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  • martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 24/2022

Die Notenbanken schlagen zu, Zinswende ist definitiv da, Wie stark können die Aktienmärkte noch sinken?, Wie positionieren sich die grossen Anleger jetzt?



Chart der Woche

Quelle: Youtube Markus Koch Wall Street vom 13.06.2022, Zeitspempel: 04.27


Der Chart zeigt welche Inflationszahlen der Markt bis 2024 erwartet (blaue Linie). Dies ist die sogenannte Forward Curve, die aus den Futures-Preisen berechnet wird. Die grau hinterlegten Linien zeigen die monatlichen Schätzungen seit Anfangs 2021 auf.


Warum das wichtig ist


Seit die Inflation steigt, ist die Erwartung der Anleger: "Die Inflation steigt noch zwei weitere Monate, dann ist der Höchstpunkt erreicht und sie beginnt wieder zu sinken". In den letzten 1.5 Jahren war diese Prognose konstant falsch. Der breite Markt, oder die Mehrheit, liegt oft falsch. Man sollte seine eigene Analyse machen und nicht blind dem breiten Markt vertrauen.



Die Notenbanken schlagen zu, Zinswende ist definitiv da


Letzte Woche hat die EZB, die Europäischen Zentralbank angekündigt, die Zinsen im Juli zu erhöhen. Die Ankündigung hatte grosse Auswirkungen auf italienische Staatsanleihen:


Quelle: InvestAnsweers vom 16.06.2022, Zeitspempel: 11.16


Anfangs Jahr lag die Zinsdifferenz zwischen deutschen Staatsanleihen und italienischen Staatsanleihen bei ca. 1%. Nach der Ankündigung des Zinsschrittes der EZB, hat diese Differenz nochmals stark, auf über 2% zugelegt. Das schwindende Vertrauen in italienische Staatsanleihen bedeutet, dass die Anleger ein Comeback der Eurokrise erwarten.


Die EZB hat diese Woche angekündigt sich klar dagegen zu stellen und Italien mit zusätzlichen Mitteln zu unterstützen. Diese Massnahme kam sehr unterschiedlich an. Die einen Schlagzeilen waren "Ein kleiner Wind und die EZB kippt um", die anderen waren "Beherztes Eingreifen der EZB unterbindet Eurokrise im Keim". Wir stimmen klar der zweiten Schlagzeile zu. Hätte die EZB hier nicht eingegriffen, wäre eine Dynamik entstanden die nicht mehr hätte gestoppt werden können. Mit Covid und der Ukraine-Krise ist der Markt schon genügend beschäftigt. Eine zusätzliche Euro-Krise käme sehr schlecht gelegen.


Die Ankündigung der EZB sich vehement gegen eine aufkommende Eurokrise zu stellen hat dann der Schweizer Nationalbank (SNB) die Möglichkeit eröffnet, einen überraschenden Zinsschritt vorzunehmen, ohne die Gefahr, dass der Schweizer Franken zu stark aufwertet. Wir begrüssen den Zinsschritt und die Reduktion der negativen Zinsen von -0.75% auf -0.5%.

Was wir aber nicht verstehen ist die Kommunikationspolitik der SNB, alle Marktteilnehmer möglichst zu überraschen. Eine moderne Kommunikationspolitik sieht anders aus.


Quelle: Isabelnet, 16.06.2022


Der Chart zeigt die Wahrscheinlichkeit auf, mit der Marktteilnehmer in den USA im Juli mit einer weiteren Zinserhöhung rechnen. Mit Pressemitteilungen, Vorträgen und Offenlegung der Entscheidkriterien, werden die Anleger auf einen nächsten Zinsschritt vorbereitet. So sieht eine moderne Kommunikation der Notenbanken aus, die mittlerweile fast alle grossen Notenbanken so umsetzten.


Nur die Schweizer Notenbank setzt noch auf totale Täuschung und Überraschung. Anfangs Woche haben nur 2 von 26 Experten mit einem solchen Schritt gerechnet. Auch wenn der Zinsentscheid zu begrüssen ist, sendet eine solche Kommunikation Schockwellen durch die Finanzmärkte, die schlicht unnötig sind und die Märkte nur unnötig destabilisieren. Die Schweizer Notenbank ist in ihrer Kommunikationspolitik im letzten Jahrhundert stehen geblieben. Es wäre zu wünschen, dass sie auf eine moderne Kommunikation umstellt wie mittlerweile fast alle grossen Notenbanken dieser Welt.


Quelle: Yardeni Research, Mortgage Applications & Mortgage Rates, 19.06.2022


Der Chart zeigt die Veränderung der 30jährigen Hypothekarzinsen in den USA. Diese haben sich innert kürzester Zeit verdoppelt! Auch die USA hat diese Woche die Zinsen weiter erhöht. Sie ist in ihren Zinserhöhungszyklus schon weit vor Europa und der Schweiz.

Der Chart soll eine Warnung an europäische und schweizer Hausbesitzer sein. Auch die Festhypothekarzinsen werden in den nächsten Monaten stark ansteigen. Wer plant von einer Saron-Hypothek auf eine Festhypothek zu wechseln hat nicht mehr viel Zeit.



Wie stark können die Aktienmärkte noch sinken?


Letzte Woche wurden wir in einem Kundengespräch gefragt, wie gross das Risiko für weitere Wertverluste an den Aktienbörsen, nach der bereits grossen Korrektur noch sei?

Eine solche Frage ist nicht einfach zu beantworten. Man bedient sich dabei an Szenarioanalysen und sucht ähnliche Punkte aus der Vergangenheit.


Quelle: Youtube Markus Koch Wall Street vom 16.06.2022, Zeitspempel: 09.07


Der Chart zeigt die Entwicklung des breiten Aktienmarktes in den USA, gemessen am S&P 500 von 2006-2009 (blaue Linie) und von 2020 bis heute (schwarze Linie). Die Zeit der Finanzkrise hat viele Parallelen zu der aktuellen Marktsituation. Auch damals hat ein ausserordentliches Ereignis (Kollaps Lehman Brother) die Märkte durchgeschüttelt und das Konsumentenvertrauen sank rapide ab. Es ist verblüffend wie parallel sich der Preis des S&P 500 damals und heute verhält. Geht es nach dem gleichen Drehbuch, könnten die Märkte nach einer Erholung um weitere 20% fallen. Wir sind aktuell aber zuversichtlich und denken nicht dass es dazu kommen wird. Wir gehen davon aus, dass sich die Lieferketten normalisieren und auch, dass in 1-2 Monaten ein Waffenstillstand in der Ukraine möglich ist.


Wie positionieren sich die grossen Anleger jetzt


Die Bank of America führt jeden Monat eine Umfrage bei den grössten institutionellen Anlegern durch. In diesen Fund Manager Survey (FMS) befragen sie die Anleger, wie sie positioniert sind und was sie in Zukunft erwarten. Die Analyse dieser Umfrage ist hilfreich, um zu erkennen, in welche Richtung die grössten Analagevolumen fliessen und welche Märkte profitieren könnten.


Quelle: Youtube Markus Koch Wall Street vom 15.06.2022, Zeitspempel: 06.07


Als erstes wurde den Anlegern die Frage gestellt, wo sie die höchsten Risiken sehen. Die grösste Gefahr sehen die Anleger in zu aggressiven Notenbanken, die die Zinsen zu stark erhöhen und die Wirtschaft in eine Rezession abgleiten lassen. Auch in den nächsten Monaten ist für die Börse entscheidend, wie sich die Notenbanken verhalten. Ihre Kommunikation und Taten sollten eng verfolgt werden.


Quelle: Youtube Markus Koch Wall Street vom 15.06.2022, Zeitspempel: 02.46


Hier wurden die Anleger gefragt, mit wie vielen Zinserhöhungen in den USA sie bis Mitte 2023 noch rechnen. Die meisten Anleger rechnen mit 8 weiteren Zinserhöhungen, einige sogar mit 10. Wir denken, dass diese Erwartungen übertrieben sind. Wir hatten letztes Quartal bereits ein negatives GDP-Wachstum in den USA und das Konsumvertrauen ist so tief wie seit 2000. Wir denken, dass die Wirtschaft bereits stark abkühlt und so starke Zinserhöhungen nicht nötig sind.


Quelle: Youtube Markus Koch Wall Street vom 15.06.2022, Zeitspempel: 09.03


Die Anleger wurden auch gefragt, ob sie in den nächsten Monaten ein schwächeres oder stärkeres Wachstum der Wirtschaft erwarten. Die Umfragewerte sind extrem negativ. Das letzte Mal waren sie in der Finanzkrise so tief. Noch schlechtere Erwartungen sind fast nicht möglich. Selbst geringfügig positive Geschäftsresultate von Firmen könnten hier zu einem Umschwung und einer Gegenreaktion führen.


Quelle: Isabelnet, 16.06.2022


Die Anleger werden zudem jeden Monat gefragt, wo sie den "most crowded trend" sehen. Also der Anlagetrend, in dem alle schon positioniert sind und der bald umdrehen wird. Wer jetzt also noch auf höhere Ölpreise setzt oder einen höheren USD, der läuft Gefahr als letzter eingestiegen zu sein, und Verluste zu machen.


Quelle: Isabelnet, 17.06.2022


Doch schauen wir in die Zukunft. Auf welche Trend setzten die grossen institutionellen Anleger in den nächsten 12 Monaten? Hier stechen 3 Nennungen klar hervor Aktien von hoher Qualität, Substanzaktien und Dividendentitel.


Fazit: Wir denken, dass die Märkte aktuell zu negativ eingestellt sind. Wir rechnen mit einer Gegenbewegung sowohl bei den Aktien- wie bei den Obligationenmärkten. Wir haben dann auch die stark sinkenden Kurse von letzter Woche genutzt, um den Bargeldbestand in den Portfolio zu reduzieren und werden in der aktuellen Woche weiter so vorgehen.




Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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