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Marktanalyse Sonderbericht - Bankenkrise in den USA

martin1060

Grosse Korrektur bei Bankaktien weltweit. Ausweitung der lokalen US-Bankenkrise auf Europa unwahrscheinlich.



Am Freitag wurden von der US-Notenbank die beiden US Banken Silicon Valley Bank und die New Yorker Signature Bank geschlossen. Es entstand eine Panik, dass es zu einer neuen Bankenkrise kommt und am Montag alle zur Bank rennen, um ihr Geld abzuheben. Ein solcher Bank-Run hätte für viele Banken das Ende bedeutet.


Am Wochenende hat die Notenbank und US-Regierung zwei Massnahmen getroffen, um die Lage zu stabilisieren:

  • Den Kunden wurde versichert, dass alle ihre Anlagen gesichert sind. Also nicht nur die USD 250'000, die über die Einlagenversicherung abgesichert sind.

  • Den Banken wurde angeboten, einen Kredit von einem Jahr zu erhalten und als Sicherheit Staatsobligationen zum Nominalwert zu hinterlegen.

Aktuell sieht es aus, dass sie damit erfolgreich waren.


Wie sind diese Massnahmen zu beurteilen?


Es handelt sich nicht um einen Bailout der Banken, wie verschiedene Kommentatoren schreiben. Die Banken bekommen einen Kredit von einem Jahr, um die Probleme selbst zu lösen und Kundenabflüsse zu absorbieren.


Die Kunden der zwei geschlossenen Banken verlieren nichts, aber die Investoren verlieren alles. Die Regierung hat von der Finanzkrise 2007-2009 viel gelernt. Damals verloren die Kunden Geld und die Investoren wurden geschützt.


Was jedoch kritisch zu betrachten ist, ist dass über Nacht die Regeln der Einlagenversicherung geändert wurde. Bisher waren nur USD 250'000 versichert, nun aber alle Kundengelder. Um die Schliessung der beiden Banken abzuwickeln, ist das kein Problem, sollte sich die Krise aber auf weitere Banken ausweiten, so müsste die Einlagenversicherung mit Steuergeldern gestützt werden.


Die neuen Regeln haben Auswirkungen auf Anleger in Bankenaktien, weltweit. Die Anleger müssen sich bewusst sein, dass sie in einem Notfall nicht mehr vom Staat gerettet werden. Es kommt zu einer völlig neuen Risikobeurteilung. Viele Bankaktien weltweit brachen dann auch bis zu 10% ein.



Weitet sich die Bankenkrise aus und greift auf den Rest der Welt über?


Wir denken ganz klar nein. Es handelt sich um ein lokales Problem in den USA:

  • Die zwei geschlossenen Banken sind Sonderfälle. Beiden waren stark im Kryptobereich und Venture Capital-Bereich. Die Banken kamen wegen der starken Wertverluste im Kryptobereich bereits unter Druck, dazu kam wegen des starken Zinsanstieges die grosse Korrektur bei Wachstumsfirmen und Firmen mit einer hohen Verschuldung. Da Venture-Capital illiquid ist, bestand nur noch die Möglichkeit Staatsobligationen mit massiven Buchverlusten zu verkaufen.

  • In den USA werden Banken mit einer Bilanzsumme von weniger als 250 Milliarden weniger reguliert. Dieses Gesetz hat Donald Trump durchgesetzt. Einige lokale Banken (wie die beiden jetzt geschlossenen Banken) haben darum versucht, genau unter dieser Grenze zu bleiben. Das bedeutet, dass die grösseren Banken besser reguliert, solider finanziert und jetzt weniger in Gefahr sind.

Die Krise kann sich lokal aber durchaus auf weitere lokale Banken ausweiten.

Quelle: Twitter, AndreasStenoLarsen, @AndreasSteno, 13.03.2023


Die Grafik zeigt weitere Regionalbanken in den USA, die schlecht finanziert sind. Die Aktienkurse dieser Banken sind am Montag entsprechend eingebrochen. Auf der Grafik sieht man aber auch, wie viel besser eine grosse Bank wie J.P. Morgan aufgestellt ist (roter Kreis). Wir denken daher nicht, dass sich die Finanzkrise auf die grossen Banken in den USA und dann auch nach Europa oder Asien ausweiten wird.



Auswirkungen der aktuellen Bankenkrise


In den letzten Tagen haben sich die Zinsen massiv verändert, da alle sich in Sicherheit bringen wollten. Die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihe ist von fast 5% auf 4% gesunken. Das ist die schnellste Bewegung in diesem Zinspapier, die es je gegeben hat!

Die inverse Zinskurve hat sich innerhalb von 3 Tagen zu 50% normalisiert.

Wir gehen von einer Gegenbewegung aus, die die Zinsen wieder nahe an die 6% bringen wird.


Die grosse Frage ist, ob die US-Notenbank jetzt die Zinsen weniger stark erhöhen wird, um nicht noch Öl ins Feuer zu giessen. Mitte letzter Woche war die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung von 0.5% am 22. März bei 80%. Jetzt liegt die Erwartung bei einer Zinserhöhung von 0.25% bei fast 90%. Auch einen solchen radikalen Umschwung gab es noch nie.

Wir erwarten diese Woche noch wichtige Inflationszahlen. Diese werden nun bedeutungsvoll sein und könnten die Erwartungen nochmals drehen.


Die ganze Diskussion wirft aber ein Schlaglicht auf die Qualität der Bilanzen der Banken in den USA.


Quelle: Twitter: Holger Zschaepitz, @Schuldensuehner, 13.03.2023


In den USA haben die Banken die Möglichkeit, Staatsobligationen, die sie bis zum Verfall halten wollen, zum Nominalwert zu bewerten und Marktverluste nicht aufzuzeigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der US-Staat bankrott geht ist faktisch bei null und beim Verfall werden die Marktpreise wieder dem Nominalwert entsprechen.

Das Problem besteht nur, wenn eine Bank wie jetzt die Silicon Valley Bank gezwungen wird aus diese Obligationen frühzeitig zu verkaufen.


Die Grafik berechnet auf der Anzahl ausstehenden Staatsobligationen die maximal möglichen Buchverluste in den Büchern aller Banken und Investoren. Diese gehen bis zu 600 Milliarden. Das wäre dann der Maximalbetrag, den die US-Regierung aufwenden müsste, wenn alle Anleger einen Kredit von einem Jahr für Ihre Staatsobligationen wollen. Auch der Staat und die FED kämen hier an ihre Grenzen.


Hier kann nur Transparenz Abhilfe schaffen. Die Banken müssen in den nächsten Tagen offenlegen, welche Positionen sie in Obligationen haben und wie hoch ihre Buchverluste sind. Nur so kann das Vertrauen der Anleger zurückgewonnen werden.


Fazit:


Wir rechnen mit keinem Bankrun, aber es besteht die grosse Wahrscheinlichkeit, dass noch weitere lokale US-Banken geschlossen werden müssen.

Die Volatilität wird in den nächsten Tagen hoch bleiben. Für die mittelfristige wirtschaftliche Entwicklung sind die Inflationszahlen, die diese Woche publiziert werden, wichtiger.

Die neue Risikobeurteilung von Anleger in Aktien von Banken wird zu einer tieferen Bewertung führen. Eine unmittelbare Rückkehr der Kurse von Bankaktien auf das Niveau von letzter Woche erachten wir als unrealistisch.

Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


Disclaimer:

Die Inhalte in den Blogs dienen ausschliesslich zu der allgemeinen Information und dazu, dass sich potenzielle Kunden ein Bild über unsere Arbeitsweise machen können. Es sind keine Empfehlungen, die zu dem Erwerb oder Verkauf von Vermögenswerten führen sollen und keine Anlageberatung. martInvestments kann nicht beurteilen, ob und wie die gemachten Aussagen zu Ihren Anlagezielen und Ihrem Risikoprofil passen. Wer auf der Basis von diesen Blogeinträgen Anlageentscheide trifft, trifft diese ausschliesslich auf eigene Verantwortung und Gefahr. martInvestments kann nicht für allfällige Verluste verantwortlich gemacht werden, die sie aufgrund von Informationen in diesem Blogeintrag gemacht haben. Die erwähnten Produkte sind keine Empfehlung, sondern es soll aufgezeigt werden, wie martInvestments arbeitet und solche Produkte aussucht. martInvestments ist zudem völlig unabhängig und verdient kein Geld in irgendeiner Form von Produktanbietern.



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