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martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 44/2022

Weiterhin negative Grundstimmung bei den Anlegern, wie lange steigen die Zinsen in den USA noch an?



Chart der Woche


Quelle: Isabelnet, 02.11.2022


Die Grafik zeigt die Positionen aller Marktteilnehmer mit Termingeschäften an allen grösseren amerikanischen Aktienmärkten. Mit Termingeschäften kann man mit wenig Geld an steigenden Märkten profitieren (Calls), aber auch das Portfolio absichern, wenn die Börse sinkt (Puts). Die Prämie, die man für einen Put zahlt, ist dann wie eine Versicherungsprämie gegen sinkenden Börsen. Wenn die Börse dann aber steigt, hat man die Versicherungsprämie für nichts bezahlt. Aktuell halten die Anleger sehr viele Put-Optionen.


Warum das wichtig ist


In der Geschichte der amerikanischen Aktienbörsen gab es noch nie einen Fall, in dem die Anzahl der Anleger, die Puts hielten, so gross war.

Die Börse sinkt, wenn mehr Anleger verkaufen als kaufen. Wenn aber alle abgesichert oder nicht investiert sind, so braucht es nur wenige positive Meldungen und die Börse steigt 2-3% an einem Tag an. Das gab es letzte Woche zweimal. Als zu Beginn der Woche Gerüchte aufkamen, China würde sich von der Null-COVID Politik abwenden oder Ende Woche als Gerüchte aufkamen, Putin sei bereit, mit den Amerikanern über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. Das Risiko für weitere grosse Einbrüche an der Börse ist geringer, als das Risiko diese massiven Bewegungen nach oben zu verpassen.

Zinsen in den USA


Auch in der letzten Woche hat die amerikanische Notenbank (FED) die Zinsen um weitere 0,75% erhöht.

Quelle: Twitter, Mphamed A. El. Erian, @elreian, 04.11.2022


Die Grafik zeigt, wie die Notenbanken in den USA, England und Europa die Zinsen bereits angehoben haben. Wichtig für die Anlagepolitik ist der grosse Unterschied zwischen den USA und Europa. 2021 war die USA ca. 1% höher, nun sind es 2,5%. Dieser Zinsunterschied lässt den USD erstarken, da mehr Anleger ihr Geld in den USA ausleihen als in Europa. Erst wenn dieser Zinsunterschied wieder kleiner wird, wird der USD gegenüber dem EUR an Wert verlieren.


Quelle: Isabelnet, 05.11.2022


Die Grafik zeigt die Erwartungen der Anleger über die weiteren Zinsschritte der US-Notenbank. In dunkelblau die Erwartungen am Mittwoch vor der Ankündigung und in hellblau nach der Pressekonferenz. Nach der Pressekonferenz und den Aussagen von Notenbankchef Jerome Powell sind die Erwartungen nochmals leicht angestiegen. Viele hatten gehofft, die Notenbank könnte jetzt die Zinsen weniger stark erhöhen, aber die Hoffnungen wurden nicht erfüllt.


Quelle: Twitter, Rob Hagar, @Rob_Hagar, 03.11.2022


Die Grafik zeigt die Terminal-Rate in den USA. Die Terminal-Rate zeigt das Niveau, bei dem die FED voraussichtlich die Zinsen nicht mehr erhöhen wird. Mit der Zinserhöhung vom Mittwoch liegt der Zielsatz der FED nun zwischen 3,75% und 4%.

Jedes Mal, wenn die Terminal-Rate sinkt, kommt es zu einer Rallye an den Aktienmärkten. Um die Aktienmärkte zu prognostizieren, ist darum ein Blick auf die Zinsprognosen der Schlüssel.


Ein etwas negatives Bild zeigt die folgende Grafik.

Quelle: Twitter, ecoinometrics, @ecoinometrics, 04.11.2022


Die Grafik zeigt in Rot die Phasen von einer inversen Zinskurve. Normalerweise zahlt man für kurzfristige Kredite einen tieferen Zinssatz als für langfristige Kredite. Die Zukunft ist unsicher und daher sind die Risiken für langfristige Kredite höher.

Aktuell sind wir in einer seltenen Phase, in denen die langfristigen Kredite (10 Jahre) einen tieferen Zinssatz haben als die Kurzfristigen (2 Jahre).

In den letzten 30 Jahren kam es nach einer solchen Situation, immer zu einer Rezession.

Eine Rezession bedeutet nicht zwangsläufig stark tiefere Aktienkurse. Aber in all diesen Phasen haben Substanztitel (Value) besser abgeschnitten als Wachstumsaktien (Growth)


Vielen Daten zeigen, dass sich die Wirtschaft bereits abschwächt:

Quelle: Isabelnet, 03.11.2022


Die Grafik zeigt die Inflation (weiss) und den ISM-Index (grün). Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe, auch bekannt als Einkaufsmanagerindex (PMI), ist ein monatlicher Indikator für die Wirtschaftstätigkeit in den USA, der auf einer Umfrage unter Einkaufsmanagern von mehr als 300 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes basiert. Viele Firmen reduzieren ihre Einkäufe, was auf eine verminderte Produktion in der Zukunft schliessen lässt. Der ISM ist einer der bekanntesten frühlaufenden Indikatoren über die Wirtschaftsleistung. Darum war in der Vergangenheit seine Prognosekraft für die Inflation sehr gut.

Die aktuell grosse Abweichung basiert auf dem Krieg in der Ukraine und den stark steigenden Energiekosten sowie nach wie vor Lieferschwierigkeiten aus Asien basierend auf der Null-COVID Politik der chinesischen Regierung.


Die stark steigenden Zinsen haben auch Auswirkungen auf den Goldpreis. Gold ist eine sichere Anlage und in Krisenzeiten geschätzt. Gold zahlt aber keinen Zins. Darum ist der natürliche Konkurrent des Goldes sichere Staatsanleihen. Da nun bei Staatsanleihen wesentlich höhere Zinsen bezahlt werden, motiviert dies Anleger von Gold in Staatsanleihen umzuschichten. Auch ein starker USD ist in der Regel negativ für den Goldpreis.

Quelle: Isabelnet, 05.11.2022


Die Grafik zeigt eine Phase von unüblich langen negativen Geldflüssen aus dem Gold. Da wegen zusätzlichen Covid-Wellen und dem Krieg in der Ukraine, der noch eskalieren könnte, grosse geopolitische Gefahren bestehen, halten wir an einer (kleinen) Goldposition in den Portfolios aber fest.






Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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