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martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 23/2022

Die Zinswende erreicht endgültig Europa, Panik wegen hoher Inflation und weniger Wachstum in Amerika, Guter Einstieg bei Amazon nach Wertverlust von 96%?



Chart der Woche

Quelle: Youtube Markus Koch Wall Street vom 07.06.2022, Zeitspempel: 14.33


Die Grafik ist von Goldman Sachs und zeigt auf wie viele Mini-Futuers gekauft werden müssen, um den Aktienmarkt in den USA um 1% zu bewegen. Mini-Futures werden vor allem von Privatanleger eingesetzt und zeigt auf wie euphorisch Privatanleger sind. Aktuell wird ein sehr tiefes Volumen benötigt, um den Markt 1% zu bewegen. Das zeigt auf, dass aktuell fast keine Privatanleger in den Märkten aktiv sind. Die Euphorie vom letzten Jahr hat sich in Luft aufgelöst und es herrscht Pessimismus.


Warum das wichtig ist


Die Liquidität an den Märkten hat merklich nachgelassen. Überraschende Meldungen können deshalb die Aktienmärkte sehr stark bewegen. Wir werden uns in den nächsten Monaten auf sehr volatile Märkte einstellen müssen. Bewegungen von 3-5% an einem Tag können jederzeit auftreten. In solchen Marktphasen ist sehr wichtig einen langfristigen Anlageplan und Horizont zu haben, und nicht seine Anlagepolitik panikartig an einem Tag zu verändern.



Die Zinswende erreicht endgültig Europa


Seit über elf Jahre hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen nicht mehr erhöht: Diese Phase neigt sich dem Ende zu. An der Sitzung vom Donnerstag beschloss die EZB, den Nettokauf von Vermögenswerten per 1. Juli zu beenden, und kündete für diesen Monat eine Erhöhung der Leitzinsen um 25 Basispunkte an. Eine weitere Erhöhung um 0.5% im September scheint in diesem Szenario wahrscheinlich.


Die hohe Inflation liess der EZB keine grosse Wahl. Die Inflation im Europaraum war im April bei 7.8% und für den Mai wird 8.1% erwartet. Die Zahlen für den Mai werden nächsten Freitag bekannt gegeben. Es dürfte eine der wichtigsten Publikationen der Woche werden. Mit hohen Schwankungen an den Märkten ist zu rechnen.


Die Ankündigung der EZB hat die Börse stark einbrechen lassen. Was die Anleger verunsichert hat, war nicht die Zinserhöhung selbst, sondern der sehr düste Ausblick der EZB.

Quelle: JPM Investors Guide, Seite 10


Der Chart zeigt die weltweit erwarteten Zinserhöhungen der Notenbanken über die nächsten Jahre an. Nach jahrelangen tiefen Zinsen wird die Umstellung schmerzhaft sein. Eine Erhöhung von 0.4% auf 2.8% in den USA ist eine Versiebenfachung der Zinsen. Auf Personen, die Ihr Haus mit einer hohen Hypothek finanziert haben, dürften schwere Zeiten zukommen.



Panik wegen hoher Inflation und weniger Wachstum in Amerika


Die Inflationszahlen, die am Freitag in Amerika publiziert wurden waren wesentlich höher als alle erwartet hatten. Es sind die höchsten seit 40 Jahren! Gleichzeitig ist das Konsumentenvertrauen so schlecht wie seit 52 Jahren nicht mehr. Die Zinswende und der Ölpreisanstieg verunsichern sehr viele Amerikaner.

Quelle: Youtube Markus Koch Wall Street vom 08.06.2022, Zeitspempel: 24.50


Die Grafik zeigt wie viel neue Kreditkartenschulden in Amerika aufgenommen werden. Wir haben vor zwei Monaten den höchsten je gesehen Wert und im letzten Monat den zweithöchst je gesehen Wert gesehen. Es scheint als würden die Amerikaner konsumieren wie wild und alles auf Kredit.


Quelle: Youtube Markus Koch Wall Street vom 08.06.2022, Zeitspempel: 26.22


Der Chart zeigt die Sparrate der US-Amerikaner. Auch diese ist auf einem historisch tiefen Stand angelangt. Ca. auf dem Stand von 2008. Aus unserer Sicht sprechen auch diese Daten dafür, dass der Konsum in den nächsten Monaten stark zurück gehen wird. Eine weitere Zinserhöhung wäre eigentlich nicht mehr nötig, und könnte sogar grossen Schaden anrichten.


Letzte Woche war einer der Titel des Marktberichtes Erste Anzeichen einer nachlassenden Inflationsdynamik. Wir glauben nach wie vor an diese positive Anzeichen. Die Korrekturen der letzten Woche sind deshalb klare Kaufchancen. Ein neues Jahrestiefst an den Börsen in Amerika liegt aber noch drin.


Die Anleger schichten nach wie vor stark von zyklischen Aktien (Auto, Industrie, Maschinenbau,...) auf defensive Aktien (Güter des täglichen Gebrauchs) um:


Quelle: Youtube Markus Koch Wall Street vom 07.06.2022, Zeitspempel: 19.00


Der Chart zeigt den Unterschied in der Bewertung (Forward P/E, zukünftig erwartetes Preis/Gewinn Verhältnis) von zyklischen und defensiven Aktien auf. Die Gewinnerwartungen von zyklischen Aktien gehen in den Keller und die von defensiven Aktien steigen stark.


Dies zeigt nach wie vor, dass viele Anleger mit einer Rezession rechnen. Basierend auf diesen Erwartungen werden auch aktuell defensive Aktien verkauft und zyklische Aktien gekauft. Die Grafik zeigt aber auch auf, dass es immer wieder zu Gegenbewegungen kommt. Die Bewertung von zyklischen Aktien ist mittlerweile so negativ, dass auch schon kleine positive Nachrichten zu einer starken Gegenbewegung führen können.

Ein gut diversifiziertes Portfolio sollte also immer zyklische und defensive Aktien enthalten.



Guter Einstieg bei Amazon nach Wertverlust von 96%?


Quelle: Youtube Markus Koch Wall Street vom 06.06.2022, Zeitspempel: 01.19


Der fleissige Zeitungsleser wird sich fragen: "Was soll den das? Darüber habe ich nichts gelesen." Das ist natürlich völlig korrekt. Dies hat nicht, aber doch stattgefunden. Am Montag eröffnete Amazon bei USD 122.35. Der erste Aktiensplit von Amazon nach 23 Jahren im Verhältnis 1 zu 20.


Quelle: Youtube Markus Koch Wall Street vom 06.06.2022, Zeitspempel: 03.24


Die Grafik zeigt die durchschnittliche Rendite von Aktien nach einem Split seit 1980 auf. Die Statistik spricht ein klares Bild, Aktien nach einem Split sind ein Kauf wert, und in aller Regel liefern sie über ein Jahr eine wesentlich bessere Rendite ab, als der breite Markt.


Eine Aktie, die einen kleineren Nominalwert aufweist, wird oft häufiger gekauft. Ein Anleger der USD 10'000 investieren wollte, konnte Amazon bisher nicht in ein diversifiziertes Portfolio aufnehmen. Der Kauf hätte fast 30% des Portfolios ausgemacht. Zudem werden Optionen meist in einem Block von 100 Stück gehandelt. Amazon war deshalb für Optionenanleger extrem teuer und es war für Kleinanleger faktisch fast unmöglich, Optionen zu kaufen. Dies ändert sich nun und könnte die Nachfrage nach der Aktie ankurbeln.








Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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