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martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 09/2024

Aktienmärkte überhitzt - Konsolidierung erwartet, die Mainstream-Presse und ihre Anlageempfehlungen - warum liegt sie so falsch, Gold vor neuen Allzeit--Höchstständen.




Chart der Woche


Quelle: Jeffrey A. Hirsch. @AlmanacTrader, 01.03.2024


Die Grafik zeigt die durchschnittliche Rendite des S&P 500 im vierten Amtsjahr eines Präsidenten, der sich zur Wiederwahl stellt (schwarz seit 1949, blau ohne das Covid-Wahljahr 2020). In Grün ist die aktuelle Jahresrendite des S&P 500 dargestellt.


Warum das wichtig ist


Wahljahre sind in den USA normalerweise recht gute Börsenjahre. Die Kandidaten um das Amt versprechen ihren Wählern oft neue Investitionsprogramme oder Steuererleichterungen, was zu einer positiven Börsenstimmung führt.

Die Rendite des S&P 500 ist aber mit einem Plus von 7% schon sehr viel mehr als üblich gestiegen. Würde es in dem Tempo weitergehen, würden die Märkte bis Ende Jahr 42% zulegen.

Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass wir in den nächsten Wochen in eine Konsolidierungsphase eintreten werden. Viele weitere Indikatoren, die wir weiter unten erläutern, führen zu dem gleichen Schluss.



Aktienmärkte überhitzt - Konsolidierung erwartet


Quelle: Isabelnet, 02.03.2023


Die Grafik zeigt den S&P 500 im Vergleich mit den ISM in den USA. Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe, auch bekannt als Einkaufsmanagerindex (PMI), ist ein monatlicher Indikator für die Wirtschaftstätigkeit in den USA, der auf einer Umfrage unter Einkaufsmanagern von mehr als 300 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes basiert.

In der Vergangenheit war dies einer der verlässlichsten Frühindikatoren. 2023 und 2024 hat sich der S&P 500 sehr stark von dem ISM abgekoppelt. Eine Konsolidierung bzw. Anpassung der beiden Indizes ist zu erwarten.

Der Grund für die Abkoppelung liegt im Trend der Künstlichen Intelligenz. Die Firmen wie Microsoft, Google oder NVIDIA, die davon stark profitieren und die Börse dominieren, sind nicht im ISM, da sie nicht zum verarbeitenden Gewerbe gehören. Die Optimisten argumentieren, dass der ISM daher überholt ist und damit seine Prognosefähigkeit verliert. Wir sind von dieser Argumentation aber nicht überzeugt.


Warren Buffett ist einer, der erfolgreichsten Investoren, die es gibt. Wer Warren Buffet 1962 USD '1000 anvertraut hat, hätte heute ein Vermögen von USD 48 Millionen.



Quelle: Barchart. @Barchart, 01.03.2024


Die Grafik zeigt den Warren Buffet Indikator. Der Indikator liegt stark im Bereich der Überbewertung, was auch auf eine Konsolidierung der Märkte schliessen lässt. Das ist dann wohl auch der Grund warum das Anlagevehikel von Warren Buffet, die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway, mit USD 162 Milliarden einen der höchsten Bargeldbestände seit seiner Geschichte aufweist und aktuell nicht investiert.


Der Buffett-Indikator, auch bekannt als Marktkapitalisierung im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt, hat als langfristiger Bewertungsindikator für Aktien an Bedeutung gewonnen, was vorwiegend auf Warren Buffetts Befürwortung zurückzuführen ist. In einem Interview mit dem Fortune Magazine im Jahr 2001 bezeichnete Buffett den Indikator als "wahrscheinlich das beste einzelne Mass dafür, wo die Bewertungen für Aktien zu einem bestimmten Zeitpunkt stehen".

Bei der Berechnung des Buffett-Indikators wird der Gesamtmarktwert aller öffentlich gehandelten Aktien eines Landes durch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes geteilt. Durch den Vergleich der Grösse des Aktienmarktes mit der gesamten Wirtschaftsleistung gibt diese Kennzahl Aufschluss über die relative Bewertung des Marktes.


Wenn man den Risiko-Appetit der Anleger messen will, werden häufig auch die Credit-Spreads angeschaut. Das ist die Differenz der Rendite zwischen Staatsanleihen und Risikobehafteten Firmenanleihen. Ist diese Differenz tief, zeigt das, dass die Anleger gierig sind und Risiken unterschätzen.


Quelle: (((The Daily Shot))). @SoberLook, 28.02.2024


Die Grafik zeigt die Differenz zwischen B-BB Anleihen und Staatsanleihen. Anleihen werden aufgrund der Bonität der Herausgeber eingestuft. Das beste Rating ist AAA. Die Skala geht dann runter zu AA, A, BBB, BB,B und C. Je nach Ratinganbieter unterscheidet sich die Skala leicht. Pensionskassen und Stiftungen dürfen in der Regel gesetzlich nur Anleihen mit höherer Bonität kaufen (Investment Grade, AAA bis BBB).

Die Grafik zeigt also die Credit-Spreads von Anleihen schlechter Qualität, gerade unter dem Investment Grade Rating. Anleger sind aktuell bereit, zu einem sehr geringen Aufpreis hohe Risiken einzugehen. Normalerweise ist das ein schlechtes Zeichen und signalisiert eine Trendwende an den Märkten.



Die Mainstream-Presse und ihre Anlageempfehlungen - warum liegt sie so falsch,


Um langfristig den Erfolg der Meinstream-Presse bei Anlageempfehlungen zu betrachten, schaut man oft die Deckblätter des Time Magazins oder des Economists an. Diese beiden Magazine gibt es bereits sehr lange.


Quelle: Tradingview, Timer Magazin - Vault 


Die Grafik zeigt die Entwicklung des S&P 500 von 1995 bis 2020 und darin aufgezeigt einige der Deckblätter und Hauptschlagzeilen des Time Magazins.

1998 nach einer Korrektur von 30% war die Schlagzeile "Ist der Boom vorbei?". Nicht wirklich. In den darauffolgenden zwei Jahren steig die Aktienbörse um 58%.

2007 begann die Finanzkrise und die Aktienmärkte sanken um 50%. Die Schlagzeile war dann 2009 "Die neue harte Zeit". So hart war diese aber nicht. In den darauffolgenden 5 Jahren siegt der Aktienmarkt um 170%.

Unzählige weitere Beispiele können hinzugefügt werden.


Aber warum liegt ein so anerkanntes Magazin mit vertrauenswürdigen Journalisten oft so komplett daneben?


Das liegt an zwei Punkten. Den Märkten selbst und wie die Presse die Schlagzeilen festlegt.


Aktienmärkte sind einerseits sehr komplex, aber andererseits auch sehr einfach. Sie sind ein Ort, an dem Leute Dinge kaufen und verkaufen. Wenn mehr Personen kaufen als verkaufen, steigen die Kurse, ansonsten fallen sie.

Der Markt kann die 6 Käuferschichten eingeteilt werden, die in der folgenden Reihenfolge in einen neuen Trend investieren:


  1. Hedge Fonds

  2. Institutionelle AnlegerInnen

  3. Pensionskassen

  4. Banken für Anlagemandate

  5. Informierte PrivatanlegerInnen

  6. Mainstream-Presse Leser

  7. TaxifahrerInnen


Wenn also in der Mainstream-Presse die Schlagzeile erscheint "Märkte auf Rekordhoch - Warum sich eine Investition doch noch lohnt", dann ist Vorsicht angebracht. Nachdem die Leser dieses Artikels die Aktien gekauft haben, bleiben nur noch die Taxifahrer übrig.

Spätestens wenn man ein Taxi nimmt und der Taxifahrer fragt "Sie sehen aus wie ein Banker, hätte sie noch einen Anlagetipp" sollte man verkaufen. Die ersten Anleger wie Hedgefonds und institutionelle Anleger beginnen, Gewinne mitzunehmen und es gibt einfach keine Anleger, mehr, die nicht schon investiert sind.


Kritisch stimmt uns daher das aktuelle Titelblatt des Magazins Economist:


Quelle: Tradingview, Twitter


Im Jahr 2020 gerade 2-3 Wochen vor dem Crash von 30% durch den Covid-Lockdown war die Schlagzeile, warum man weiter Technologie-Aktien kaufen sollte. Ein typisches Beispiel wie oben erwähnt.

Die Woche nun lautet die Schlagzeile "Wie hoch können die Märkte noch steigen?". Unsere Antwort: Wohl nicht mehr lange.


Der zweite Punkt, an dem die schlechte Prognosekraft liegen kann, basiert auf der Art und Weise, wie die Presse arbeitet:

  • Jede Information wird überprüft und es werden mindestens drei Quellen gesucht, die eine Aussage bestätigen. Bei einem neuen Artikel ruft die Presse daher ihre Kontakte bei institutionellen Anlegern oder Banken an, um sich zu vergewissern, ob es wirklich einen neuen Trend gibt. Diese Bestätigung bekommen die Journalisten erst relativ spät in einem Trend.

  • Die Mainstream-Presse setzt die Frontseite, bei dem sie denken, dass es viele interessiert und dann der Verkauf angekurbelt wird. Wenn alle Anleger Verluste gemacht haben, wird sich eine negative Titelseite häufiger verkaufen können als eine Positive.


Es gibt auch eine Möglichkeit die Stimmung der Käuferschichten zu beobachten ohne auf die Magazin-Titelseiten zu schauen.

Hedgefonds sind sehr intransparent. Es gibt eine Bezahlseite, die einen Einblick gewähren. Es gibt aber eine gute Internetseite, die den ganzen Markt und alle Käuferschichten betrachtet. Das ist der CNN Money Angst und Gier Index.




Quelle: CNN Money, 04.03.2024


Die erste Grafik zeigt den aktuellen Sand des Indizes und die Grafik darunter den Zeitverlauf. Die Zahlen sind fundiert berechnet, mit Subindikatoren wie Momentum. Preisstärke, Marktbreite, Put/Call Verhältnis, Volatilität und Junk Bond Nachfrage.


Aktuell sind wir in der höchsten Kategorie aber nicht ganz auf dem Maximum. Die Anleger sind gierig und sorglos. Das heisst, sie vergessen das Risikomanagement. Normalerweise ist das ein Vorbote für eine Korrektur.


Eine weitere gute Quelle ist die AAII, eine Organisation für Kleinanleger (American Association for Individual Investors.


Quelle: AAII, 04.03.2024


Die Grafik zeigt eine Umfrage unter Privatanleger zu ihrer Anlagestimmung. Die Anzahl der Bullen (Anleger die mit steigenden Märkten rechnen) ist fast doppelt so hoch wie der Anteil der Bären (Anleger die mit tieferen Märkten rechnen).


Eine zusätzliche Gratisquelle ist die NAAIM (The National Association of Active Investment Managers), also die Vereinigung der aktiv anlegenden Assetmanager.



Quelle: NAAIM, 04.03.2024


Die Grafik zeigt oben/links den Wert einer Umfrage unter institutionellen Anlegern (die Mitglied der NAAIM sind) und unten/rechts die Preisentwicklung des S&P 500. Der Index hat die Tiefst vom Oktober 2022 und November 2023 hervorragend erkannt. Auch dieser Index lässt darauf schliessen, dass die Märkte nicht ewig stiegen können.



Goldpreis kurz vor neuem Allzeit-Höchst


Der Goldpreis steht kurz davor den Höchstwert von August 2020 und Mai 2023 zu übertreffen.



Quelle: Otavio (Tavi) Costa, @TaviCosta, 02.03.2024


Auf der Grafik sind die zwei grossen Goldrallyes seit 1970 eingezeichnet und die Hauptargumente, die damals zu den Rallyes geführt haben.

Was aktuell für Gold spricht, sind aus unserer Sicht vorwiegend die folgenden Punkte:

  • Sinkende Goldproduktion

  • Kauf von Gold der Notenbanken

  • Staatsdefizite weltweit auf neuen Höchstständen

  • Mögliche Rezession

  • Geopolitische Unsicherheiten




Quelle: Kevin C. Smith, @crescatkevin, 03.03.2024


Die Grafik zeigt, dass die Notenbanken seit 2012 ihren Goldanteil stetig erhöhen. Wir gehen davon aus, dass sie das auch in Zukunft machen werden.

Eine Position von 5% Gold im Portfolio kann nicht schaden. Es gibt aber einen Punkt, den man beachten muss. Gold wird in USD gehandelt und man hat ein Währungsrisiko.




Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


Disclaimer:

Die Inhalte in den Blogs dienen ausschliesslich zu der allgemeinen Information und dazu, dass sich potenzielle Kunden ein Bild über unsere Arbeitsweise machen können. Es sind keine Empfehlungen, die zu dem Erwerb oder Verkauf von Vermögenswerten führen sollen und keine Anlageberatung. martInvestments kann nicht beurteilen, ob und wie die gemachten Aussagen zu Ihren Anlagezielen und Ihrem Risikoprofil passen. Wer auf der Basis von diesen Blogeinträgen Anlageentscheide trifft, trifft diese ausschliesslich auf eigene Verantwortung und Gefahr. martInvestments kann nicht für allfällige Verluste verantwortlich gemacht werden, die sie aufgrund von Informationen in diesem Blogeintrag gemacht haben. Die erwähnten Produkte sind keine Empfehlung, sondern es soll aufgezeigt werden, wie martInvestments arbeitet und solche Produkte aussucht. martInvestments ist zudem völlig unabhängig und verdient kein Geld in irgendeiner Form von Produktanbietern.



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