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martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 44/2024

Die USA haben gewählt - was Anleger jetzt beachten sollten, Arbeitsmarkt in den USA



Chart der Woche

Quelle: Isabelnet, 05.11.2024


Die Grafik zeigt, wie stark die Firmen im Durchschnitt von den Erwartungen der Gewinnschätzungen abgewichen sind. Gerade im vierten Quartal 2022 haben die Firmen in Amerika enttäuscht, sonst waren die Resultate immer über den Erwartungen. Auch im dritten Quartal 2024 haben die Firmen die Erwartungen im Durchschnitt um 3% geschlagen.


Warum das wichtig ist.


Würden die Firmen die Erwartungen nicht übertreffen, so wäre das ein erstes Signal, dass eine Rezession kommen könnte. Aber davon ist nichts zu sehen. Den meisten Firmen geht es nach wie vor hervorragend, und auch die Arbeitslosenrate ist klein.



Die USA haben gewählt - was Anleger jetzt beachten sollten


Quelle: Tagesanzeiger, 06.11.2024


Amerika hat gewählt. Neuer US-Präsident wird Donald Trump. Darüber kann man erfreut oder bestürzt sein. Wir wollen hier jetzt aber nur die Auswirkungen auf die Börsen näher betrachten.


Zum Zeitpunkt, an der wir die Grafik oben gemacht haben, war Trump mit 311 Elektronenstimmen bereits als Präsident bestätigt. Nötig für die Wahl sind 270 Stimmen. Von den 311 Stimmen waren erst 291 klar bestätigt, aber die restlichen Stimmen gehen mit grosser Wahrscheinlichkeit an auch an Trump.


Zudem haben die Republikaner neue die Mehrheit im Senat. Trump kann jetzt an die 4000 Regierungsstellen neu besetzt werden, davon müssen 1200 vom Senat bestätigt werden. Die Hertuage Foundation hat seit Monaten Gespräche mit Kandidaten geführt und Listen zusammengestellt. Trump kommt also wesentlich besser vorbereitet in die zweite Präsidentschaft und die Demokarten können auch keine der Kandidaten verhindern. Der Weg wäre also frei für ex. Präsidentschaftskandidat Kennedy, der als COVID-Skeptiker und Anhänger von Verschwörungstheorien gilt, als Gesundheitsminister. Oder für einen Leugner des Klimawandels als Umweltminister.


Trump dürfte also wesentlich schneller seine Ziele und Wahlversprechen umsetzen als letztes Mal, als er schlecht vorbereitet war.


Ob das Repräsentantenhaus auch Republikanisch dominiert wird, ist noch offen, da werden die Stimmen noch ausgezählt. Es sieht aber auch da gut für die Demokraten aus. Das würde bedeuten, dass er nicht auf Kompromisse angewiesen ist und die Demokraten ihn nicht zügeln können.


Hier ist noch der Zeitplan, wie es jetzt weitergeht:

  • 5. November: Wahltag

  • 5. November bis 11. Dezember: Klagen und Nachzählungen

  • 11. Dezember: Bescheinigung durch die Gouverneure

  • 17. Dezember: Die Elektoren stimmen ab

  • 3. Januar: Der 119. Kongress tagt

  • 6. Januar: Der Kongress zählt die Elektorenstimmen

  • 20. Januar: Inauguration


Quelle: X: Lance Roberts, @LanceRoberts, 06.11.2024


Die Grafik zeigt, wie die Börse normalerweise bei Wahlen reagiert. Es handelt sich hier um einen Durchschnitt der Wahlen von 1932 bis 2020. Nach den Wahlen legt die Börse meist die nächsten 75 Börsentage zu, schwenkt dann nach der Inauguration in eine Konsolidierungsphase und kann dann ab Tag 200 wieder zulegen. Wenn es nach dem gleichen Drehbuch verläuft, sollte die Aktienbörse in Amerika bis Ende Jahr noch weiter zulegen.


Quelle: Isabelnet, 04.11.2024


Die Grafik zeigt die Geldflüsse an die Aktienmärkte in den letzten 4 Wahljahren (2012 bis 2024). Auffallend in der Wahlperiode 2024 war, dass die Börsen schon sehr früh, einen Wahlsieg von Trump vorausgesagt haben. Das ist sehr unüblich. Dennoch haben viele Investoren vor der Wahl die Risiken reduziert, da auch Ausschreitungen oder bürgerkriegsähnliche Situationen möglich gewesen wären. Diese Gelder fliessen jetzt wieder in den Markt. Auch wir haben uns so verhalten.


Schon in früheren Marktberichten haben wir geschrieben, dass die Wahl zwar Einfluss auf einzelne Branchen haben kann, aber nicht auf die ganze Wirtschaft. Da waren sich die Programme der Kandidaten Amerika First (Trump) und starker Unterstützung der Mittelklasse (Harris) näher, als viele denken. Zudem ist kein Präsident daran interessiert, dass ganze Branchen kollabieren und es viele Arbeitslose gibt.


Eine Assetklasse, wo klar war, dass sie zulegen wird, egal ob Trump oder Harris gewinnt, war Gold. Bei Trump wird die Staatsverschuldung noch mehr steigen als bei Harris. Die USA haben jetzt schon Schulden von über 120% des Bruttoinlandproduktes. Da mit Trump Handelskriege drohen, dürften auch die Käufe von China und Japan in Amerikamischen Staatsanleihen abnehmen. Viele, die sich darüber Sorgen machen, bauen Gold auf.


Generell kann man sagen, dass die traditionellen Energiefirmen oder auch Banken durch weniger starke Regulierung zu den Gewinnern gehören werden. Ölförderung mit dem umstrittenen Fracking dürfte nun massiv zunehmen. Trump will damit die Energiepreis senken. Hingegen dürften Firmen, die im Bereich Nachhaltigkeit aktiv sind und/oder alternative Energieformen anbieten, unter Druck geraten. Die Fördergelder dürften hier stark abnehmen.


Was die einzelnen Firmen angeht, gibt die folgende Grafik eine gute Indikation:

Quelle: X: Andreas Steno Larsen, @AndreasSteno, 28.10.2024


Die Grafik zeigt, welche Firmen Trump und Harris mit Wahlspenden unterstützt haben. Die Firmen, die Trump stark unterstützt haben, dürften sich durch seine Wahl auch Vorteile erhofft haben.


Durch die Einfuhrzölle dürften zudem lokale amerikanische Firmen, die wenig exportieren, stark profitieren. Dazu gehören viele Small Caps, also gelistete Firmen an der Börse mit einer kleinen Marktkapitalisierung. Wir prüfen aktuell Anlagen in diesem Bereich.


Ein weiterer Gewinner ist Bitcoin. Trump hat sich im Wahlkampf für die Unterstützung von Bitcoin ausgesprochen und ist auch an Bitcoin Konferenzen aufgetreten. Das Schreckensgespengst von Bitcoin war Gary Gensler der Chef der SEC der amerikanischen Börsenaufsicht. Durch unzählige Rechtsverfahren hat er der Branche immer wieder gebremst. Er dürfte einer der Ersten sein, der den Spruch von Trump "you are fired" zu hören bekommt.


Eine spezielle Erwähnung gebührt Elon Musk, der sich stark für Trump eingesetzt hat und an seinem Erfolg durch das Social Netzwerk X (früher Twitter) einen grossen Einfluss hatte. Tesla dürfte den Importsteuern von Trump mehr Wagen in den USA verkaufen und auch die Zulassung der Robotaxis dürfte einfacher werden. Zudem ist SpaceX stark von Regierungsaufträgen abhängig, die jetzt auch gesichert sein sollten. Zudem kommt die persönliche Steuersituation von Musk hinzu. Er zahlte 2022 an die USD 11 Milliarden Steuern. Sollte er einen Ministerposten bekommen (im Gespräch ist die neu geschaffene Ministerposition als Effizienzminister), dürfte er von starken Steuerreduktionen profitieren.


Noch ein Kommentar zu den Risiken der Strategien von Trump. Die Importsteuern werden die Steuersenkungen für Firmen nicht ausgleichen. Das höhere Staatsdefizit wurde weiter oben schon erwähnt.

Der grösste Feind von Trump dürfte aber die Inflation sein.

  • Importzölle führen zu höheren Preisen und somit Inflation.

  • Dank tiefer Steuern werden Firmen mehr investieren. Dies führt zu höheren Preisen von Rohstoffen und somit Inflation.

  • Die Ausschaffung von Migranten sorgt dafür, dass Firmen für Arbeiten im Tieflohnsegment höhere Steuern bezahlen müssen. Somit steigt die Inflation.

  • Durch die Amerika First Strategie werden Firmen bevorzugt die n Amerika produzieren. Die Produktionskosten in den USA sind aber höher als in Asien. Somit könnnte die Inflation steigen.


Fast alle Programmpunkte von Trump bergen die Gefahr von höherer Inflation. Nachwahlbefragungen zeigen, dass der Hauptgrund für seine Wahl die Wut der Bürger über die hohe Inflation war. Die Inflation wird die grösste Herausforderung für Trump werden.


Auf die Geopolitischen Auswirkungen der Polikik vom Trump werden wir in einem der nächsten Marktberichte eingehen.



Arbeitsmarkt in den USA


Für die neu geschaffenen Stellen (ausserhalb des Agrarsektors) für den Oktober in den USA wurden 117'500 erwartet. Geschaffen wurden aber nur 12'000 neue Stellen. Diese Enttäuschung führte zu sinkenden Börsenkursen.


Quelle: X: MacroMicro, @MacroMicroMe, 01.11.2024


Die Grafik zeigt, in welchen Sektoren neue Stellen geschaffen wurden. Das waren mehrheitlich von der Regierung geschaffene Stellen, aber auch im Ausbildungs- und Gesundheitsbereich, der stark von dem Staat dominiert wird.

Die Wirtschaft hat sonst mehrheitlich Stellen abgebaut. Das ist ein sehr negatives Bild, das zu Sorgen Anlass gibt. Eine Rezession ist immer noch möglich. Nach dem ersten Schock setzte sich aber die positive Beurteilung durch, dass damit Zinssenkungen wahrscheinlicher werden.

Kurzfristig mag diese Betrachtung aufgehen. Aber generell ist der Schaden einer Rezession schlimmer, als Zinssenkungen positiv ausgleichen können. Die Börse geht aktuell weiter nach oben, aber auf einer gefährlichen Gratwanderung. Es ist hier wichtig, die Märkte sehr genau zu beobachten und notfalls die Risiken zu reduzieren.


Quelle: X: Global Markets Investor, @GlobalMktObserv, 04.11.2024


Die Grafik zeigt eine langfristige Betrachtung, in welchem Bereich (Nationale Regierung, Bundesstaat oder Privatwirtschaft) neue Stellen geschaffen wurden. Auch hier fällt der starke Rückgang neu geschaffener Stellen im Privatsektor auf. Dies führe in der Vergangenheit oft zu einer Rezession. Eine mögliche Rezession ist also bisher nicht vom Tisch.


Zur Erinnerung. Das verarbeitende Gewerbe ist seit 24 Monaten in einer Rezession:

Quelle: X: Global Markets Investor, @GlobalMktObserv, 01.11.2024


Die Grafik zeigt den von der Organisation ISM erhobenen Einkaufsmanagerindizes (PMI). Dabei handelt es sich um eine monatliche Umfrage bei den Einkaufsmanager der Firmen, wie sie die Zukunft einschätzen. Ein Wert von unter 50 weist auf eine schrumpfende Wirtschaft hin. Es gab noch nie so lange einen Zeitraum, wo der Index unter 50 war, ohne dass es zu einer Rezession kam.

Das verarbeitende Gewerbe schrumpft seit 24 Monaten, aber dies wird aktuell durch einen hervorragenden laufenden Dienstleistungssektor ausgeglichen. Dazu gehören insbesondere die meisten der Magnificant-7 Firmen (Apple, Microsoft, Google, Amazon, Nvidia, Meta und Tesla).


Wie oben festgehalten, ist die Anzahl neu geschaffener Stellen noch positiv. Dies aber nur wegen sehr vieler vom Staat geschaffenen Stellen. Sollten die Zahlen im nächsten Monat ins Minus fallen, könnte dies eine Korrektur an den Märkten auslösen.


Quelle: X: Brett, @brett_eth, 01.11.2024


Die Grafik zeigt, dass eine Rückgang der neu geschaffenen Stellen 2000 und 2007 zu einer Rezession geführt hat aber (noch) nicht 2024.


Fazit: Durch die positiven Auswirkungen der Wahlen in den USA haben wir den Investitionsgrad erhöht. Aufgrund der eher negativen Zeichen, die der Arbeitsmarkt sendet, bleiben wir aber weiter vorsichtig und mehrheitlich in Substanzwerten investiert.




Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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