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  • martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 30/2022

Aktualisiert: 7. Aug. 2022

USA sind in einer Rezession, überwiegend freundliche Quartalszahlen in den USA.


Chart der Woche

Quelle: Twitter, Andreas Steno Larsen, @AndreasSteno, 28.07.2022


Der Chart zeigt den Anstieg der Inflation in den USA und das Rating von Präsident Biden, wie viele Amerikaner finden, dass er einen guten Job macht. Aktuell ist sein Rating sogar schlechter, als dass von ex Präsident Trump.




Warum das wichtig ist


In den USA stehen im Herbst die Wahlen für einen Grossteil des Parlaments an. Präsident Biden und die Demokraten haben aktuell die Mehrheit im Repräsentantenhaus, und mit dem Stichentscheid der Vizepräsidentin Harris auch im Senat. Wenn es Präsident Biden nicht gelingt, das Ruder sehr schnell herum zu reissen, wird er die Mehrheit in beiden Kammern an die Republikaner verlieren.

Analysen der vergangenen Wahlen zeigen klar auf, dass die wirtschaftliche Lage das wichtigste Argument der Wähler ist, ob sie für die Demokraten oder Republikaner stimmen. Die Amerikaner haben einen Sündenbock für die hohe Inflation gefunden, und das ist Präsident Biden und die Politik der Demokraten.

Die Republikaner gelten als wirtschaftsfreundlichere Partei als die Demokraten. Die Demokraten haben den Hang zu strengeren und umfangreicheren Regulierungen. An der Börse wird daher ein Wechsel der Mehrheit von den Demokraten zu den Republikanern eher positiv aufgenommen.


USA sind in einer Rezession


Am Donnerstag wurde das Wachstum des Bruttoinlandproduktes (GDP) in den USA bekannt gegeben. Es wurde eine Zunahme von 0,6 % erwartet. Bekannt gegeben wurde nun aber eine Abnahme von 0,9 %. Das heisst, verglichen mit dem Vorjahr, ist die Wirtschaft in den USA geschrumpft. Nach der offiziellen Definition ist eine Volkswirtschaft, die zwei Quartale ein negatives GDP-Wachstum aufweist, in einer Rezession. Die US-Regierung versuchte schon anfangs Woche, diese Definition zu relativieren. Sie sei alt und nicht mehr zeitgemäss. Die aktuelle Regierung unter Präsident Biden wollte um jeden Preis verhindern, mit einer Rezession in die anstehenden Wahlen gehen zu müssen.

Die Frage, ob wir eine Rezession in den USA haben ist jetzt geklärt, nun ist die grosse Frage, ob es eine starke oder milde Rezession werden wird.


Quelle: Isabelnet, 27.07.2022


Die Grafik zeigt, wie der Markt aktuell die Entwicklung der Inflation erwartet. Auch wenn die Inflation zurückgehen sollte, kann es bis zu einem Jahr dauern bis die Inflation wieder auf einem Niveau von 2 bis 4 % liegt. Diese Grafik ist aber mit Vorsicht zu geniessen. Seit einem Jahr sagen alle Experten, dass dies der Peak der Inflation war und wir ab jetzt tiefere Zahlen sehen werden. Sie lagen konstant komplett falsch.


Quelle: Isabelnet, 29.07.2022


Die Grafik zeigt in dunkelblau die bisherigen Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank (FED) und schraffiert, welche weiteren Zinserhöhungen von Goldman Sachs erwartet werden.

Auf der rechten Seite der Grafik sieht man, dass sie die Erwartungen von Zinserhöhungen seit dem Mittwoch, seit die Notenbank die Zinsen um 0,75 % erhöht hat, leicht gesunken sind. Von 3,5 % auf 3,31 %.

Mit der grossen Zinserhöhung konnte die Notenbank also viele Anleger überzeugen, dass sie die Zügel in die Hand nimmt und die Inflation bekämpft, ohne Rücksicht auf die anstehenden US-Parlamentswahlen zu nehmen. Dies war dann auch der Hauptgrund, warum die Börse auf die Zinserhöhung und die negativen GDP-Zahlen mit einem Kurssprung nach oben quittiert hat.


Was bezüglich der Inflation am meisten Sorgen macht, ist die Entwicklung der Löhne.

Quelle: YouTube Markus Koch Wall Street vom 20.07.2022, Zeitstempel: 15.10


Die Grafik zeigt die Entwicklung der Reallöhne, also der Löhne minus der Inflation. Durch die verschiedenen COVID-Unterstützungsprogramme und dem Einbruch der Inflation sind die Reallöhne 2020 überdurchschnittlich angestiegen. Umso mehr schmerzt jetzt der jähe Absturz.

Eigentlich haben die Arbeitnehmer aktuell etwa den gleichen Lohn und die gleiche Kaufkraft wie 2019, also vor der COVID-Krise. Weil aber zeitweise der Lohn massiv höher war, wird jetzt der Absturz als schmerzhafter empfunden als er objektiv eigentlich ist. Damit ist auch erklärt, warum aktuell die Konsumstimmung fast auf einem Allzeittief ist.


Es kommen jetzt viele Begehren für Lohnerhöhungen auf. Diese bergen aber die Gefahr, die Inflation nochmals stark zu erhöhen, da die Firmen wegen den höheren Kosten die Preise weiter erhöhen werden.


Quelle: Twitter, Andreas Steno Larsen, @AndreasSteno, 29.07.2022


Die Grafik zeigt die Entwicklung der Hypothekenzinsen (Orange Linie mit inverser Skala) und die Hauspreise in den USA (Dunkelblaue Linie). Die Hypothekenzinsen haben eine hohe Korrelation mit den Hauspreisen, mit einer Vorlaufzeit von 4 Monaten.

Es ist also davon auszugehen, dass die Immobilienpreise in den USA in den nächsten Monaten zum Teil stark sinken werden. Man sieht bereits, dass die bei den ausgeschriebenen Angeboten in den letzten Monaten die Preise um 7,3 % reduziert wurden. Dies hat die Nachfrage aber bisher nicht erhöht.


Seit dem Tiefst der Aktienbörsen im Juni konnten diese in Europa ca. 10 % und in den USA ca. 15 % zulegen. Eine Konsolidierung und Seitwärtsbewegung ist also in den nächsten Wochen durchaus realistisch.


Quelle: Isabelnet, 27.07.2022


Die Grafik zeigt die durchschnittliche Entwicklung des Aktienmarktes in den USA (schwarze Linie) und der Volatilität (rote Linie). Dies ist die sogenannte Saisonalität. Man sieht auf der Grafik, dass von Juli bis Oktober die Kurse meist seitwärts gehen. Dies aber gleichzeitig mit einer höheren Schwankungsbreite (Volatilität).

Auch wenn der breite Index sich seitwärts bewegt, kommt es oft zu grösseren Umschichtungen. Wir erwarten in einer solchen Phase eine weitere Out-Performance von Substanzwerten (Value) gegenüber Wachstumswerten (Growth).


Wir fokussieren in unseren Analysen oft auf die USA, da diese der weltweit grösste Konsummarkt sind. Die Entwicklung der Wirtschaft in den USA ist daher für alle Exportfirmen in Europa und der Schweiz entscheidend. Grösstenteils ist die Entwicklung in den USA dann auch wegweisend für die Entwicklung in Europa, mit einer Verzögerung von 6 bis 12 Monaten.


Quelle: Twitter, Andreas Steno Larsen, @AndreasSteno, 29.07.2022


Die Grafik zeigt die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland (Blaue Linie) und den IFO-Index (Orange Linie). Jeden Monat befragt das Wirtschaftsforschungsinstitut (ifo) ca. 9.000 Unternehmen, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage und die Perspektiven für die kommenden sechs Monate einschätzen. Der Index ist ein sehr guter Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Es ist klar ersichtlich, dass auch hier in Deutschland und Europa die wirtschaftliche Aktivität zurückgeht und wir in eine Rezession kommen werden.

Überwiegend freundliche Quartalszahlen in den USA.

Wie üblich in Zeiten mit negativen Makrozahlen sind es die Geschäftsresultate der Firmen, die positive Impulse geben können. Und genau das war diese Woche der Fall.

Hier muss aber fairerweise erwähnt werden, dass die Stimmung an den Märkten zeitweise so negativ war und deshalb so wenig erwartet wurde, dass es bereits ausreichte, wenn ein Firmenresultat nicht so schlimm ausfiel wie befürchtet.

Dies war dann insbesondere bei den grossen Tech-Werten wie Apple, Microsoft, Amazon und Alphabet (Google) der Fall, die sich überraschend gut halten konnten.

Sehr enttäuscht hat dagegen wieder einmal Facebook.


Auch Firmen aus anderen Bereichen konnten positive Zeichen setzten. Dies waren Visa, Verbrauchsgüterwerte wie Danone und Kraft Heinz und die Energiewerte.

Es ist davon auszugehen, dass auch in den nächsten zwei Wochen die Gewinnausweise der Firmen positive Impulse für den Markt geben können. Dann beginnt dann aber eine längere Durststrecke mit wenig Informationen von der Firmenseite. Dies wird auch meist als Grund für die oben beschrieben Saisonalität und Seitwärtsbewegung der Märkte von Juli bis Oktober genannt.





Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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