Private Anleger so optimistisch wie nie, aber institutionelle Anleger so pessimistisch wie nie, Ist jetzt die Zeit für Anlagen in Anleihen zurück?
Chart der Woche
Quelle: Isabelnet, 17.06.2023
Die Grafik zeigt die Marktstimmung der Privatinvestoren (AAII, American Associtation of Individiual Investors) und den grossen institutionellen Investoren (FMS, Fund Manager Survey, Übergewicht in Aktien).
Warum das wichtig ist
Wie die Grafik zeigt, ist normalerweise die Anlagestimmung der Privatinvestoren und der institutionellen Investoren in etwa gleich. Es gibt zwar Abweichungen, aber die sind meist gering und lösen sich in kurzer Zeit auf. Aktuell ist dies nicht der Fall. Die Euphorie der Privatinvestoren, die vorwiegend durch die Blase in den Technologietitel mit dem Thema künstlichen Intelligenz getrieben wird und auf der anderen Seite die Vorsicht der institutionellen Investoren war in den vergangenen 20 Jahren noch nie so gross.
Quelle: Isabelnet, 14.06.2023
Die Grafik zeigt eine Umfrage bei den institutionellen Anlegern, welche Anlageklasse sie überbewertet halten und mit einer baldigen Korrektur rechnen.
Die Grafik ist aus folgendem Grund sehr interessant: Die Börse steigt, wenn mehr Investoren kaufen, als verkaufen. Normalerweise fliessen Anlagegelder nach folgendem Muster in eine Anlageklasse. Als Erstes kaufen Hedgefonds, dann institutionelle Anleger, dann Banken für Ihre Kunden und dann als Letztes noch die Privatanleger. Oft spricht man dann als Letztes von einer Hausfrauen- oder Taxifahrer Rally. Wenn man von Personen gefragt wird, die sonst nie was mit den Finanzmärkten zu tun haben, welche AI-Aktien man jetzt noch kaufen soll, dann ist klar, dass der Kaufstrom sich dem Ende zuneigt.
Quelle: Isabelnet, 14.06.2023
Die Grafik zeigt, wie stark die Anleger in der Technologiebörse NASDAQ aktuell mit gehebelten Positionen unterwegs sind. Diese Anleger investieren in Futures mit einem zehnfachen Hebel oder mit Optionen. In allen Phasen, in denen die Positionierung mit Derivaten auf einen weiteren Börsenanstieg so hoch war, kam es bald danach zu einer Korrektur.
Die Lage wird noch zusätzlich verschärft, wenn man den S&P 500 anschaut. Das ist der meistbeachtete Aktienindex in den USA. Dort ist die Absicherung mit Putoptionen und Futures noch nie so hoch gewesen, in den vergangenen Jahren. In dem Index sichern sich die institutionellen Anleger gegen sinkende Kurse ab.
Wir möchten an der Stelle noch einmal klar und ausdrücklich vor der Anlage in Aktien mit dem Thema künstliche Intelligenz warnen. Die Technik hat sicher Zukunft, aber wer jetzt noch einsteigt, wird sich mit ganz grosser Wahrscheinlichkeit eine blutige Nase holen. Glückliche Investoren, die rechtzeitig auf das Thema gesetzt haben, raten wir, jetzt Gewinne mitzunehmen.
Ist jetzt die Zeit für Anlagen in Anleihen zurück?
In der letzten Woche hat die US-Notenbank die Zinsen nicht mehr weiter erhöht. In Amerika hat die Arbeitslosenrate zugenommen und der Einkaufsmanager-Index zeigt auch eine Abkühlung an.
Quelle: CME FedWatch Tool, 18.06.2023
Die Grafik zeigt die Erwartung der Marktteilnehmer, wie die US-Notenbank in den nächsten 12 Treffen entscheiden wird. Mit blau ist jeweils die höchste Wahrscheinlichkeit aufgezeigt.
Die meisten Anleger rechnen noch mit einer Zinserhöhung von 0.25% im Juli, dann sollten die Zinsen bis Ende Jahr stabil bleiben.
Quelle: Twitter, AndreasStanolLarsen, @AndreasSteno, 15.06.2023
In Europa hat die europäische Notenbank (ECB) die Zinsen in der letzten Woche erhöht und für Juli eine weitere Zinserhöhung angedeutet. Wie die Grafik oben zeigt, sollte auch in Europa der Inflationsdruck abnehmen. Die Produzentenpreise (PPI), die normalerweise eine 9 Monats Vorlaufzeit haben, laufen stark nach unten. Es kann also auch in Europa davon ausgegangen werden, dass die Zinsen bald nicht mehr erhöht werden.
Quelle: Isabelnet, 15.06.2023
Die Grafik zeigt eine Umfrage der Bank of America bei den grossen institutionellen Anlegern. Diese beginnen wieder in Obligationen zu investieren. Nachdem sie über 10 Jahre untergewichtet in Obligationen waren, haben viele, Anleihen jetzt wieder übergewichtet.
Quelle: Twitter, Mohamed A. El_Erian, @elerian, 15.06.2023
Die Grafik zeigt, wie sich die Zinskurve nach oben verschoben hat. Gegenüber dem letzten Jahr und dem März 2023 liegt sie nun auf einem höheren, realistischeren Stand. Weitere Zinserhöhungen werden nicht weiter unterschätzt, sondern eher überschätzt. Der Zeitpunkt, jetzt wieder in Obligationen einzusteigen, ergibt Sinn.
Quelle: Isabelnet, 17.06.2023
Die Grafik zeigt auf, wann in der Vergangenheit Obligationen und Aktien sich in die gleiche Richtung entwickelt haben und wann Anleihen eine gute Diversifikation waren. Da Obligationen in den letzten 20 Jahren mehrheitlich eine gute Diversifikation waren, sind die Zeiten, in denen sie es nicht waren, zahlreicher.
Es zeigt sich, dass Anleihen dann ihren Zweck zur Diversifikation erfüllen, wenn die Inflation tief ist. Bis das der Fall ist, dürfte es noch einige Zeit dauern.
Wir stehen kurz vor einer Rezession der Wirtschaft. In solchen Phasen nehmen normalerweise die Spreads zwischen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen stark zu. Zudem ist zu erwarten, dass sich die Zinskurve bald wieder normalisieren wird.
Wer also bereits jetzt wieder in Anleihen investieren will, sollte sich auf kurzfristige Staatsanleihen und Firmenanleihen ganz hoher Qualität von 1 bis 2 Jahre konzentrieren.
Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik
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