Ist die Zeit für Obligationen vorbei?, Inflation in den USA auf neuen Höchstständen, Rezession wohl unausweichlich, USD steigt weiter, Start der Gewinnsaison für das 2. Quartal
Chart der Woche
Quelle: Isabelnet, 13.07.2022
Die Grafik zeigt auf, wann die Rendite von Aktien und Obligationen beide in die gleiche Richtung liefen, also beide Gewinn oder beide Verlust machten (blauer Bereich). Im roten Bereich verhalten sich die Renditen der beiden Anlageklassen unterschiedlich.
Warum das wichtig ist
In den letzten 20 Jahren haben sich Aktien und Obligationen gut ergänzt und die Kombination beider Anlageklassen, haben das Risiko bzw. die Schwankungsbreite eines Portfolios reduziert. Wenn Aktien im Preis gefallen sind, so haben Obligationen zugelegt. Also eine perfekte Kombination.
Seit anfangs Jahr ist dies nun anders. Sowohl Aktien wie Obligationen haben an Wert verloren. Viele Anleger sind von dem überrascht, da dies das erste Mal in ihrer Anlagekarriere geschieht. Wenn man weiter in die Vergangenheit schaut, kommt dies aber öfter vor, als das Verhalten das wir in den letzten 20 Jahren erlebt haben.
Es ist davon auszugehen, dass Obligationen auch in den nächsten Jahren in die gleiche Richtung schwanken werden wie Aktien, und die goldenen letzten 20 Jahre nicht zurück kommen. Da Obligationen aber weniger stark schwanken als Aktien, werden sie auch in Zukunft das Risiko eines Portfolios minimieren, aber wesentlich weniger als in den letzten 20 Jahren.
Zudem werden die Wertschwankungen in einem Portfolio generell zunehmen.
Inflation in den USA auf neuen Höchstständen
Die neuen Inflationszahlen für Juni in den USA erreichen mit 9.1% nochmals neue Höchststände. Es war ein Wert von 8.8% erwartet worden. Die von vielen erwartete Beruhigung der Inflation ist nicht eingetreten.
Quelle: AXA, US CPI 9.1%YoY: not only an energy story, 13.07.2022
Die Grafik zeigt nicht wie üblich die jährliche Inflation sondern die monatliche Veränderung. Dies ist hilfreich um zu sehen, aus welchen Bereichen die Inflation kommt. Der grösste Teil der hohen Inflation kommt nach wie vor aus dem Energiebereich. Besorgniserregend ist jedoch, dass nun auch aus anderen Bereichen stetig steigende Preise kommen. Dies sind Miet- und Wohnkosten (Rent and OER), Autopreise und medizinische Grundversorgung. Die Gefahr wird immer grösser, dass sich die Inflation hartnäckig festsetzt.
Die aktuellen jährlichen Veränderungen kann man hier nachlesen.
Quelle: Isabelnet, 15.07.2022
Die Grafik zeigt wie stark die Inflation normalerweise von den Energiepreisen getrieben wird. Von 2000 bis 2020 lässt sich die Inflation fast vollständig mit der Veränderung des Ölpreises begründen. Die schwarze Linie und die blaue Linie haben einen fast identischen Verlauf. In dem Jahr hat sich dies nun komplett verändert. Die Inflation hat nun auf viele andere Bereiche des täglichen Lebens übergegriffen.
Die Notenbank in den USA ist nun gezwungen noch viel aggressiver gegen die Inflation vor zu gehen.
Quelle: Isabelnet, 15.07.2022
Die Grafik zeigt wie stark sich die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung der amerikanischen Notenbank von einem Prozent nach der Bekanntgabe der aktuellen Inflationszahlen erhöht hat. Sie liegt nun bei über 90%.
Aus dem einzigen Bereich, aus dem aktuell eine Entwarnung kommt ist, dass sich die globalen Lieferketten wieder normalisieren.
Quelle: Isabelnet, 13.07.2022
Die Grafik zeigt einen von Goldman Sachs entwickelten Index (grüne gepunktete Linie), der aufzeigt wie stark die Lieferketten aus dem Lot sind, und welchen Effekt dies auf die Preise hat. Es ist zu erwarten, dass sich auch in den nächsten Monaten die Lieferketten wieder normalisieren und der Druck auf höhere Preise nachlässt.
Rezession wohl unausweichlich
Bisher hat die Notenbank in den USA immer versucht die Zinsen nur so stark zu erhöhen, dass keine Rezession folgt. Aufgrund der nach wie vor hohen Inflation, kann sie jetzt auf dies nicht mehr Rücksicht nehmen.
Quelle: Isabelnet, 14.07.2022
Der Chart zeigt die Differenz zwischen dem Zinssatz für 10 und einjährige Staatsanleihen in den USA. Für eine Anleihe die 1 Jahr dauert, bekommt man aktuell einen höheren Zinssatz als für eine Anleihe die 10 Jahre dauert. Dies ist sehr unüblich und wird als inverse Zinskurve bezeichnet. Eine inverses Zinskurve ist einer der verlässlichsten Indikatoren für eine Rezession. Die Mehrheit der Anleger geht nun davon aus, dass die USA mit weiteren aggressiven Zinserhöhungen die Wirtschaft in eine Rezession zwingen werden.
USD steigt weiter
Wir haben in den Blogs bereits öfters argumentiert, dass der USD nun gegenüber dem EUR schwächer werden sollte. Die Hauptbegründung war, dass mit den nun beginnenden Zinserhöhungen in Europa die Zinsdifferenz abnimmt und somit Anlagegeld von den USA nach Europa zurück fliesst.
Mit der Bekanntgabe der aktuellen Inflationszahlen in den USA und der US-Notenbank die nun gezwungen ist, die Zinsen weiter aggressiv zu erhöhen, verschiebt sich diese Trendumkehr. Die Zinsdifferenz von Europa im Vergleich zu den USA dürfte nun noch zunehmen.
Quelle: Isabelnet, 14.07.2022
Der Chart zeigt die jährliche Veränderung des USD-Index seit 1988 auf. Auch wenn der USD nun noch weiter steigt sind wir historisch gesehen einem Wendepunkt nahe. Wann genau der USD wieder schwächer wird, lässt sich nicht genau sagen aber die Luft für einen weiteren Anstieg wird immer dünner.
Quelle: Isabelnet, 13.07.2022
Der Chart zeigt das Aussenhandelsdefizit von Deutschland an. Der stärksten Volkswirtschaft in Europa. Der schwache Stand der deutschen Wirtschaft lässt Sorgen aufkommen und setzt den EUR unter Druck. Ein weiterer Grund für den aktuell höheren USD.
Start der Gewinnsaison für das 2. Quartal
Diese Woche ist die Gewinnsaison für das zweite Quartal gestartet. Wie üblich beginnt dies mit der Bekanntgabe der Gewinnresultate der Banken. Die Zahlen waren im erwarteten Rahmen, einige konnten sogar positiv überzeugen.
Quelle: Isabelnet, 14.07.2022
Die Grafik zeigt in gelb den Verlauf des S&P 500 Index und in blau die Anzahl der Gewinnschätzungen der Analysten die erhöht oder gesenkt werden. Im Vorfeld der Bekanntgabe der Gewinne für das zweite Quartal hat eine Mehrheit der Analysten die Gewinnerwartungen für alle Firmen in dem S&P 500 Index gesenkt. Ein weiterer Grund, warum der Aktienmarkt in den letzten Wochen so schlecht war.
Es scheint nun aber, dass die Erwartungen so tief sind, dass die Firmen eher positiv als negativ überraschen können.
Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik
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