Marktanalyse - Kalenderwoche 12/2025
- martin1060
- 20. März
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. März
Grösste Entlassungswelle, die es je in den USA gegeben hat; massive Umschichtung weg von US-Aktien.

Chart der Woche

Quelle: Twitter X: The Long View, @HayekAndKeynes, 19.03.2025
Die Grafik zeigt eine Umfrage bei US-Amerikanern, ob sie in 12 Monaten eine hohe oder tiefe Inflation erwarten (schwarze Linie).
Ebenfalls eingezeichnet sind die Antworten der Befragten, wenn sie nach der politischen Gesinnung aufgeteilt werden: Die rote Linie zeigt die Antwort der Republikaner, die blaue Linie die Antwort der Demokarten.
Warum das wichtig ist.
Normalerweise sind solche Umfragen sehr hilfreich, um den Kurs der Wirtschaft abzuschätzen. Da die politische Gesinnung aber jetzt die Umfragewerte so stark beeinflusst, sind sie faktisch unbrauchbar. Bei jeder Umfrage zum Wirtschaftsgeschehen in den USA muss man nun darauf achten, dass gleich viele Demokraten wie Republikaner befragt werden.
Grösste Entlassungswelle, die es je in den USA gegeben hat

Quelle: Wikipedia, List of largest companies in the United States, 22.03.2025
Die Grafik zeigt die grössten privaten Arbeitgeber in den USA. An der Spitze stehen Walmart und Amazon.
Die US-Regierung beschäftigte per November 2024 nahezu 3 Millionen Personen (inkl. US-Post und regierungsnahe Institutionen). Die US-Regierung ist somit der grösste Arbeitgeber in den USA. Wenn der grösste Arbeitgeber in den USA eine umfassende Entlassungswelle startet, wird dies Auswirkungen auf die ganzen USA und die Wirtschaftsentwicklung haben.
In absoluten Zahlen ist die Zahl der Beschäftigten seit Jahrzehnten ziemlich konstant gestiegen. Im November 2000 lag die Zahl der Beschäftigten auf Bundesebene - ohne die Post - laut BLS-Daten bei 1.855.900 Personen. Diese Zahl ist seither jedes Jahr um etwas mehr als 1 % gestiegen und wird im März 2024 bei 2 405 100 Personen liegen.
Während die Zahl der Bundesbediensteten im Laufe der Zeit gestiegen ist, ist ihr Anteil an der zivilen Erwerbsbevölkerung in den letzten Jahren im Allgemeinen konstant geblieben. Die Bundesregierung (wiederum ohne die Post) macht 1,5 % der gesamten zivilen Beschäftigung aus, ein Anteil, der - abgesehen von einem vorübergehenden Anstieg Mitte 2020 aufgrund der Volkszählung - seit mehr als einem Jahrzehnt weitgehend konstant geblieben ist.

Quelle: PEW Reasrch Center, What the data says about federal workers, 07.01.2025
Die Grafik zeigt auf, in welchen Ministerien die meisten Personen arbeiten. Weit mehr als die Hälfte arbeitet in Sicherheits- bzw. Militärbereich.
Bisher hat Musk bzw. die neue Abteilunge DOGE ca. 100'000 Arbeitnehmer entlassen. 75'000 gingen freiwillig und erhielten eine Abfindung, wirkliche Kündigungen erhalten haben 35'000. Das heisst, es wurden bisher 4.5% der Angestellten auf Bundesebene abgebaut.
Auch hier ein Vergleich zum Privatsektor. In den USA hat noch nie eine Firma 100'000 Arbeitnehmer aufs Mal entlassen. Spitzerreiter ist IBM mit einer Entlassung von 60'000 Mitarbeitern im Jahre 1993.
Es gab Branchen, die es auf eine Entlassungswelle von über 100'000 gebracht haben. Unter anderem die Banken in der Finanzkrise oder die Technologiefirmen in der Dotcom-Blase.
Was wir aktuell erleben, hat es in dem Ausmass noch nie gegeben. Zudem trifft es einen Sektor, der bisher nie von Entlassungen betroffen war, und die Mitarbeiter sich entsprechend sicher fühlten.
Das mag eine der Begründungen sein, warum viele Daten von Wirtschaftsindikatoren aktuell explodieren und Werte zeigen, die man noch fast nie gesehen hat.

Quelle: Twitter X: The Kobeissi Letter, @KobeissiLetter, 18.03.2025
Die Grafik zeigt, wie viele US-Bürger in zwölf Monaten eine höhere Arbeitslosigkeit erwarten. Das letzte Mal, dass die Werte so hoch waren, war in der Finanzmarktkrise von 2008.
Die grosse Frage ist nun, wie sich das auf das allgemeine Konsumvertrauen auswirken wird.

Quelle: The Conference Board, US Consumer Confidence, 25.02.2025
Die Grafik zeigt den US-Konsumenten-Vertrauensindex von "The Conference Board". Einer anerkannten Organisation, die seit 1916 Indizes berechnet. Die Werte sind zwar im Februar gesunken, aber bei weitem nicht so stark wie in der Finanzmarktkrise 2008.
Das mag daran liegen, dass einige der Entlassungen aktuell durch Gerichte gestoppt sind. Wie hoch die effektive Zahl aktuell ist, lässt sich schwer sagen, und damit auch die Auswirkung auf die Arbeitsmarktstatistiken der Regierung.
Am 25. März wurden die neuen Zahlen publiziert. Mit 93 liegen sie nochmals tiefer aber nach wie vor weit von den Tiefstpunkten der Covid- oder Finanzkrise entfernt.
Die generelle Stimmung ist zwar gesunken, was sicher stark von der aktuellen Nachrichtenlage beeinflusst wird. Den meisten privaten Firmen geht es aber nach wie vor gut und es sind keine Entlassungen geplant.

Quelle: Twitter X: The Long View, The Kobeissi Letter, @KobeissiLetter, 20.03.2025
Die Grafik zeigt eine Umfrage bei CEO's von amerikanischen Firmen. Das Vertrauen der US-CEOs ist offiziell auf den niedrigsten Stand seit 13 Jahren gesunken und hat im letzten Monat um 5 Punkte abgenommen. Dies ist der grösste monatliche Rückgang in der Geschichte der Umfrage.
Nur noch 39 % der Befragten glauben, dass sich das Geschäftsklima in diesem Jahr verbessern wird, gegenüber 52 % zu Beginn des Jahres.
Nicht nur bei den Firmenbossen herrscht Pessimismus:

Quelle: Twitter X: Barchart @Barchart, 19.03.2025
Die Grafik zeigt, wie die Amerikaner ihre private Finanzsituation für die nächsten Monate einschätzen. Der Wert sinkt auf den schlechtesten Wert in der Geschichte. Hier und auch bei der Grafik oben ist jedoch der erste Punkt des Marktberichtes zu beachten. Es ist nicht klar, wie viele Demokraten oder Republikaner die Umfrage geantwortet haben. Darum könnten sie politisch gefärbt sein.

Quelle: YouTube, Mario Lochner, 19.03.2024, Zeitstempel: 5.48
Die Grafik zeigt die erwartete Entwicklung der US-Wirtschaft von den Ökonomen der OECD. Trotz (oder wegen) der Massnahmen von Trump wird mit einem abflachenden Wachstum gerechnet.
Aufgrund all dieser Unsicherheiten und Erwartungen ist eigentlich erstaunlich, dass die US-Aktienbörse "nur" 10% eingebüsst hat.
Aus unserer Sicht ist die Stimmung zu pessimistisch. Die Daten bestätigen eine sinkende Dynamik der Wirtschaft, aber bei weitem keine Rezession. Wir denken, dass sich der Markt in den USA bald beruhigen wird. Wir beurteilen das Potenzial für eine Erholung höher als auf einen Absturz der Kurse.
Massive Umschichtung weg von US-Aktien.
Die trüberen Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung in Amerika haben viele Anleger dazu veranlasst, Aktien in Amerika zu verkaufen und dafür Aktien in Europa oder China zu kaufen.

Quelle: Twitter X: Barchart @Barchart, 15.03.2025
Die Grafik zeigt die Volumen, die in europäische ETF geflossen sind (schwarze Linie) und welche in US-ETFs geflossen sind. ETFs werden mehrheitlich von Privatanlegern, aber auch von Pensionskassen eingesetzt. Diese Gelder sind also in Bewegung.

Quelle: Twitter X: David Marlin, @Marlin_Capital, 19.03.2025
Die Grafik zeigt die Relation zwischen CTA Positionen in den USA und Europa. Auch hier sehen wir die grösste Umschichtung von den USA zu Europa seit 2015. Commodity Trading Advisor (CTA)-Fonds werden in der Regel mit verwalteten Termingeschäften in Verbindung gebracht, die in Futures und Optionen investieren, und sind eine Untergruppe des breiteren Hedgefonds-Universums. Sie geben ein gutes Bild ab, wie sich Hedgefonds verhalten.

Quelle: Threads: Global Markets Investor, 19.03.2025
Die Grafik zeigt eine Umfrage der Bank of America bei den grossen institutionellen Anlegern wie Banken und Pensionskassen.
Globale Fonds verkaufen US-Aktien mit der schnellsten Rate in der Geschichte. Globale Investoren haben das Engagement in US-Aktien im letzten Monat um über 40 Prozentpunkte reduziert, so viel wie noch nie zuvor.
Man sieht selten, dass alle Anlegergruppen: Hedgefonds, institutionelle Anleger und Privatanleger, die gleichen Umschichtungen vornehmen.

Quelle: Threads: Global Markets Investor, 09.03.2025
Die Grafik zeigt die wöchentliche Veränderung des EUR/USD-Wechselkurses. Aufgrund der hohen Volumen sieht man auch hier historische Ausschläge. Das ist der grösste Wochengewinn des EUR gegenüber dem USD seit der Finanzmarktkrise 2008.
Handelt es sich jetzt um eine einmalige Fluchtbewegung der Investoren und sobald Trump sich mässigt, fliesst alles Geld wieder zurück? Wir denken nicht. Da ist zuerst mal die Frage, ob Trump sich mässigen kann oder will. Schon hier scheiden sich die Meinungen.

Quelle: Isabelnet, 15.03.2025
Die Grafik zeigt den PE10 Indikator von den USA (schwarze Linie), den Industrieländern (blaue Linie) und den Schwellenländer (rote Linie). Der Indikator wird von Robert Shiller, Professor an der Yale University, der 2013 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, berechnet.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis-10 ist ein Bewertungsmessstab, der im Allgemeinen auf breite Aktienindizes angewandt wird, die die realen Gewinne pro Aktie über einen Zeitraum von 10 Jahren verwenden. Das KGV 10 verwendet auch geglättete reale Gewinne, um die durch Schwankungen der Gewinnspannen während eines typischen Konjunkturzyklus verursachten Schwankungen des Nettoeinkommens zu eliminieren.
Die Grafik zeigt die grosse Überwebwertung der Aktien in Amerika. In Zeiten von grossen Unsicherheiten in Amerika ist es normal, dass Investoren sicherere Anlagen bevorzugen, die tiefer bewertet sind. Wir gehen daher davon aus, dass in den nächsten Monaten die Umschichtungen der Anleger anhalten werden. Aus der Sicht von europäischen und schweizer Anlegern ist eine Untergewichtung von USD-Anlagen aktuell ratsam.
Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik
Disclaimer:
Die Inhalte in den Blogs dienen ausschliesslich zu der allgemeinen Information und dazu, dass sich potenzielle Kunden ein Bild über unsere Arbeitsweise machen können. Es sind keine Empfehlungen, die zu dem Erwerb oder Verkauf von Vermögenswerten führen sollen und keine Anlageberatung. martInvestments kann nicht beurteilen, ob und wie die gemachten Aussagen zu Ihren Anlagezielen und Ihrem Risikoprofil passen. Wer auf der Basis von diesen Blogeinträgen Anlageentscheide trifft, trifft diese ausschliesslich auf eigene Verantwortung und Gefahr. martInvestments kann nicht für allfällige Verluste verantwortlich gemacht werden, die sie aufgrund von Informationen in diesem Blogeintrag gemacht haben. Die erwähnten Produkte sind keine Empfehlung, sondern es soll aufgezeigt werden, wie martInvestments arbeitet und solche Produkte aussucht. martInvestments ist zudem völlig unabhängig und verdient kein Geld in irgendeiner Form von Produktanbietern.
Comments