Konsolidierung nach starkem Jahresauftakt, Inflationserwartungen und Gewinnausweise, Substanztitel vs. Wachstumstitel.
Chart der Woche
Quelle: Twitter: Jurrien Timmer, @TimmerFidelity, 13.01.2023
Die Grafik zeigt in Schwarz die Zinsen der 10-jährigen Staatsanleihen in den USA und in Gelb die Leitzinsen. Aufgrund der aktuell bezahlten Preise von Futures-Verträgen kann man berechnen, mit welchem Zins die Anleger in der Zukunft rechnen werden. Dies ist die orange eingezeichnete "SOFR curve". In violett sind dann die Meinungen der einzelnen Mitglieder des FOMC, des Ausschusses in der amerikanischen Notenbank, der die Leitzinsen beschliesst.
Warum das wichtig ist
Die Anleger rechnen aktuell mit einem Peak bei den Leitzinsen von ca. 5 %. Aktuell liegt er bei 4.25-4.5 %. Es wird also nur noch eine moderate Steigerung erwartet. In Anbetracht der sich abzeichnenden Rezession rechnen die Anleger dann bereits damit, dass Mitte bis Ende 2023 die Zinsen wieder sinken werden.
Im Vergleich zu den Meinungen der entscheidenden FOMC Mitglieder, sind die Anleger hier wohl etwas zu optimistisch. Die Zinsen könnten durchaus über 5 % steigen und dürften länger hoch bleiben und nicht so schnell wieder sinken.
Aber dennoch, nach dem Anstieg der Leitzinsen von 0,15 auf 4,5 % wirkt der weiter erwartete Anstieg klein. In den nächsten Monaten kann man sich daher wieder überlegen, in Obligationen zu investieren.
Inflationserwartungen und Gewinnausweise
Wie geht es mit der Inflation weiter? Viele Marktteilnehmer vergleichen die aktuelle Situation mit der Periode von 1954 bis 1957 oder von 1972 bis 1984:
Quelle: Isabelnet, 14.01.2023
Die Grafik zeigt den Verlauf der Inflation in den zwei Marktperioden, in denen wir in der Vergangenheit auch schon einen sehr starken Anstieg der Inflation und der Leitzinsen hatten. Der parallele Verlauf der Inflation zu diesen beiden Perioden ist verblüffend. Falls es im gleichen Rahmen weitergeht, sollten wir die nächsten zwei Jahre eine sinkende Inflation sehen.
Quelle: Isabelnet, 13.01.2023
Die Grafik zeigt die Inflation von Waren (in blau) und von Dienstleistungen (in rot). Die Preissteigerung von Dienstleistungen basiert zu 90 % auf steigenden Lohnkosten. Das heißt Waren können teurer und billiger werden und Lohnkosten können steigen, aber eigentlich nicht sinken. Sie wird deshalb auch oft "sticky", also "klebrige", Inflation genannt. Eine Entwarnung für die Inflation kann erst gegeben werden, wenn die Löhne nicht mehr weiter steigen.
Quelle: Isabelnet, 12.01.2023
Die Grafik zeigt das Resultat einer Umfrage bei institutionellen Anlegern von J.P. Morgan, einer der grössten Banken in den USA. Die Mehrheit der grössten Anleger rechnet dieses Jahr mit einer Rezession. Diese Überzeugung war in den letzten 50 Jahren nie höher. Die Frage die sich stellt, ist nur noch, wie stark die Rezession ausfallen wird.
Quelle: Isabelnet, 14.01.2023
Die Grafik zeigt den Philadelphia Fed Regional Index (blau). Dies ist ein Indikator, der die aktuellen Bedingungen im verarbeitenden Gewerbe im Bezirk Philadelphia, dem drittgrössten in den Vereinigten Staaten, misst. Er ergibt sich aus einer von der Philadelphia Fed durchgeführten Umfrage über den allgemeinen Zustand der Wirtschaft und der Unternehmen. Der Index besteht aus verschiedenen Komponenten, wie die gezahlten Preise, die erhaltenen Preise, die Beschäftigung, die geleisteten Arbeitsstunden, die Auftragseingänge und der Auftragsbestand, die Lieferzeiten und die Versandaufträge.
Der Index hat eine grosse Prognosekraft für den ISM Index (Einkaufsmanagerindex), eine der bekanntesten Frühindikatoren für die Entwicklung der Wirtschaft in den USA.
Die sehr tiefen Werte des Philly Fed Index lassen auf sehr tiefe Werte des ISM schließen. Dies ist ein Indiz, dass die Abkühlung der Wirtschaft stärker und härter sein könnte, als die meisten aktuell erwarten.
Quelle: Isabelnet, 13.01.2023
Die Grafik zeigt die jährliche Veränderung des S&P 500 (gelb) und einen Index, der aufzeigt, wie stark die Analysten ihre Gewinnschätzungen anpassen (blau). Der entscheidende Faktor für die Entwicklung der Börse sind die Gewinne der Firmen. Hier wird ein grosser Einbruch von nahezu 20 % erwartet. Die Gewinnsaison hat diese Woche mit den Resultaten der Grossbanken in den USA begonnen. Die Gewinnausweise waren eher enttäuschend. Es wird spannend sein, zu beobachten, welche Gewinnzahlen die nächste Woche publiziert werden.
Zum Schluss noch eine Betrachtung der technischen Marktanalyse.
Quelle: Marmot, TradingView, 15.01.2023
Die Grafik zeigt die Preisentwicklung des S&P 500 an. Seit November bewegt sich der Preis in einem sinkenden Kanal. Aktuell läuft der fünfte Versuch aus diesem Kanal auszubrechen. Falls der Preis nach oben ausbricht, sollte die Börse die nächsten Monate weiter steigen können, scheitert sie aber, ist ein absinken auf das untere Ende des Kanals möglich.
Die nächsten Tage werden also für die weitere Entwicklung der Börse für die nächsten 2-3 Monate entscheidend sein.
Substanztitel vs. Wachstumstitel
Nach der guten Rendite von Substanztitel (Value) im Jahr 2022 mehren sich die Stimmen, die Value als überbewertet anzuschauen und wieder auf Wachstumstitel setzen zu wollen.
Quelle: Isabelnet, 11.01.2023
Die Grafik zeigt die Out-Performance von Value vs. Growth seit 1975. Von 2007 bis 2021 kam es zu einer sehr langen Phase, in dem Wachstumstitel eine massiv bessere Rendite hatten als Substanztitel. In dieser langfristigen Betrachtung wirkt die Out-Performance von Value im Jahr 2022 erst als kleines Aufbäumen.
Aus unserer Sicht kann die Out-Performance von Value noch länger anhalten. Sicher so lange wie die Zinsen noch steigen und hoch bleiben.
Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik
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