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  • martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 17/2023

Zinsentwicklung in den USA, Stagflation in den USA droht, US-Staatsverschuldung - Ein Sturm zieht auf


Chart der Woche


Quelle: Isabelnet, 28.04.2023


Die Grafik zeigt die monatliche Durchschnittsrendite im breiten US-Aktienmarktindex seit 1950 (gelb), in den letzten 20 Jahren, blau), in den vergangenen 10 Jahren (grün) und in einem Vorwahljahr in den USA (schwarz).


Warum das wichtig ist


Eine der bekanntesten Börsenregeln lautet: "Sell in May und go away, and don't forget to come back in September or October". Historische Betrachtungen zeigen, dass ein Anleger eine wesentlich bessere langfristige Rendite erzielt, wenn er immer nur von Oktober bis Mai im Folgejahr investiert ist und von Mai bis September alles in Bargeld hält. In den vergangenen 10 Jahren hat sich dieser Zusammenhang zwar abgeschwächt, aber Mai und Juni sind historisch schlechte Börsenmonate.



Zinsentwicklung in den USA,


Diese Woche ist es wieder so weit. Die US-Notenbank FED trifft sich, um über den nächsten Zinsschritt zu entscheiden.

Quelle: CME Group, FED Watch Tool, 29.04.2023


Die Grafik zeigt, dass mittlerweile 83.9% einen Leitzins von 5-5.25% erwarten. Das ist eine weitere Erhöhung der Leitzinsen um 0.25%. Interessant ist ein Blick in die Zukunft.


Quelle: CME Group, FED Watch Tool, 29.04.2023


Die Grafik zeigt eine Liste der nächsten 12 Treffen der US-Notenbank und welchen Leitzins die Anleger erwarten. In der ersten Zeile, dem Treffen vom 3. Mai findet man rot eingekreist die Wahrscheinlichkeit von 83.9% von der vorherigen Grafik wieder.

Bis zum 11. November erwarten die Anleger stabile Zinsen, ab dann geht es wieder nach unten. Am 11. November erwarten die Anleger die nächste Zinssenkung.


Aktuell bieten Obligationen zwar wieder eine höhere Verzinsung, wenn man sie aber nicht bis zum Verfall hält, drohen in der Zwischenzeit Kapitalverluste. Ab dem November dürfte sich das wieder ändern.


Quelle: Youtube, Mario Lochner, 29.04.2023, Zeitstempel: 11:50


Die Grafik ist eine gute Zusammenfassung, wie es der US-Wirtschaft aktuell geht. In der Grafik oben ist das Wachstum des Bruttosozialproduktes (GDP) aufgezeigt. Diese ist seit drei Quartalen am Sinken.

Die Grafik unten zeigt die Konsumausgaben. Diese sind im ersten Quartal 2023 zur Überraschung vieler gestiegen. Wegen der massiv gestiegenen Hypothekarzinsen hatten die meisten Marktbeobachter mit sinkenden Zahlen gerechnet. Zudem gab es grössere Entlassungswellen, die die Konsumenten normalerweise vorsichtiger werden lassen. Alle sprechen von einer bevorstehenden Rezession und die Konsumenten geben mehr aus; das ist unüblich. Aus Sicht der Notenbank sind steigende Konsumausgaben bei steigender Inflation ein Problem. Denn sie befeuern die Inflation weiter.


Quelle: Youtube, Mario Lochner, 29.04.2023, Zeitstempel: 12:25


Die Grafik zeigt die Quartalsveränderung der Inflation in den USA. Diese ist zwar von den Höchstwerten klar zurückgegangen, aber scheint sich nun im System einzunisten. Sowohl die Hauptinflation (braune Balken) als auch die weniger volatile Inflation ohne die Energie und Lebensmittelpreise haben im ersten Quartal 2023 wieder etwas zugelegt.

Diese Zahlen zwingen die Notenbank, die Zinsen weiter zu erhöhen, um den Konsum und die Inflation zu bremsen.


Dir sehen aktuell ein sinkendes Wachstum bei weiterhin hoher Inflation. In der Fachsprache spricht man von Stagflation. Ein Zustand, der sich niemand auf längere Sicht wünscht.

Die Notenbanken versuchen die Stagflation auch damit zu bekämpfen, dass sie die Geldmenge reduzieren.


Quelle: Isabelnet, 28.04.2023


Die Grafik zeigt die Entwicklung der Notenbankgeldmenge seit 1831. Die Phasen, in denen diese negativ war, sind alle kommentiert. Bisher löste eine sinkende Geldmenge immer eine Abschwächung der Wirtschaft aus. Diese ist aktuell von der Notenbank gewollt, aber die grosse Gefahr besteht, dass die Notenbanken überschiessen und zu viel abbremsen.


Quelle: Youtube, Mario Lochner, 29.04.2023, Zeitstempel: 13:50


Wir haben in den letzten Marktberichten bereits eingehend über die Marktbreite gesprochen. Diese Grafik zeigt sie nochmals eindrücklich auf. In der Grafik wird die Rendite des breiten Marktindex S&P 500 in zwei Komponenten geteilt. In rot ist die Rendite der 8 grossen Firmen Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google, Microsoft, Nvidia und Tesla dargestellt. In Blau die Rendite aller anderen 492 Aktien im Benchmark.

Es ist klar ersichtlich, dass die ganze Rendite im Hauptindex nur von 8 Titel kam. Wer nicht in diese 8 Titel investiert hatte, hat keine Rendite gemacht.

In der letzten Woche haben Google und Microsoft nochmals Traumresultate abgeliefert. Das Wachstum lag weit über den Erwartungen und Google hat ein Rekord-Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Die sehr tiefe Marktbreite lässt aber darauf schliessen, dass wir weniger gute Zeiten an der Aktienbörse sehen werden.



US-Staatsverschuldung - Ein Sturm zieht auf


Die gesetzliche Schuldenobergrenze von rund 31,381 Billionen Dollar wurde bereits am 19. Januar erreicht. Die „Sondermaßnahmen“ ermöglichen es dem US-Finanzministerium jedoch, die Finanzierung des Staatshaushalts für mehrere Monate zu sichern, ohne die Schuldenobergrenze anzuheben.


Quelle: Isabelnet, 24.04.2023


Die Grafik zeigt die stetig steigende US-Staatsverschuldung (dunkelblau) und die gesetzlich festgelegten Obergrenzen (hellblau).


Die zuletzt niedriger als erwartet ausgefallenen US-Steuereinnahmen haben die Befürchtungen eines Staatsbankrotts verstärkt. Infolgedessen könnte dem US-Finanzministerium im Juni statt im Juli das Geld ausgehen.


In den USA ist die Anhebung der Schuldenobergrenze immer wieder zum Politikum geworden. Fiskalisch konservative republikanische Politiker wehren sich regelmäßig gegen eine Anhebung der Schuldenobergrenze, weil sie die eskalierende Staatsverschuldung dafür verantwortlich machen. Einmal mehr ist die eigentlich technisch notwendige Anhebung der Schuldenobergrenze ein Zankapfel zwischen den regierenden Demokraten und Republikanern von Präsident Joe Biden.


Die USA stehen im Sommer kurz vor dem Staatsbankrott, wenn die Schuldenobergrenze nicht angehoben wird. Da die Ausgaben der US-Regierung fast immer die Einnahmen übersteigen, setzt die US-Regierung ständig auf neue Schuldenannahmen.


Den Streit über die Nominierung des Sprechers des Parlaments im Januar hat gezeigt, wie wenig sich die Republikaner um Konventionen kümmern und wie weit sie bereit sind zu gehen. Kevin McCarthy wurde erst im 15. Wahlgang zum Sprecher des US-Repräsentantenhauses gewählt.

Das lässt darauf schliessen, dass die Republikaner, die aktuell schon im Wahlkampf sind, aufs Ganze gehen werden, um Präsident Biden eine historische Schmach mit dem Staatsbankrott der USA zuzufügen.


Einige Anleger erwarten den Showdown im Juni und Juli. Die zwei und dreimonatlichen Staatsanleihen werden daher massiv verkauft und in Staatsanleihen mit der Laufzeit von einem Monat umgeschichtet.


Quelle: Twitter, Wolf Richter, 21.04.2023


Die Grafik zeigt die Rendite von Staatsanleihen der US mit einer Laufzeit von einem Monat (rot) und zwei Monaten (grün). Seit ca. zwei Wochen finden massive Umschichtungen statt.


Quelle: Twitter, Bitcoin News, 21.04.2023


An der Börse ist es möglich, sich gegen den Ausfall eines Schuldners zu versichern. Man zahlt eine Versicherungsprämie und diese bezahlt, wenn der, der Obligation zugrunde liegender Schuldner bankrottgeht. Diese Versicherungsrechte werden an der Börse gehandelt. Man nennt sie CDS (Credit Default Swaps).

Die Grafik zeigt den Preis der CDS auf amerikanische Staatsanleihen. In der letzten Woche sind die Preise in die Höhe geschnellt und nun höher als während der Finanzkrise 2008 oder der letzten grösseren Auseinandersetzung über die Höchstverschuldung 2013.


Im aktuellen Fall ist die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario noch tief, bei ca. 10%. Aber mit jeder Woche, in der keine Lösung gefunden wird, steigt die Wahrscheinlichkeit massiv an.


Sollte es wirklich dazu kommen, so sind die folgenden Marktbewegungen zu erwarten:

  • Anleger in kurzfristige US-Staatsanleihen könnten einen Totalverlust erleiden. Auch CDS könnten keine Rettung sein. 2013 wurde diskutiert, dass die Versicherung nur bei einem wirklichen Bankrott zahlt und nicht wie in dem Fall bei einem technischen Bankrott.

  • Der USD dürfte einbrechen. Anleger würden wohl in den Euro fliehen.

  • Der grosse Gewinner dürfte der Bitcoin sein; eine von der Politik und den Notenbanken unabhängige Währung.





Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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