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Marktanalyse - Kalenderwoche 07/2025

martin1060

Inflation zieht wieder an, Staatsschulden: Wann ist zu viel wirklich zu viel?



Inflation zieht wieder an


Die Inflation ist bislang nicht tot. Letzten Freitag aber überraschten die starke Inflationszahlen und versetzten Anleger in Unruhe.


Quelle: JPM, Outlook, 13.02.2025


Die Grafik zeigt die Inflation (Headline CPI) in den USA (hellblau). Da diese die beiden sehr volatilen Komponenten wie Nahrungsmittel und Energiekosten beinhaltet, wird auch eine stabilere Version, die Core-Inflation berechnet. Beide Inflationszahlen haben nach einer längeren Periode von sinkenden Werten wieder zugelegt. Die Nahrungsmittelpreise steigen an aber auch die Energiekosten.


Quelle: X: Kathy Jones, @KathyJones, 12.02.2025


Die Grafik oben zeigt die Zusammensetzung des Core-Inflation. Im Januar haben vor allem die Kosten für Transport (Flugpreise) und die Kosten für Unterkunft (Mieten und Hypothekenzinsen) zugenommen.

Diese unerwartete Zunahme sorgt für Angst bei den Anlegern.


Quelle: Threads, Global Markets Investor, 15.02.2025


Die Grafik oben zeigt die Entwicklung der Inflation von 1974 bis 1982 (schwarze Linie) und darüber gelegt die Inflation im aktuellen Zyklus (grüne Linie). Die parallele Entwicklung der aktuellen Situation mit der von 1974 ist erschreckend. Wie die untere Grafik oben zeigt, gibt es aber auch Unterschiede. Die aktuelle Entwicklung (rote Line) weiss eine fast 4% geringere Inflation aus als 1974 aber die Richtung ist hier entscheidend.

Wir haben die Grafik schon einige Male gezeigt und bisher war es immer schwer, sich vorzustellen, warum die Inflation wieder ansteigen könnte. Aber aktuell findet man genügend Gründe. Die Unsicherheiten der Politik von Trump, Handelskriege und jetzt die anziehende Core-Inflation.


Die Inflation wird aber nur monatlich publiziert und das GDP-Wachstum sogar nur quartalsweise. In der Zwischenzeit sind die Anleger blind. Oder waren bisher blind. In den vergangenen Monaten wurden neue Indikatoren entwickelt und die Inflation auf Tages und das Wachstum des Bruttoinlandproduktes auf Wochenbasis verfolgen.


Quelle: X: Andreas Steno Larsen, @AndreasSteno, 12.02.2025


Die Grafik zeigt die erwartete Inflation für Februar, basierend auf den aktuell gehandelten Preisen von Zinsprodukten (Zins-Swaps). Diese basiert auf den aktuellen Erwartungen der Anleger. Diese gehen also davon aus, dass die Inflation weiter anziehen wird.

Die Trueflation zeigt aber ein anderes Bild. Trueflation wird von einem Team aus Datenwissenschaftlern, Ökonomen und Blockchain-Experten entwickelt und betrieben. Es handelt sich um eine private, unabhängige Plattform, die nicht von staatlichen Institutionen kontrolliert wird. Die Berechnungen erfolgen durch dezentrale Orakel, die Daten aus einer Vielzahl von Quellen sammeln, darunter Online-Marktplätze, Immobilienportale und Wirtschaftsdatenbanken.

Truflation ist ein modernes Tool zur Messung der Inflation, das auf Blockchain-Technologie basiert. Im Gegensatz zu traditionellen Methoden wie dem Verbraucherpreisindex (CPI), der oft auf veralteten Daten und manuellen Umfragen beruht, bietet Truflation tägliche Aktualisierungen und nutzt dabei Daten von über 30 Millionen Artikeln aus mehr als 80 verschiedenen Quellen. Zusätzlich ermöglicht Truflation den Nutzern, personalisierte Inflationsraten basierend auf ihrem individuellen Einkommen und Ausgaben zu berechnen, was einen besseren Einblick in die persönlichen Auswirkungen der Inflation bietet.


Die Trueflation (blaue Linie in der Grafik oben) deutet darauf hin, dass die Inflation mit den offiziell für Februar publizierten Zahlen wieder stark sinken wird. Bisher war die Trueflation relativ genau und hat meist die richtige Tendenz gezeigt. Das deutet darauf hin, dass die Angst vor weiter steigender Inflation unbegründet ist.


Quelle: X: Atlanta Fed, @AtlantaFed, 19.02.2025


Die Grafik oben zeigt den von der US-Distrikt-Notenbank von Atlante berechneten GDPNow Indikator. Es gibt eine frühe Indikation über das Wirtschaftswachstum der USA, bevor offizielle Regierungsberichte veröffentlicht werden.

GDPNow basiert auf einem Nowcasting-Ansatz, das heißt, es nutzt aktuelle Wirtschaftsdaten, um eine sofortige Einschätzung des Wirtschaftswachstums zu liefern. Es verwendet dieselbe Formel, die auch das US Bureau of Economic Analysis (BEA) für das offizielle BIP nutzt, kombiniert aber eine automatisierte Berechnungsmethode. Die Schätzung wird nach jeder neuen Wirtschaftsveröffentlichung (z. B. Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion, Wohnungsbau) aktualisiert.

Dadurch zeigt GDPNow eine laufend aktualisierte Entwicklung der Wirtschaftslage.


GDPNow zeigt zwar, dass das Wachstum in den USA seit Anfangs Februar leicht abgenommen hat (grüne Linie), aber immer noch im Bereich der Schätzungen der meisten Marktteilnehmer liegt. Das deutet auf eine nach wie vor intakte Wirtschaft hin.


Quelle. Isabelnet, 14.02.2025


Aktuell sprechen alle von Trump und jeder seiner Aussagen wird im Detail analysiert. Was völlig in den medialen Hintergrund rückt, ist die aktuelle Gewinnsaison. In den vergangenen Wochen haben die meisten Firmen ihre Gewinne für das Jahr 2024 bekannt gegeben. Dabei konnten 9% der Firmen die Schätzungen übertreffen. Wie die Grafik oben zeigt, ist das im Rahmen oder sogar leicht höher als in den letzten 12 Quartalen.


Diese Daten sind sehr positiv und zeigen, dass es Corporate-Amerika hervorragend geht. Auch von der Seite ist aktuell keine grössere Marktkorrektur zu erwarten.



Staatsschulden: Wann ist zu viel wirklich zu viel?


Wie im letzten Marktbericht geschrieben gibt es namhafte Investoren, die eine massive höhere Inflation und dadurch einen Kollaps der US-Staatsverschuldung erwarten. Dazu gehören, bekannte Investoren wie Ray Dalio (einer der grössten und erfolgreichsten Hedgefonds Manager der Welt), Michael Burry (hat den Lehmann-Crash richtig prognostiziert), oder Larry Summers (ehemaliger US-Finanzminister).

Darum wollen wir die Verschuldung der USA näher betrachten.



Die Zahlen zeigen, das kumulierte Staatsdefizit der USA in den einzelnen Jahren. Die aktuelle rot-gestrichelte Linie zeigt, dass wir uns auf dem höchsten Wert seit 2018 befinden.


Quelle: X: The Long View, @HayekAndKeynes, 05.02.2025


Die Grafik zeigt die Einnahmen der US-Regierung. Interessant ist, dass die Einnahmen aus der Firmenbesteuerung, die Trump noch weiter reduzieren will, gar nicht so hoch sind. Das Einkommen aus den individuellen Steuern ist wesentlich höher.


Quelle: JPM Guide to the Market, Q1 2025


Die Grafik oben links zeigt die erwarteten Resultate der Staatshausalte der US, Europa und der UK als % des Bruttoinlandsprodukts. Bei Europa geht man aktuell noch von einer leichten Verbesserung aus, mit dem Druck der USA, das Verteidigungsbudget zu erhöhen, wird das so wohl nicht geschehen. Die Grafik oben rechts zeigt, dass sowohl in den USA, wie Europa und der UK mit einer steigenden Staatsverschuldung gerechnet wird.


Bekommen Ray Dalio, Michael Burry und Larry Summers nun Recht? Das ist nicht so einfach zu sagen.


Quelle: Threads, Global Markets Investor, 30.01.2025


Die Grafik zeigt die Staatsverschuldung der einzelnen Staaten in Relation zum Bruttoinlandsprodukt. Die USA liegen bei einem Wert von 125%. Auf eine Privatperson bezogen würde dies bedeuten, dass man bei einem Jahreeinkommen von 100'000, Schulden von 125'000 hat. Keine Bank würde da noch einen zusätzlichen Kredit geben.


Obwohl diese Zahl hoch erscheint, ist die Verschuldung von Japan mit einer Verschuldung von 250% des BIP noch viel höher. Niemand spricht aber über den Kollaps von Japan. Warum sollen indessen 125% in den USA zu hoch sein, aber 250% in Japan nicht?



Quelle: X: Otavio (Tavi) Costa, @TaviCosta, 22.01.2025


Das liegt in erster Linie an den Zinskosten. Die Grafik oben zeigt wie hoch die Zinszahlungen der einzelnen Länder in Relation zum Bruttoinlandsprodukt sind. Die USA müssen 4.6% des BIP für Schuldzinsen aufwenden, in Japan sind es nur 0.5%.

Das liegt an den unterschiedlich hohen Zinssätzen. Die USA müssen für die Aufnahme von zehnjährigen Staatsanleihen zwischen 4% und 4.5% bezahlen. In Japan ist es nur 1.06%.

Die Schuldenhöhe ist also weniger wichtig als die Zinsbelastung auf den Schulden. Um eine Krise abzuwenden, ist es also in den USA sehr wichtig, dass die Zinsen weiter sinken.


Quelle: CME Fed Watch Tool, 19.02.2025


Die Notenbank senkt seit dem August 2024 stetig die Zinsen. Aufgrund der höheren Inflation wird aber damit gerechnet, dass die Notenbank jetzt eine Pause macht. Die Grafik oben zeigt die Daten der nächsten Sitzungen der US-Notenbank und mit blau markiert die höchste Wahrscheinlichkeit für den Entscheid über die Zinsen.

Die Erwartungen der Marktteilnehmer sind, dass es nun noch eine Zinssenkung 2025 geben wird. Anfangs Jahr ging man noch von 3 bis 5 Zinssenkungen aus. Obwohl die Anzahl abgenommen hat, geht die Mehrheit von weiter sinkenden oder gleichbleibenden Zinsen aus. Das ist für die Wirtschaft gut, aber für die Höhe der Zinsen, die der US-Staat bezahlen muss, nicht.


Quelle: YouTube, FinanzmarktWelt.de, 15.1.2025, Zeitstempel 7.36


Die Entwicklung der Leitzinsen in den USA ist aber aktuell, für die Höhe der Zinsen, die der US-Staat für die Kreditaufnahme zahlen muss, nicht was Wichtigste. Wie die Grafik oben zeigt, hat die Notenbank der USA zwar seit dem August 2024 die Leitzinsen gesenkt, die Zinsen für US-Staatsanleihen sind aber angestiegen. Eine Divergenz in der Höhe gab es noch nie.

Das liegt insbesondere daran, dass die Anleger den USA und der Strategie von Trump nicht vertrauen. Trump muss hier mehr Vertrauen schaffen und zeigen, dass er seine Pläne umsetzen kann, ohne die Staatsfinanzen aus dem Ruder laufen zu lassen. Die Basis dazu soll sein Kumpel Elon Musk schaffen.





Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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