Globale Auswirkungen und Anlagechancen nach der Wahl von Trump, Bitcoin hebt ab.
Globale Auswirkungen und Anlagechancen nach der Wahl von Trump
Nun ist klar, dass die Republikaner neben dem Senat auch das Repräsentantenhaus kontrollieren. Aber beide Häuser nur recht knapp. Wie schon ex. Präsident Obama und noch Präsident Biden erfahren mussten, können nur wenige Abweichler dazu führen, dass auch Trump Eingeständnisse machen muss. Die Wahl zum Mehrheitssprecher im Senat, John Thune zeigt, dass auch die moderaten Republikaner noch existieren. Die republikanischen Senatoren setzten damit ein Zeichen, dass sie keine Sklaven von Trump sind.
Die ersten Nominierungen für Schlüsselpositionen lassen nun auch Rückschlüsse auf die globale Politik von Trump zu. Die Wahl von ersten Ministern und weiteren Schlüsselpositionen zeigt, dass Trump auf loyale Mitstreiter des ganz rechten Flügels der Partei setzt.
Die Börse in Amerika hat bisher die Wahl vom Trump mit grösseren Kursgewinnen gefiert. Die folgende Grafik hilft, zu verstehen, warum:
Quelle: Isabelnet, 9.11.2024
Die Grafik von Goldman Sachs zeigt, wie gross der Effekt von einer Steuersenkung von einem Basispunkt (0.01%) auf den Gewinn der Firmen ist.
Trump plant, die Firmensteuern von 35% auf 21% zu senken, was 1400 Basispunkten entspricht.
Für eine Firma, die im S&P 500 enthalten ist, könnte sich der Gewinn alleine aufgrund der Steuersenkung fast verzehnfachen. Das ist aber eine rein theoretische Betrachtung. Alle Firmen haben ihre Steuerstrategie optimiert und nur ganz wenige Firmen zahlen wirklich 35% Steuern. Der Effekt dürfte wesentlich geringer sein, aber dennoch einen grossen Einfluss auf die Firmengewinne haben.
So ist dann auch nicht verwunderlich, dass institutionelle Anleger begonnen haben, Anlagegeld aus Europa abzuziehen und nach Amerika zu verschieben.
Entwicklung des USD
Quelle: X: Robin Brooks, @robin_j_brooks, 11.11.2024
Die Grafik zeigt die Entwicklung des USD 10 Tage bevor, und seit Trump gewählt wurde (hellblau). In dunkelblau sieht man die Entwicklung des USD-Index bei der letzten Wahl von Trump 2016.
Aktuell verhält sich der USD genau gleich. Einerseits müssen die Firmen aufgrund der drohenden Zölle ihre USD-Bestände aufbauen, aber auch die guten Aussichten für US-Firmen aufgrund der Zinssenkungen ziehen mehr Kapital an. 2016 war es aber so, dass nach zwei Wochen die ersten Bedenken aufkamen und der USD wieder nachgegeben hat.
Aktuell geht man mittelfristig von einer massiv steigenden Staatsverschuldung in den USA aus. Die massiven Steuersenkungen für Firmen werden ein Loch in die Staatskasse reissen, das mit höheren Zöllen nicht kompensiert werden kann. Das dürfte schon bald zu einem schwächeren US-Dollar führen. Ein wichtiger Faktor hier ist der Erfolg von Elon Musk als Effizienzminster den Staatsapparat zu verkleinern. Ist er hier erfolgreich, dürfte das Staatsdefizit kleiner ausfallen als erwartet.
Quelle: X: Robin Brooks, @robin_j_brooks, 11.11.2024
Die Grafik zeigt die Entwicklung der Währungen der grössten Handelspartner zum USD vor den Wahlen und nach den Wahlen. Hellblau ist die Entwicklung 2024 und schwarz die Entwicklung 2016, als Trump zum letzten Mal gewählt wurde.
Auch hier dürfte schon bald eine Trendwende einsetzen und der USD schwächer werden.
Deglobalisierung
Quelle: Tagesanzeiger, 13.11.2024
Die Grafik zeigt, wie sich die Globalisierung seit 1960 entwickelt hat. Gemessen wird dies am Anteil des globalen Warenhandels als Anteil des Bruttoinlandsprodukts. Nach der Hyperglobalisierung von 1990 bis 2010 hat sie nicht wesentlich zugenommen. Bereits Covid hat viele Firmen zum Umdenken gezwungen, und sie haben die Lieferketten vereinfacht und/oder im gleichen Wirtschaftsraum zusammengezogen.
Hier muss man aber den Verarbeitenden- und den Dienstleistungssektor unterscheiden. Im verarbeitenden Sektor geht die Globalisierung stark zurück. Das heisst jetzt nicht, dass Fabriken in Asien geschlossen werden, sondern, dass diese nur noch verwendet werden, um die Nachfrage in Asien zu bedienen. Für die Nachfrage in Europa oder den USA werden an diesen Orten neue Fabriken gebaut.
Im Dienstleistungsbereich geht die Globalisierung ungehindert weiter. Dazu zählen aber auch Netflix und Spotify Abos, was viele vergessen.
Quelle: X: Lisa Abramowicz, @lisaabramowicz1, 13.11.2024
Die Grafik zeigt, welche Länder am stärksten von einer allgemeinen Zollerhöhung von 20% betroffen wären. In Grün markiert sind die Länder, die ein Freihandelsabkommen mit den USA haben. Ob diese auch betroffen sind, ist aktuell noch unklar.
Unter Trump dürfte die Deglobalisierung im verarbeitenden Sektor weiter massiv zunehmen. Die Hardliner, die Trump bisher nominiert hat, lassen einen Handelskrieg mit China und anderen Ländern befürchten. Die Taktik von Trump in Verhandlungen ist es, dem Gegenüber die Faust ins Gesicht zu schlagen, damit er die Balance verliert. Und dann zu verhandeln. In den nächsten Monaten dürfte Trump die Drohungen und Massnahmen gegen China und andere Länder, darunter auch Europa, massiv erhöhen, um dann in Verhandlungen eine neue Balance zu finden.
Quelle: X: Michael A. Arouet, @MichaelAArouet, 11.11.2024
Die Grafik zeigt die ausländischen Direktinvestitionen (Inward foreign direct investment , FDI) in China. Schon seit zwei Jahren gehen diese zurück, sind aber in dem Jahr das erste Mal negativ. Die Politik der USA dürfte diesen Trend nun noch versärken.
Gerade China hat aber auch diverse Trümpfe in der Hand. China dominiert den Handel mit Seltenen Erden. Ohne diese wird in den USA keine Batterie mehr gebaut und keine Halbleiter. Zudem besitzt China immer noch grosse Mengen an US-Staatsanleihen. Würden sie diese massiv verkaufen, würde das die USA ins Chaos stürzen.
Die Verhandlungen werden hart geführt werden. In dieser Zeit bevorzugen wir es die Anlagen in Asien und den Emerging Markets unterzugewichten.
In den USA werden wir vermehrt in kleinere Firmen investieren, und dort vorwiegend in Firmen mit einem geringen Exportanteil. Diese sollten von den kommenden Drohgebärden in den Handelskonflikten am wenigsten betroffen sein und von der America-First-Strategie von Trump am meisten profitieren.
Europa und Ukraine
Trump hat im Wahlkampf oft gesagt, dass er den Krieg in der Ukraine in 24 Stunden beenden wird. Bisher hat er das nicht getan.
Er wird sicher bald Verhandlungen beginnen, aber die Russen haben noch nicht gewonnen. Trump ist unberechenbar. Lässt Putin bei einem Treffen Trump eine Stunde warten, was er bei Staatspräsidenten gerne macht, kann die Stimmung bei Trump schnell drehen. Dass das russische Staatsfernsehen sich in den vergangenen Tagen über Nachtbilder von Melania Trump lustig gemacht hat, hilft da sicher auch nicht.
Für die Staaten und die Wirtschaft in Europa wäre ein Ende des Krieges kurzfristig sehr positiv. Die Hilfe für die Ukraine verschlingt grosse Summen an Geld, die in vielen anderen Bereichen abgezogen werden müssen. Dazu gehört die Förderung der Nachhaltigkeit, Sozialkosten oder die Entwicklungshilfe. Falls die USA die Waffenlieferungen einstellen, ohne einen Frieden zu vermitteln, würde es für Europa extrem schwer, die Lieferungen der USA auszugleichen.
Trump wird Europa zudem zwingen, die Ausgaben für das Militär auf das Nato-Ziel von 2% zu erhöhen. Schon das wird viele Staaten vor Probleme stellen.
Ein Ende des Krieges in der Ukraine dürfte zu einem stärkeren Euro führen. Russland wird einem Frieden nur zustimmen, wenn alle Sanktionen gegen Russland aufgehoben werden. Geschieht das, dürften primär die Energiepreise stark sinken. Das würde vor allem Deutschland sehr helfen.
Fazit: Die Taktik von Trump in Verhandlungen, dem Gegenüber die Faust ins Gesicht zu schlagen, damit er die Balance verliert, und dann zu verhandeln, dürfte zu grösseren Verunsicherungen führen. Gerade Asien und die Schwellenländer dürften darunter am meisten Leiden. Ansonsten ist es ratsam, in Firmen zu investieren, die nur wenig von Handelskriegen betroffen wären.
Durch die positiven Auswirkungen der Wahlen in den USA haben wir den Investitionsgrad erhöht. Aufgrund der eher negativen Zeichen, die der Arbeitsmarkt sendet, bleiben wir aber weiter vorsichtig und mehrheitlich in Substanzwerten investiert.
Bitcoin hebt ab.
Bitcoin ist eine Anlage ohne inneren Wert. Geht eine Firma bankrott, sind noch die Immobilien oder Patente, die zu Geld gemacht werden können, und Anleihen liefern eine steige Rendite. All das hat Bitcoin nicht. Die Menge von Bitcoin ist limitiert, die Erstellung wird immer teurer und es hat nur den Wert, den die Besitzer der Anlage geben. Das muss nicht schlimm sein, das Gleiche trifft auch für Gold zu. Darum wird Bitcoin auch oft das Gold der Zukunft genannt.
Wie bereits Wochen vor der Wahl von Trump hier in den Marktberichten geschrieben, ist Bitcoin (und generell Kryptowährungen) einer der Gewinner bei einem Sieg von Trump. Bitcoin hat dann auch seit der Wahl von Trump über 30% zugelegt.
Das hat folgende Gründe:
Trump ist im Wahlkampf an Krypto-Konferenzen aufgetreten und die Förderung von Kryptos war eines seiner Wahlversprechen.
Der Chef der SEC, der amerikanischen Börsenaufsicht, Gary Gensler, war ein klarer Feind der Kryptowährungen, hat immer wieder Prozesse gegen einzelne Firmen der Kryptobranche angestossen. Trump hat klargemacht, dass er Gensler als einer der Ersten feuern wird. Trump dürfte eine neue Person nominieren, die offen für Kryptos ist und auch allgemein die Bankenregulierung abbauen wird.
Trump hat angeregt, dass die FED neben Gold auch einen Teil in Bitcoin als Sicherheit halten sollte. Würde die FED tatsächlich im grösseren Stil Bitcoin kaufen, dürfte das den Bitcoin in neue Sphären katapultieren.
Wir sehen, dass seit Anfang 2024 die Akzeptanz von Bitcoin satrk zunimmt:
Grosse Bankhäuser wie BlackRock, JPM oder Fidelity haben eigene Bitcoin-Produkte und empfehlen zeitweise Bitcoin direkt zum Kauf
Diverse Staaten akzeptieren Bitcoin als offizielle Währung im Land.
Erste Pensionskassen beginnen in Bitcoin zu investieren bzw. ändern die Anlageregeln, dass sie es in Zukunft können.
All diese Entwicklungen stimmen uns zuversichtlich, dass Bitcoin weiter an Wichtigkeit zunimmt und damit auch der Preis weiter steigen könnte.
Die Frage, die sich stellt, ist, ob nach dem Anstieg von 30% eine Kauf von Bitcoin jetzt noch Sinn ergibt.
Quelle: Coinglass, 14.11.2024
Die Grafik zeigt die Geldzuflüsse in Bitcoin ETF auf Wochenbasis. Es gab eine Zunahme, aber die ist jetzt auch nicht aussergewöhnlich hoch. Die Zuname ist nicht viel höher als im Februar 2024. In vergangenen Zyklen waren die Zuflüsse wesentlich höher.
Quelle YouTube, RobynHD, 12.11.2024, Zeitstempel: 3.22
Die Grafik zeigt den Kurs von Bitcoin (schwarze Linie) und die Anzahl von aktiven Bitcoinkonten (violett). Früher, als es noch keine ETFs gab, konnte man nur in Bitcoin investieren, indem man selbst ein Bitcoin Konto bei Coinbase oder einem anderen Anbieter eröffnet. In den Hype-Phasen von Bitcoin konnte man die Kaufpanik gut an der Anzahl neu geschaffener Bitcoinkonten ablesen (orange markiert). Aktuell sieht man hier keine Aktivität.
Die Kurssteigerungen werden von mehrheitlich von Käufen ausgelöst von bestehenden Bitcoin-Besitzern. Der wirkliche Hype, wie wir ihn in früheren Zyklen gesehen haben, blieb noch aus. Dies in Zusammenhang mit den positiven fundamentalen Daten und Gründen, die oben genannt wurden, macht Bitcoin für langfristige Anleger mit einer hohen Risikotoleranz weiter attraktiv.
Quelle YouTube, InvestAnswers, 14.11.2024, Zeitstempel: 14.50
Die Grafik zeigt mit Monatsdaten die langfristigen Zyklen von Bitcoin. Vom Tiefst einer Korrektur in jedem Zyklus bis zum Erreichen eines neuen Allzeithochs dauerte es meist 17 bis 18 Monate. Sobald ein neues Allzeithoch geschaffen wurde, dauerte die darauffolgende Aufwärtsbewegung auch 17-18 Monate. Bleibt diese Dynamik bestehen, könnte der Bitcoin noch bis Februar 2026 sich in einem Aufwärtstrend befinden.
Fazit: Bitcoin hat grosses Potenzial, aber auch sehr grosse Risiken. Darum eignen sich Anlagen in Bitcoin auch nur für Anleger die bereit sind extrem hohe Risiken einzugehen. Die Volatilität ist sehr hoch und ein Wertverlust von 30% bis 50% in wenigen Tagen oder Wochen keine Seltenheit.
Darum setzten wir Bitcoin in der Vermögensverwaltung nicht oder nur sehr selektiv ein.
Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik
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