren Notenbanken tiefere Zinsen. Meist sprechen sie von gleich hohen/tiefen Zinsen wie jetzt für noch 1-2 Jahre oder leicht höheren Zinsen. Investoren die in Obligationen anlegen sollten sich daher Sorgen machen.


Einige der grossen Banken haben dann auch sofort reagiert und die Wachstumsprognosen für die Wirtschaft und ihre Zinsprognosen angepasst:

Quelle: Youtube Markus Koch Wall Street vom 08.11.2021, Zeitstempel: 12.05


Die linke Grafik zeigt wie Goldman Sachs Ihre Gewinnprognosen für Aktien für die nächsten 2 Jahre gesenkt hat (von dunkelblau zu hellblau). Die rechte Grafik zeigt wie Goldman Sachs im Gegenzug die Zinsprognosen erhöht hat (von hellblau zu dunkelblau).

Tiefere Gewinne für Firmen bedeutet meist auch tiefere Börsenkurse. Die Börse hat diese Befürchtungen aber noch nicht aufgenommen. Das hängt damit zusammen, dass viele Anleger der Beteuerung der Notenbanken glauben, dass die hohe Inflation nur temporär ist und bald wieder sinken wird.


Inflationsprognosen


Quelle: Isabelnet, 11.11.2021


Die Grafik zeigt die Inflationserwartung der meisten Marktteilnehmer und aus welchen Bereichen die Inflation kam und auch erwartet wird. Die Basisinflation (core Inflation) zeigt die Wertsteigerung aller wichtigen Güter ohne die sehr volatilen Energie und Nahrungsmittelpreise. Die Basisinflation ist aktuell unter 4% und nicht die grösste Sorge. Die aktuell hohen Inflationszahlen werden vor allem durch hohe Energiepreise (insbesondere Öl) und höhere Nahrungsmittelpreise ausgelöst. Der Ölpreis ist vom Tiefst im April 2020 bis im März 2021 um 260% gestiegen. Da die Inflation immer die Preise von heute mit denen vor einem Jahr vergleicht, schlägt diese Preissteigerung jetzt voll durch. Selbst wenn der Ölpreis von aktuell USD 80 auf USD 120 steigen sollte ist das "nur" eine Zunahme von 50%. Der Preis von USD 120 wurde erst zwei Mal erreicht. 1864 im Ölboom von Pennsylvania und 2011 im arabischen Frühling. Die Annahme, dass der Einfluss der Energiepreise auf die Inflation in den nächsten Monaten abnehmen wird ist also plausibel.

Quelle: Yardeni Research, 12.11.2021


Die Grafik zeigt den Anstieg der Preise für Industriemetalle seit 1996 an. Wir haben einen neuen Höchststand erreicht. Der Index zeigt die Preise der 22 wichtigsten Rohstoffe auf, wie Stahl und Kupfer, aber auch Zucker und Weizen. Auch hier gilt der gleiche Zusammenhang wie oben beschrieben . Auch ein weiterer moderater Anstieg der Preise sollte die Inflationszahlen in den nächsten Monaten nicht zu stark belasten.






Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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