Zinsen in Amerika steigen wieder an, Bewertung der Aktien, Erwartungen der institutionellen Anleger.
Chart der Woche
Quelle: Isabelnet, 17.02.2023
Der Citigroup Economic Surprise Index ist ein Wirtschaftsindikator der Citigroup. Er gibt an, ob die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung mit den allgemeinen Prognosen übereinstimmt.
Steigt der Index an, so entwickelt sich die US-Wirtschaft besser, als die Analysten erwartet haben.
Warum das wichtig ist
Aktuell steigt der Index stark an. Die US-Wirtschaft entwickelt sich wesentlich besser, als das viele erwartet haben. Einige glauben schon, dass es keine Rezession geben wird. Normalerweise ist dies gut für die Aktienmärkte. Wenn es der Wirtschaft besser geht, so können die Firmen mehr verdienen und die Aktien steigen.
Aktuell ist es aber genau umgekehrt. Wenn sich die Wirtschaft nicht wie erwartet abkühlt, geht auch die Inflation nicht runter. Die Notenbank ist dann gezwungen, die Zinsen weiter massiv zu erhöhen.
CME Group, Fed Watch Tool, 18.02.2023
Die Grafik zeigt, welche Zinserhöhung die Anleger beim nächstem Entscheid der US-Notenbank am 22. März erwarten. Wir haben die Grafik schon letzte Woche gezeigt. Noch vor zwei Wochen haben 0% einen Anstieg um 50 Basispunkte erwartet und die Erwartung stieg auf 9,2%. In der aktuellen Woche ging die Bewegung weiter. Nun sind es schon 20%, die mit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte rechnen.
Diese Angst von weiter stark ansteigenden Zinsen hat dann auch die Börse unter Druck gesetzt.
Bewertung der Aktien
Quelle: Isabelnet, 17.02.2023
Die Grafik zeigt die Bewertung von Aktien, basierend auf dem Preis/Gewinn Verhältnis. Das durchschnittliche P/E im Technologiesektor ist 22 (blauer Balken). Das bedeutet, wenn heute jemand eine Technologiefirma komplett kaufen würde, müsste der Gewinn 22 Jahre so hoch ausfallen wie heute, bevor er seinen Kaufpreis finanziert hat. Erst ab dem 23 Jahr macht er als Anleger Gewinn.
Obwohl die Aktienmärkte schon stark gesunken sind, sind die Bewertungen bei fast allen Sektoren in etwa auf dem zehnjährigen Durchschnitt (blaues Dreieck). Im Technologiesektor waren die Bewertungen im Höchst der letzten 10 Jahre bei ca. 30 (Gelbes Rechteck) und haben sich nun auf 22 reduziert. Im Tiefst der letzten 10 Jahre waren die Bewertung aber bei einem P/E von 10 (rotes Rechteck).
Die Firmen sind aktuell fair bewertet, aber noch nicht günstig. Die einzige Ausnahme scheint aktuell der Energiesektor und der Telekomsektor zu sein.
Quelle: Isabelnet, 16.02.2023
Die Grafik zeigt 16 Sub-Indikatoren und deren Durchschnitt von Stimmungsindikatoren, die die Investmentbank Goldman Sachs verwendet, um die Märkte zu beurteilen. Der Gesamtindikator (erste Linie) hat sich im Vergleich zum letzten Monat (Orange) und vor drei Monaten (blau) verbessert. Befindet sich der Indikator links, also im "Risk-Off" Bereich, so meiden die Anleger das Risiko und verkaufen. Oft reinvestieren sie nicht, sondern erhöhen einfach die Bargeldquote im Portfolio. Ganz anders auf der rechten Seite (Risk-On). Hier vergessen die Anleger die Risiken, werden gierig und kaufen wie wild hinzu, ohne auf die Bewertung zu schauen.
In der Grafik fällt insbesondere die grosse Veränderung der beiden Indikatoren "AAII Bull vs. Bear" und der "Risky Bond Flows (3m)" auf. Beides bildet die Stimmung der Privatanleger ab. Das erste Fazit aus der Grafik ist, dass die Rallye seit Anfangs Jahr mehrheitlich von Privatanleger getrieben war und nicht von den grossen institutionellen Anleger. Die haben sich erst minim bewegt.
Das Zweite, das auffällt ist, dass fast alle Obligationenindikatoren (Bond-Flows) nach wie vor im "Risk-Off" Breich sind. Die Obligationenanleger sind also wesentlich pessimistischer eingestellt, als die Aktienanleger. Hier stellt sich die Frage, ob die Aktieninvestoren oder die Obligationeninvestoren die bessere Prognosefähigkeit haben. Hier ist das historische Fazit klar. Die Obligationeninvestoren liegen meist richtig. Dies liegt daran, dass in dem Bereich fast nur grosse institutionelle Anleger unterwegs sind, und Privatanleger, die sich von kurzfristigen Trends leiten lassen, fast nur im Aktienbereich aktiv sind.
Erwartungen der institutionellen Anleger
Wir betrachten gerne jeden Monat eine Umfrage der Bank of America bei den grössten institutionellen Anleger. Da diese Anlegergruppe für 80 bis 90% aller Volumen an den Märkten zuständig ist, kann man durch ihr Verhalten ablesen, welche Märkte überbewertet sind und wo sich Chancen eröffnen.
Quelle: Isabelnet, 17.02.2023
Die Grafik zeigt, wie viele der grossen institutionellen Anleger mit einer weiter steigenden Inflation rechnen. Also genau die Befürchtungen, die letzte Woche aufkamen. Es sind fast keine. Hier liegt darum aktuell auch die grösste Gefahr. Geht die Inflation nicht runter, wie die meisten erwarten, so sind alle grossen Anleger falsch positioniert.
Quelle: Isabelnet, 17.02.2023
Hier wurden die institutionellen Anleger gefragt, ob sich ihre Risikobereitschaft in den vergangenen Wochen erhöht hat. Dies war der Fall. Auf sehr tiefem Niveau hat sie sich erhöht.
Quelle: Isabelnet, 17.02.2023
Hier wurden die institutionellen Anleger gefragt, ob sie Aktien oder Obligationen übergewichten. Hier hat sich nur wenig verändert. Obwohl also die Anleger bereit wären, mehr Risiken einzugehen, haben sie darauf ihr Anlageverhalten (noch) nicht verändert. Dies stärkt die Vermutung, dass die Rallye seit Anfangsjahr nur von den Privatanleger getragen wurde.
Quelle: Isabelnet, 15.02.2023
Die Grafik zeigt, die Erwartung der Anleger, ob die aktuelle Kursentwicklung eine normale Gegenbewegung in einem nach wie vor fallenden Trend war (Bear market ralley) oder ob wir bereits eine Trendwende gesehen haben (Neuer Bullenmarkt). Hier ist das Fazit klar. Die meisten institutionellen Anleger sehen noch keine grosse Trendwende und bleiben vorsichtig investiert.
Quelle: Isabelnet, 17.02.2023
Hier wurden die grossen institutionellen Anleger gefragt, wo sie die grössten Risiken sehen. Das Risiko, dass die Inflation weiter hoch bleibt, ist aktuell sicher die grösste Gefahr für die Wirtschaft. Aber auch die Sorgen um die geopolitischen Entwicklungen haben zugenommen.
Quelle: Isabelnet, 17.02.2023
In der Grafik sieht man, in welchen Bereichen die institutionellen Anleger eine Überbewertung sehen, und wo somit keine neuen Anlagegelder hinfliessen werden. Hier werden vor allem Aktien in China (nach einer Rallye von fast 30%) und Unternehmensanleihen gesehen. Die Nennung von Unternehmensanleihen erstaunt etwas, da sich hier die Kurse nach dem Zerfall 2022 noch nicht stark erholt hatten.
Andererseits scheint sich die Ansicht der Anleger beim USD zu verändern. Nachdem der USD gegenüber dem EUR fast 12% an Wert verloren hat, sehen viele den USD nicht mehr als überbewertet an.
Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik
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