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martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 36/2024

Wie und wo investieren in einer Rezession, Verhalten der Aktienmärkte in einer Rezession.


Chart der Woche

Quelle: Isabelnet, 04.09.2024


Die Grafik zeigt das Zusammenspiel zwischen dem breiten Aktienmarktindex in den USA, dem S&P 500 (violett) und dem Einkaufsmanagerindex (ISM, gelb).

Der Einkaufsmanagerindex basiert auf einer Umfrage bei den grössten 300 Industriefirmen, bei der die Einkaufsmanager befragt werden, wie sie die wirtschaftliche Entwicklung sehen. Ein Wert des Einkaufsmanagerindex unter 50 (linke Skala) bedeutet eine schrumpfende Wirtschaft an.


Warum das wichtig ist


Normalerweise ist der ISM ein guter Frühindikator für die zu wirtschaftliche Entwicklung und daher für die Aktienpreise. Seit dem November 2023 gehen die beiden Linien aber völlig andere Wege. Die Korrelation ist nach über 10 Jahren gebrochen.

Die Bullen (Investoren, die denken, dass die Börse steigt) argumentieren, dass wegen des Trendthemas der Künstlichen Intelligenz der Dienstleistungsbereich viel wichtiger ist und die reine Produktion keinen grossen Einfluss mehr auf die Wirtschaft hat.

Die Bären (Investoren, die denken, dass die Börse sinkt) argumentieren, dass die Grafik die Anlageblase insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz widerspiegelt und die Börse viel zu hoch bewertet sei.


In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wer Recht bekommt.



Wie reagiert der Markt auf Zinssenkungen?


Diese Grafik haben wir schon letzte Woche gezeigt.


Source : X, Daily Chartbook, @dailychartbook, 12.08.2024


Die Grafik zeigt die Differenz der Rendite des S&P 500 und der zehnjährigen US-Staatsanleihe. In der horizontalen Achse bedeuten Werte grösser als Null, dass Aktien besser abschneiden, bei Werten unter null sind Staatsobligationen besser. Auf der vertikalen Achse ist, mit 0, die erste Zinssenkung der Notenbank in dem aktuellen Zyklus eingezeichnet. Für die Berechnung der Linien wurde die durchschnittliche Rendite verwendet, der Zinszyklen seit 1984.

Die Grafik zeigt, dass sich eine Zinssenkung nicht automatisch positiv für die Aktienmärkte auswirkt. Sie ist nur dann positiv für die Aktienmärkte, wenn eine Rezession abgewendet werden kann. Also ein sogenanntes Soft-Landing geschieht.

Ca. 50 Tage vor der ersten Zinssenkung beginnen die Aktienmärkte zu sinken. Die erste Zinssenkung wird an der nächsten Sitzung der US-Notenbank am 18. September erwartet. Wir sind jetzt genau in dieser Korrekturphase. Ist die Zinssenkung erfolgt, gibt der Markt der Wirtschaft ca. 50 Tage Zeit. Wenn dann kein Effekt von der Zinssenkung zu sehen ist, korrigieren die Aktienmärkte bis 25% .


Der US-Arbeitsmarkt


Die Arbeitsmarktzahlen, die in der letzten Woche veröffentlicht wurden, waren zwar nur leicht schwächer als erwartet, aber die Details haben sehr enttäuscht.


Im August wurden die Vollzeitstellen um 438'000 reduziert, aber die Part-Time Stellen um 527'000 ausgebaut. Wir hatten über das Phänomen schon vor den Sommerferien berichtet. Die Firmen glauben nicht so recht an das Wachstum und stellen daher keine Vollzeit-Mitarbeiter mehr an. In der Vergangenheit ein Zeichen, dass eine Rezession droht.

Eine Zahl, die wirtschaftlich nicht relevant ist, aber für den Wahlkampf in den USA Sprengkraft besitzt, ist, dass im 635'000 im Ausland geborene Personen eine Stelle gefunden haben, aber 1'325'000 in Amerika geborene Personen ihre Stelle verloren haben.


Dazu kommt ein weiteres Phänomen. Die Arbeitsmarktzahlen werden immer in der ersten Woche des Monates veröffentlicht. Wenn man zusätzliche Daten hat, werden diese aber im Nachhinein revidiert. Die Revision nimmt fast niemand mehr wahr. Nun wurden diese Zahlen vom letzten Monat aber zum vierten Mal in Folge nach unten revidiert. Von den letzten 7 Monaten wurden 6 Zahlen nach unten revidiert. Das Bild am Arbeitsmarkt ist also schwächer, als viele denken.


Quelle: Isabelnet, 07.09.2024

Die Grafik zeigt, wie viele neue Stellen, die in der US-Wirtschaft (ohne den Landwirtschaftssektor) in einer Rezession geschaffen werden oder verschwinden. Dazu wurden alle Rezensionen in den USA seit 1945 betrachtet. Auf der Zeitachse, die Null zeigt das Datum der ersten Zinssenkung an. Die letzte Woche publizierten Arbeitsmarktzahlen passen hier genau ins Bild. Man geht davon aus, dass in den nächsten Monaten schwere Zeiten im Arbeitsmarkt zu sehen sein werden. Die Spitze der Entlassungswelle dürfte dann im Februar/März 2025 erreicht sein.


Inverse Zinskurve löst sich auf


Nun ist es geschehen. Die inverse Zinskurve hat sich (fast) aufgelöst. Für die «offizielle» Definition einer inversen Zinskurve betrachtet man die Zinsen der zweijährigen und der zehnjährigen US-Staatsanleihe.


Zur Erinnerung: Eine inverse Zinskurve kommt selten vor. Normalerweise sind die langfristigen Zinsen höher als die kurzfristigen Zinsen. Je länger man einem Schuldner Geld ausleiht, desto höher sind die Unsicherheiten. Wenn aber eine Rezession droht, ist es genau umgekehrt. Dann sind die kurzfristigen Zinsen höher. In der Vergangenheit kam die Rezession immer ca. 2-3 Monate nach der Auflösung der inversen Zinskurve.

Quelle: Investing.com, 10.09.2024


Die Grafik zeigt die Zinskurve (Zins, den man für verschiedene Laufzeiten bekommt) und wie sich diese verändert hat. Die Zinskurve vor einem Jahr ist blau eingezeichnet, die vor einem Monat rot und die aktuellen in Schwarz.

Es ist klar zu sehen, wie sich die Kurve nach unten bewegt und abflacht. Über den Betrachtungszeitraum von zwei und zehn Jahren hat sich die Zinskurve bereits normalisiert. Im ganz kurzen Bereich ist sie aber nach wie vor Invers.


Die Normalisierung der Zinskurve läuft so ab, dass die kurzfristigen Zinsen stärker sinken als die langfristigen Zinsen. Diesen Prozess nennt man "Bull Steepening".



Wie und wo investieren in einer Rezession.


Source : X, Kalani o Māui, @MauiBoyMacro, 08.09.2024


Die Grafik zeigt, wie sich die einzelnen Aktienmärkte und Sektoren verhalten haben, wenn es in der Vergangenheit zu einem "Bull Steepening" der Zinskurve kam. In einer sich anbahnenden Rezession sind das die Marktpositionierungen, die man einnehmen sollte.


An der Spitze steht Gold und Aktien von Goldminengesellschaften. Gefolgt von Dividendenwerten und den klassischen Value-Sektoren wie Grundnahrungsmittel, Finanztitel und Aktien aus dem Gesundheitssektor. Am schlechtesten schneiden Wachstumswerte und insbesondere der Halbleitersektor ab.

Ebenfalls zeigt die Grafik, dass Aktien kleinerer Firmen weniger leiden als die Aktien von ganz grossen Firmen. Das dürfte vorwiegend mit dem ETF-Markt zu tun haben. Wenn Investoren ihre Risiken reduzieren und ETFs verkaufen, trifft das vorwiegend die Aktien in den grossen Indizes.


Unsere Portfolios sind seit Monaten konservativ und auf Value ausgerichtet. Auch ein höherer Bargeldanteil ist aktuell ratsam, um bei günstigeren Kursen wieder einzusteigen.


Falls es dann zu der Rezession kommt, ist der übliche Ablauf wie folgt:

Source : X, Cheddar Flow, @CheddarFlow, 14.04.2023


Die Grafik zeigt, wie lange eine durch eine Rezession ausgelöste Korrektur an den Aktienmärkten im Durchschnitt dauert. Auf der Zeitachse mit null ist das Tiefst des Bärenmarktes eingezeichnet (Die Zahlen stehen für Wochen). Falls es am 18. September zu der ersten Zinssenkung im neuen Zyklus kommt, dann könnten die Märkte bis zu 10 Wochen, also bis Ende November nach unten gehen.





Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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