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Marktanalyse - Kalenderwoche 08/2025

martin1060

Markt-Timing: Wann lohnt es sich und was sind die besten Strategien. Haben wir das Ende des aktuellen Bullenmarktes erreicht?



Chart der Woche


Quelle: YouTube, Mario Locher, 22.2.2025, Zeitstempel 13.09


Die Grafik zeigt die Entwicklung der Margen der Formen im S&P 500 in den USA. In rot sind nur die Technologiewerte eingezeichnet, in Blau alle anderen Firmen in dem Index.


Warum das wichtig ist


In den letzten Wochen haben fast unbemerkt von der Presse die meisten US-Firmen ihre Gewinne für das vierte Quartal 2024 und daher für das ganze Jahr 2024 publiziert. Es gab nur wenige Enttäuschungen. Neben den Gewinnen ist auch die Entwicklung der Margen bedeutungsvoll. Wie die Grafik oben zeigt haben die Margen im Durchschnitt zugenommen, das ist ein gutes Zeichen für die Gewinne im nächsten Quartal.



Markt-Timing: Definition der Trends


An den Finanzmärkten wird zwischen grossen Trends, die ein bis 10 Jahre dauern können, und kurzfristigen Schwankungen in diesen Trends unterschieden.


Übergelagerte, grosse Trends bezeichnet man als Bullen- und Bärenmärkte. Bullenmärkte, wenn sie steigen, und Bärenmärkte, wenn sie sinken. Als Eselsbrücke, um sich das zu merken, hilft: Wenn ein Stier angreift und man auf die Hörner genommen wird, so wird man nach oben weggeschleudert. In Bern, wo ich aufgewachsen bin, gibt es einen Bärengraben. Der ist am unteren Ende der Altstadt. Von wo man auch kommt zum Bärengraben, geht es nach unten.


Marktschwankungen von bis zu 15% bezeichnet man als normale Schwankungen in einem Bullen- oder Bärenmarkt.



Markt-Timing: kurzfristige Schwankungen


Lohnt sich ein Timing der kurzfristigen Schwankungen von bis zu 15%. Alle Studien, die dazu gemacht wurden, haben dazu eine klare Antwort: Nein!

Das Schlimmste bei einem laufenden Trend ist es, zu früh auszusteigen. Um das zu vermeiden, steigt man in der Regel erst aus, wenn der Markt bereits 5% verloren hat. Wenn sich der Markt dann stabilisiert, sind die meisten zu ängstlich und steigen erst wieder ein wenn der Markt schon 5% gestiegen ist. Wenn man also alles optimal macht, dann vermeidet man genau 5% Verlust.

95% der Privatinvestoren schafft dieses Timing nicht und steigt in der Regel höher ein als sie verkauft haben.



Markt-Timing: Langfristige Trends


Hier sieht es anders aus. Hier kann mit dem Timing einen grossen Mehrwert geschaffen werden. Auch hier ist es aber wichtig, nicht zu früh aus einem Trend auszusteigen.

Hilfreich ist es zunächst die langfristigen Bullen- und Bärenmärkte zu definieren und zu analysieren, was eine Trendwende ausgelöst hat.


Quelle: YouTube, Mario Locher, 22.2.2025, Zeitstempel 28.30


Die Grafik zeigt die sechs grossen Bullenmärkte der letzten 60 Jahre. In Rot ist der aktuelle Bullenmarkt eingezeichnet, der seit dem Oktober 2022 läuft. Was als Erstes auffällt ist, der aktuelle Bullenmarkt, mit einer Dauer von 2,4 Jahren einer der kürzeren Bullenmärkte der Geschichte wäre. Er kann durchaus enden, aber er kann auch noch 5 Jahre weitergehen.


Schauen wir uns die einzelnen Bullen- und Bärenmärkte an und was zu ihrem Trendende geführt hat:


1. Bullenmarkt (Oktober 1974 – November 1980)

Grund für das Ende: Inflationsbekämpfung durch aggressive Zinserhöhungen

  • Die US-Wirtschaft kämpfte mit hoher Inflation (Stagflation).

  • Die Federal Reserve unter Paul Volcker begann 1979 mit drastischen Zinserhöhungen, um die Inflation einzudämmen.

  • Die höheren Zinsen dämpften das Wirtschaftswachstum und führten zur Rezession von 1980.

2. Bärenmarkt (November 1980 – August 1982)

Grund für das Ende: Erfolgreiche Inflationsbekämpfung und Zinssenkungen

  • Nachdem die Fed die Inflation in den Griff bekommen hatte, senkte sie die Zinsen wieder.

  • Die Wirtschaft begann sich zu erholen, was das Vertrauen der Investoren stärkte.

  • Dies markierte den Beginn eines neuen Bullenmarktes.

3. Bullenmarkt (August 1982 – August 1987)

Grund für das Ende: Steigende Zinsen, schwarzer Montag (19. Oktober 1987)

  • Eine Kombination aus steigenden Zinsen, Sorgen über das US-Handelsdefizit und der zunehmenden Nutzung von computergesteuerten Handelsstrategien führte zu einer Panik.

  • Am 19. Oktober 1987 (Schwarzer Montag) verlor der Dow Jones 22,6 % an einem einzigen Tag – bis heute der grösste Tagesverlust in der Geschichte der US-Börsen.

4. Bärenmarkt (August 1987 – Dezember 1987)

Grund für das Ende: Marktstabilisierung durch geldpolitische Malnahmen

  • Die Fed reagierte schnell und lockerte die Geldpolitik.

  • Die Wirtschaft war stabil genug, um einen tieferen Abschwung zu vermeiden.

  • Investoren gewannen wieder Vertrauen, und der Markt erholte sich.

5. Bullenmarkt (Dezember 1987 – März 2000)

Grund für das Ende: Steigende Zinsen, Platzen der Dotcom-Blase

  • Der Markt wurde in den 1990er-Jahren durch den Boom der Technologie- und Internetunternehmen angetrieben.

  • Viele Tech-Aktien waren überbewertet, und als Unternehmen keine nachhaltigen Gewinne zeigten, platzte die Blase.

  • Im März bricht der japanische Mischkonzern Softbank in wenigen Tagen 50% ein, im April verliert Microsoft einen Antitrust-Prozess gegen das US-Justizministerium, im Mai beginnen die Zinsen zu steigen, im Herbst kommt es zu den ersten Konkursen (Boo.com, eToys, Pets.com und Webva)

  • Der Nasdaq fiel innerhalb weniger Monate um über 75 %.

6. Bärenmarkt (März 2000 – Oktober 2002)

Grund für das Ende: Erholung nach Bereinigung überbewerteter Technologieaktien

  • Nachdem sich die Tech-Blase aufgelöst war, stabilisierten sich die Märkte.

  • Die US-Wirtschaft erholte sich, gestützt durch niedrige Zinsen und staatliche Konjunkturmassnahmen.

  • Neue Wachstumsimpulse führten zu einem erneuten Aufwärtstrend.

7. Bullenmarkt (Oktober 2002 – Oktober 2007)

Grund für das Ende: Steigende Zinsen, Finanzkrise 2008 (Subprime-Krise)

  • Exzessive Kreditvergabe und Spekulation auf dem Immobilienmarkt führten zu einer Immobilienblase.

  • Von 2004 bis 2006 steigen die US-Zinsen massiv an. Als viele Hypotheken nicht mehr bedient werden konnten, kollabierte das Finanzsystem.

  • Der Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 führte zu einem tiefen Vertrauensverlust.

8. Bärenmarkt (Oktober 2007 – März 2009)

Grund für das Ende: Massive geldpolitische und fiskalische Interventionen

  • Die Fed senkte die Zinsen auf nahezu 0 % und startete massive Anleihekaufprogramme (QE).

  • Die US-Regierung führte Konjunkturpakete ein, um das Finanzsystem zu stabilisieren.

  • Dies schuf die Grundlage für einen neuen Bullenmarkt.

9. Bullenmarkt (März 2009 – Februar 2020)

Grund für das Ende: COVID-19-Pandemie und wirtschaftlicher Shutdown

  • Die weltweite COVID-19-Pandemie führte zu wirtschaftlichen Unsicherheiten und Lockdowns.

  • Unternehmen mussten schliessen, Arbeitslosigkeit stieg rapide an.

  • Dies löste einen schnellen Börsencrash aus.

10. Bärenmarkt (Februar 2020 – März 2020)

Grund für das Ende: Schnelle geld- und fiskalpolitische Massnahmen

  • Die Fed senkte die Zinsen auf 0 %, führte neue QE-Programme ein und kaufte Unternehmensanleihen.

  • Die US-Regierung verabschiedete massive Konjunkturpakete (z. B. Stimulus-Schecks).

  • Die schnelle Reaktion führte zu einer raschen Erholung der Märkte.

11. Bullenmarkt (März 2020 – Januar 2022)

Grund für das Ende: Hohe Inflation und steigende Zinsen

  • Nach den COVID-Stimulusmaßnahmen stieg die Inflation stark an.

  • Die Fed musste darauf reagieren und begann 2022 mit aggressiven Zinserhöhungen.

  • Dies führte zu einem Rückgang der Aktienmärkte.

12. Bärenmarkt (Januar 2022 – Oktober 2022)

Grund für das Ende: Nachlassende Inflationsängste und Stabilisierung der Märkte

  • Unternehmen passten sich an das neue Zinsumfeld an.

  • Die Fed signalisierte, dass sie das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamen könnte.

  • Dies führte zu einer Stabilisierung und Erholung der Aktienmärkte.


Zusammenfassung der auslösenden Ereignisse:
  • 1970er/80er: Inflation & Zinspolitik der Fed

  • 1987: Zinspolitik des FED, schwarzer Montag (computergesteuerter Handel & Marktängste)

  • 2000: Steigende Zinsen, Dotcom-Blase platzt

  • 2008: Steigende Zinsen, Lehman Brothers & Finanzkrise

  • 2020: COVID-19-Pandemie

  • 2022: Inflation & Fed-Zinserhöhungen


In 5 von 6 Fällen endeten die Bullenmärkte aufgrund von steigenden Zinsen. In zwei Fällen führten steigende Zinsen zum Platzen einer Anlageblase. Nur ein Mal, 2020, war mit COVID ein externes Ereignis für die Trendwende verantwortlich.


Was auch auffällt, ist, dass Gewinnwarnungen einzelner Firmen, Handelskriege, Wahlen, Präsidenten und Kriege in einzelnen Ländern nicht auf der Liste der Auslöser stehen. Solche Ereignisse mögen die Märkte einige Wochen und um bis zu 15% herunterbringen, waren aber waren in den letzten 50 Jahren nie der Auslöser für einen grossen Umschwung von einem Bullen- in einen Bärenmarkt.


Markt-Timing: Aktuelle Lage


Global sinken die Zinsen und die Notenbanken sowohl in den USA als auch in Europa sind nach wie vor im Zinssenkungsmodus. Von der Zinsseite droht aktuell keine Gefahr. Sollte die Inflation aber in den USA stark ansteigen, könnte die US-Notenbank das Ende von Zinssenkungen verkünden. Das wäre dann der Zeitpunkt, um kritisch zu werden.


Haben wir aktuell eine Anlageblase, die platzen könnte? Die Frage muss man klar, mit ja, beantworten.

Die US-Technologiefirmen haben zwar solide Gewinn geliefert, die Bewertungen, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis sind aber weit über dem langfristigen Durchschnitt:

Unternehmen

KGV

Apple

38.8

Microsoft

33.4

Amazon

40.4

Alphabet

22.7

Nvidia

54.6

Tesla

172.7

Meta Platforms

29.9

Dazu im Vergleich. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 seit 1980 liegt bei 22.8, aktuell liegt es bei ca. 28.


Die Ankündigung von DeepSeek hat das Potenzial, die Blase der Künstlichen Intelligenz platzen zu lassen. Dies, wenn sich zeigt, dass die Milliarden an Investitionen der grossen US-Firmen sich nicht auszahlen werden und durch den Preiszerfall die erhofften Erträge nicht wie erwartet eintreffen. Die Tools wie ChatGPT und DeepSeek sind beeindruckend und werden unsere Arbeitsweise verändern. Bisher ist es aber keiner der oben genannten Firmen gelungen, die Künstliche Intelligenz so in ihre Produkte zu integrieren, dass sie zu einem wirklichen Game-Changer führt.


Die Magnificant-7 Aktien haben ein grosses Gewicht in dem S&P 500 Index. Eine Korrektur dürfte den Index stark nach unten ziehen, aber wohl nicht über 15%. Somit würde auch bei einem Platzen der Blase der Künstlichen Intelligenz wohl nicht der gesamte Markt beeinträchtigt.




Markt-Timing: Fazit


Das Timing von Korrekturen von bis zu 15% in den Aktienindizes lohnt sich nicht. Die Erfolgschance ist extrem klein.

Anders sieht es bei den grossen Bullen- und Bärenmarkt-Zyklen aus. In den letzten 50 Jahren wurden in 5 von 6 Fällen die Bullenmärkte durch höhere Zinsen ausgebremst und einmal durch COVID. Aktuell sind wir in einem Umfeld von sinkenden Zinsen.

Auch wenn die aktuelle Blase in den Magnificant-7 Titel platzt, dürfte das den Markt nicht mehr als 15% einbrechen lassen und somit bleibt der aktuelle Bullenmarkt intakt.





Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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