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  • martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 08/2023

Navigieren im Finanzmarktzyklus, Energiekrise vorerst abgesagt, grosse Bewegung an den Obligationenmärkten


Chart der Woche

Quelle: Isabelnet, 23.02.2023


Die Grafik zeigt die vier Phasen eines Finanzmarktzyklus, der 4 bis 12 Jahre dauern kann. Die blaue Linie gibt an, ob die Wirtschaft wächst oder schrumpft.


Warum das wichtig ist


In jeder der vier Phasen des Finanzmarktzyklus sollte man eine andere Anlagestrategie verfolgen. Wir sind aktuell in der vierten Phase. Die Notenbanken versuchen mit allen Mitteln, die Inflation zu reduzieren und werden damit eine Rezession auslösen. Die Marktteilnehmer spekulieren aktuell, ob es eine starke oder schwache Rezession geben wird und wie hoch die Zinsen noch steigen werden, bevor die Inflation zurückgeht. Die Frage ist, welche Firmen in dieser Marktlage am besten abschneiden.

In dieser Marktphase schneiden konservative Substanztitel, die eine solide Bilanz und ein stetiges Wachstum aufweisen können, am besten ab. Ist eine Firma genügend gross und Marktleader in einem Bereich oder einer Nische, können sie die Preise mit der Inflation erhöhen und ihre Margen sichern.

Die Börse ist der wirtschaftlichen Entwicklung meist 6-9 Monate voraus. Auch wenn die Rezession erst kommen wird, beschäftigt sich die Börse jetzt schon, was nach der Rezession kommt. Wir denken, dass wir bereits am Ende der vierten Phase sind. Es kann gut sein, dass man bereits Ende Frühling oder im Sommer das Portfolio auf die neue erste Phase wird umstellen müssen. Jetzt ist es aber noch zu früh dafür.



Energiekrise vorerst abgesagt


Quelle: Tradingview, Marmot, 25.02.2023


Die Grafik zeigt den Preis von Gas in Europa. Als der Krieg in der Ukraine vor einem Jahr begann, startete die Achterbahnfahrt. Die grösste Panik herrschte im Sommer 2022. Gegenüber dem Februar hatte sich der Preis im Höchst um fast 400% zugelegt. Alle hatten Angst vor einer Energiekrise im Winter. Aktuell liegt der Preis ca. 30% unter dem Preis, der kurz vor dem Ausbruch des Krieges bezahlt werden musste.


Quelle: Twitter: Thierry Bros, @thierry_bros, 12.02.2023


Die Grafik zeigt die aktuellen Gasreserven von 2023 (rote Linie) und die Entwicklung der Gasreserven 2022 (grüne Linie). Der graue Kanal im Hintergrund zeigt die Bandbreite der Reserven seit 2017).


Die Regierungen in Europa haben sehr grosse Anstrengen unternommen, um eine Energiekrise abzuwenden. Die Unternehmen und Privatpersonen wurden aufgefordert Energie zu sparen und es wurden neue Quellen für den Bezug von Gas erschlossen. Es scheint, dass die Regierungen bisher erfolgreich waren. Als der Krieg begann, waren die Reserven sehr tief und trotz der Krise konnten die Lager stetig erhöht werden. Damit sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir im nächsten Winter Energieprobleme bekommen werden.

Man darf aber nicht vergessen, dass Europa nach wie vor Gas aus Russland bezieht. Werden diese Lieferungen komplett eingestellt, wird es für Europa nach wie vor ungemütlich. Das Fazit aus den aktuellen Zahlen ist aber, dass die Regierungen in Europa bisher eine gute Arbeit geleistet haben. Wichtig ist jetzt, dass die Umstellung der Gas- und Energienetze weiter so konsequent vorangetrieben werden wie 2022.



Grosse Bewegung an den Obligationenmärkten


In den vergangenen Wochen hat sich am Obligationenmarkt viel bewegt:

Quelle: YouTube, Marion Lochner, 25.02.2025, Zeitstempel: 03.20


Die Grafik zeigt den aktuellen Stand der Leitzinsen in Amerika (schwarze Linie). Darauf folgen die Prognosen der Anleger für die Entwicklung der Leitzinsen, bis 2024. Die Farben zeigen, wie sich die Prognosen in den vergangenen Wochen verändert haben. Vom Ersten bis zum 14. Februar haben sich die Erwartungen stark verändert.

Die Anleger rechnen nun mit einem höheren Peak der Leitzinsen und nur noch einer Zinssenkung per Ende 2023.

Diese Veränderung führt zu sinkenden Obligationen-Preisen und sinkenden Aktienkursen.


Einer der Hauptgründe dieser Entwicklung waren viele Aussagen der amerikanischen Notenbank, die sich für höhere Zinsen starkmacht. Ihre Argumentation basiert mehrheitlich auf dem PCE (Private Consumer Expenditure bzw. der Kernrate der privaten Konsumausgaben).


Quelle: Twitter: AndreasStenoLarsen, @AndreasSteno, 24.02.2023


Die Grafik zeigt die jährliche Veränderung der PCE-Kernrate (also dem PCE ohne die Ausgaben für Häuser und Wohnen). Der Indikator wird auch oft als Lieblingsindikator von Jerome Powell, dem Chef der US-Notenbank, genannt. Der hat im Januar erneut viel stärker zugelegt, als erwartet wurde.

Die Inflation kann nur zurückgehen, wenn die Konsumenten auch ihren Konsum drosseln. Aber das ist im Januar nicht geschehen. Sogar im Gegenteil. Die Konsumenten sind in guter Ausgabestimmung. Die Notenbank wird dadurch fast gezwungen, die Zinsen weiter zu erhöhen, um das Ziel der Geldwertstabilität zu erreichen.



Quelle: Twitter: Jurrien Zimmer, @TimmerFidelity, 23.02.2023


Diese Grafik zeigt, wie sich die Zinsen von verschiedenen Obligationen-Anlagen und die Gewinnrendite der Aktien (schwarze Linie) seit der ersten Zinserhöhung verändert haben. Diese enorme Bewegung hat zu den grössten Verlusten in Obligationen seit dem Zweiten Weltkrieg geführt.

In der Zeit, in der sich die Zinsen für Obligationen vervielfacht haben, sind die Gewinnrenditen von Aktien leicht gefallen. Das zeigt eindrücklich auf, dass Obligationen indessen wieder eine wirkliche Alternative zu Aktienanlagen sind.


Quelle: Twitter: Liz Young, @LizYoungStrat, 21.02.2023


Die Grafik zeigt die Risikoprämie von Aktien gegenüber der Rendite von zehnjährigen Staatsanleihen in den USA. Durch den starken Anstieg der Obligationen-Zinsen ist die Prämie jetzt auf dem tiefsten Stand seit der Finanzkrise 2007.

Verschiedene Marktteilnehmer interpretieren dies als Kaufsignal für Aktien. Wir interpretieren die Grafik aber anders. Entweder erhöhen die Firmen ihre Erträge und damit die Aktienrendite oder Aktien sind zu teuer und müssen billiger werden.



Quelle: Isabelnet, 23.02.2023


Die Grafik zeigt die Rendite der Aktienmärkte 365 Tage vor der ersten Zinserhöhung und bis zu 1095 Tage nach der ersten Zinserhöhung. Die blaue Linie zeigt die durchschnittliche Rendite der Aktienmärkte in jedem Zinserhöhungszyklus seit 1955 und grau schattiert die Bandbreite der Renditen. Die rote Linie zeigt die aktuelle Rendite der Aktienmärkte. Wir sind eher am unteren Ende der grau schattierten Fläche. Der grösste Teil der Korrektur scheint bereits vorbei zu sein, dennoch gibt es etwas Raum für sinkende Aktienpreise. Um ein langfristiges Portfolio aufzubauen, ist es eine gute Taktik jetzt in Korrekturphasen dazuzukaufen.


Quelle: Isabelnet, 22.02.2023


Die Grafik zeigt, ob wir eine normale oder eine inverse Zinskurve haben. Bei einer normalen Zinskurve sind die kurzfristigen Zinsen tiefer als die langfristigen Zinsen. Je länger man Geld einer Firma ausleiht, desto höher ist das Risiko, dass sich etwas negativ verändern könnte.

Aktuell haben wir eine inverse Zinskurve. Die kurzfristigen Zinsen sind höher als die langfristigen Zinsen. Da 2023 eine Rezession droht und man Angst hat, dass einzelne Firmen diese nicht überleben, scheint das kurzfristige Risiko höher als das langfristige Risiko.

Eine inverse Zinskurve kommt nicht oft vor und dauert meist relativ kurz. Sie war bisher immer ein klares Signal, das eine Rezession kommt. Seit 1980 war es ebenfalls immer der Fall, dass sich die inverse Zinskurve bereits 1-2 Monate bevor der wirklichen Rezession wieder auflöste. Die inverse Zinskurve kann sich auf drei Arten auflösen:

  • die kurzfristigen Zinsen sinken und die langfristigen Zinsen bleiben stabil

  • die kurzfristigen Zinsen bleiben stabil und die langfristigen Zinsen steigen an

  • die kurzfristigen Zinsen sinken leicht und die langfristigen Zinsen steigen leicht.

Wenn man jetzt in Obligationen investiert, so sollte man kurzfristige Obligationen kaufen (1-3 Jahre) und nicht langfristige (10 Jahre oder mehr).


Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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