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martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 37/2024

Geld verdienen beim Schlafen und warum Day-Trading keine gute Idee ist; Ist der Zauber in China vorbei?


Chart der Woche


Eine Grafik ist uns diese Woche speziell aufgefallen:

Source : X, Callum Thomas, @Callum_Thomas, 07.09.2024


In Blau wird die Rendite der Aktien im S&P 500 während den offiziellen Börsenzeiten gezeigt. In Rot sieht man die Rendite, die ein Investor erzielt hat, wenn er bei Börsenschluss kauft, die Aktie über Nacht hält und bei Börsenbeginn wieder verkauft.


Warum das wichtig ist


Es gibt viele Anleger, die hoffen, mit Day-Trading reich zu werden. Fakt ist aber:


Source : X, Michael A. Arouet, @MichaelAArouet, 14.09.2024


Die Grafik zeigt, wie viele von 100 Day-Trader erfolgreich sind (rot markiert) im Vergleich zu Spielern im Casino. Fazit: Im Casino ist man erfolgreicher.


Quelle: Tradingview, Marmot. 16.09.2024


Die Grafik zeigt die Rendite von Tesla der letzten 7 Handelstage. Jeder Balken entspricht einer Zeitlänge von 30 Minuten. Schwarz eingekreist sind die Unterschiede zwischen dem Schlusskurs des Vortages und dem Eröffnungskurs des Folgetages.

Das aktuelle Beispiel bestätigt den Zusammenhang. In fünf von sieben Tagen eröffnete Tesla höher als am Vortrag, ohne dass die Kurse dazwischen je gehandelt wurden. Geld verdient, wer die Aktien in der Zeit hält, in der kein Handel stattfindet.


Ein Grund für diesen Zusammenhang könnten die aktuellen Börsenrichtlinien sein. Alle an den Märkten gehandelten Firmen sind verpflichtet, Informationen, die für Anleger wichtig sind, nach Börsenschluss oder vor Börsenschluss zu veröffentlichen, damit alle Anleger gleich behandelt werden und die Möglichkeit haben, auf die Neuigkeiten zu reagieren. Auch verhindert man dadurch wilde Bewegungen im Tagesverlauf, die vorwiegend im Derivatgeschäft zu extremen Übertreibungen führen und den ganzen Markt destabilisieren könnten.



Ist der Zauber in China vorbei?


China ist die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt und die Nation, in der weltweit die meisten neuen Patente angemeldet werden.

Dennoch konnte man als Aktienanleger in diesem Jahr in China nicht verdienen. Die Indizes sind zwischen 3% und 10% gesunken. Die Börsen in Europa und den USA konnten zwischen 10% und 18% zulegen. Was ist mit China los?


Zuerst mal hat die rigide COVID-Zero Politik der chinesischen Regierung der Wirtschaft sehr geschadet. Überall auf der Welt kam es nach COVID zu einer Erholungsrallye an den Aktienmärkten. Die Konsumenten holten nach, auf das was sie lange verzichten mussten. In China geschah das nicht, wegen des Kollapses des Immobilienmarktes.

Quelle: X, Agathe Demarais, @AgatheDemarais, 30.08.2024


Die Grafik zeigt die jährliche Veränderung der Preise für Wohnimmobilien in China. Seit vier Jahren sind die Preise am Sinken und es ist keine Erholung abzusehen.


Quelle: X, Ayesha Tariq, CFA, @AyeshaTariq, 06.09.2024


Die Grafik zeigt die Rendite von Immobilienaktien an der Börse in China. Die Preise sind noch gerade so hoch wie 2008 nach der globalen Finanzmarktkrise.

Diese Grafiken lassen erahnen, wie stark die Immobilienkrise die Gesellschaft beeinflusst. Viele aus dem Mittelstand hatten seit Jahren für eine Wohnung gespart und bei Immobilienentwicklern gekauft. Diese gingen bankrott und die Kunden haben alles Geld verloren.

Dies führte dazu, dass der Konsum des Mittelstandes komplett eingebrochen ist.


Quelle: X, Barchart, @Barchart, 15.09.2024


Die Grafik zeigt den BIP-Deflator (Bruttoinlandsprodukt von China). Das ist ein Instrument zur Messung von Preisänderungen im Zeitverlauf. Er misst die Preisveränderungen für alle in einer Volkswirtschaft produzierten Waren und Dienstleistungen. Er misst Inflation (steigende Preise) und Deflation (fallende Preise). Die Grafik zeigt ein deflationäres Umfeld in China und die längste Krise seit 1995. Da die Preise immer günstiger werden, wird nicht investiert und grosse Anschaffungen (Auto, Häuser) so lange hinausgeschoben wie es geht.


Quelle: X, Hanson, @hansonhan, 13.09.2024


Die Grafik zeigt, wie viele neue Firmen pro Jahr in China gegründet werden. Die Neugründungen sind massiv eingebrochen. Keiner traut mehr der Zukunft und ist bereit zu investieren.


Was noch dazu kommt, ist der Trend des Onshoring oder der De-Globalisierung. COVID und die politischen Spannungen zwischen den USA und China haben gezeigt, wie anfällig Lieferketten sein können. Die Komplexität der Lieferketten wird nun reduziert. Es werden jetzt keine Fabriken in China geschlossen, aber Neue nur noch in der Nähe des Heimmarktes (Osteuropa oder Mexiko) gebaut und die Fabriken in China werden nur noch verwendet, um Asien zu beliefern.


Quelle: Caixin Global, 24.08.2024


Die Grafik zeigt die Entwicklung der ausländischen Netto-Direktinvestitionen in China. Seit Beginn 2024 sind diese rückläufig. Die Politik der chinesischen Regierung, in gewisse Sektoren massiv einzugreifen und die generell steigenden Löhne haben auch dazu geführt, dass Investoren in andere asiatische Länder wie Vietnam ausweichen.


All diese Daten führen dazu, dass die institutionellen Anleger den chinesischen Markt als nicht attraktiv einschätzen.

Quelle: X, Jim Bianco, @biancoresearch, 18.09.2024


Die Grafik zeigt eine Umfrage der Bank of Amerika bei den grossen institutionellen Anlegern. Die gestellte Frage war: Erwarten sie eine wachsende oder schrumpfende Wirtschaft in China. Eine Rekordzahl erwartet weiter eine schlechtere Wirtschaftslage in China.

Es gibt aktuell fast keine Grafik, die für Anlagen in China spricht.


Optimisten können jetzt natürlich argumentieren, dass so viele negative Erwartungen in den Preisen drin sind, dass es nur nach oben gehen kann. Um jetzt zu investieren, muss man einen langen Anlagehorizont haben. Ob wir jetzt schon den Tiefpunkt erreicht haben oder ob es noch weitere 20% sinkt, ist schwer einzuschätzen.

Damit es zu einer Trendwende kommt, muss sich der Immobilienmarkt stabilisieren und/oder die chinesische Regierung mehr Mittel in den Markt pumpen, um Immobiliengesellschaften zu retten.





Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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