Optimisten vs. Pessimisten
Chart der Woche
Quelle: Isabelnet, 03.09.2022
Die Grafik zeigt die kumulierten Geldflüsse in die einzelnen Anlageklassen Aktien (dunkelblau), Firmenanleihen (hellblau), Staatsanleihen (orange) und Geldmarkt (blau) seit 1918.
Warum das wichtig ist
Ein Grossteil der Gelder, die während der Covid-Krise abgezogen und im Geldmarkt oder als Barmittel gehalten wurden, sind immer noch dort geparkt. Die Anleger sitzen immer noch auf grossen Geldbeträgen, die wieder in Aktien oder sonstige Anlagen fliessen können, was dann zu stark steigenden Kursen führen würde.
Optimisten vs. Pessimisten
Selten in der Vergangenheit gab es so zwei völlig unterschiedliche Lager, was den zukünftigen Wirtschaftsverlauf und die Entwicklung der Börse angeht. Wie in einem der letzten Blogs berichtet, steht da auf der einen Seite das Lager von Michael Burry, der die Finanzkrise und den Immobiliencrash 2007 vorausgesehen hat (gespielt von Christian Bale im Film The Big Short) und auf der anderen Seite steht Warren Buffett, einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten. Michael Burry hat alle seine Anlagen verkauft und rechnet mit einem starken Einbrechen aller Märkte, Warren Buffett hat in den letzten Wochen massiv hinzugekauft.
Wir sind der Ansicht, dass die Optimisten mit einer Wahrscheinlichkeit von 70% recht bekommen. Die grösste Unsicherheit ist aktuell die Entwicklung des Krieges in der Ukraine. Putin kann am nächsten G20-Gipfel einen Waffenstillstand anbieten oder es kommt zu einer Energiekrise in Europa mit dem Shutdown ganzer Sektoren im nächsten Winter.
Da wir im Lager der Optimisten sind, haben wir auch voll investiert, aber sind dennoch vorsichtig und bevorzugen konservative Titel. Wir sind daher stark übergewichtet in Substanztitel (Value).
Machen Sie sich selber ein Bild der Lage. Hier sind die Argumente der Optimisten und der Pessimisten.
Argumente der Optimisten
Wie die Grafik oben (Chart der Woche) zeigt, sitzen die Anleger immer noch auf grossen Geldbeträgen, die wieder in Aktien oder sonstige Anlagen fliessen können, was dann zu stark steigenden Kursen führen würde.
Quelle: Isabelnet, 03.09.2022
Die Grafik zeigt den starken Anstieg der Inflation in Amerika seit 2021 (schwarze Linie). Die gepunktete Linie zeigt die Markterwartung der meisten Marktteilnehmer, hier am Beispiel der grossen US-Bank JP Morgan. Die Erwartungen basieren auf der Annahme, dass die Rohstoffpreise auf dem aktuellen Level bleiben und nicht weiter zunehmen. Viele Rohstoffpreise (ausser Öl und Gas) haben aber in den letzten Wochen viel an Wert verloren. Die Inflation könnte also sogar noch schneller zurückgehen als viele erwarten.
Quelle: Isabelnet, 03.09.2022
Es wird viel von höheren Preisen aufgrund von Lieferkettenproblemen gesprochen. Solche Probleme sind schwer zu messen, aber ein Indikator sind die Transportkosten für Container. Diese Transportkosten werden im Baltic Dry Index abgebildet. Die Transportkosten sind praktisch wieder auf dem Vor-Covid Stand angekommen. Ein klares Indiz, das die Lieferkettenprobleme sich massiv abschwächen.
Quelle: Twitter, Bespoke, @bespokeinvestment, 02.09.2022
Ein wichtiges Indiz für die Entwicklung der Wirtschaft und der Inflation liefert der Einkaufsmanagerindex in den USA (ISM). Aufgrund seiner guten Prognosekraft ist er einer der am meisten beobachteten Indikatoren. Der ISM wiederum wird stark beeinflusst von den Rohstoffpreisen (dunkelblaue Linie). Die von vielen erwartete Rezession und die abnehmenden Lieferkettenprobleme haben viele Rohstoffpreise nach unten korrigieren lassen. Darum ist davon auszugehen, dass auch die Inflation (CPI, hellblaue Linie) wieder zurückgeht.
Bewahrheitet sich dies, sind die von der Notenbank in Aussicht gestellten Zinserhöhungen viel zu hoch und können reduziert werden. Dies könnte die Börse stark nach oben treiben.
Quelle: Twitter, Bespoke, @bespokeinvestment, 02.09.2022
Die Grafik zeigt die Anzahl von Wirtschaftsindikatoren mit positiven Veränderungen (grün) und negativen Veränderungen (rot). Der Markt, aber auch die wirtschaftliche Entwicklung gehen nicht in einer geraden Linie nach oben oder unten. Es gibt immer Schwankungen. Nur in den 3 Extremfällen (Platzen der Dotcom-Bubble, Finanzmarktkrise und COVID-Krise) hatten wir grössere Negativwerte als heute. Von der aktuellen Negativwelle von Wirtschaftsmeldungen haben sich viele mitreissen lassen. Ein Rebound ist aber wahrscheinlicher als ein weiteres Absinken.
Quelle: Isabelnet, 05.08.2022
Diese Grafik haben wir schon Anfangs August gezeigt und die Werte haben sich per heute nicht stark verändert. Die Grafik zeigt die Positionierung der institutionellen mit Termingeschäften auf. Das letzte Mal, dass so wenige grosse Anleger auf steigende Börsen gesetzt haben, war im Peak der Covid-Panik. Die Ängste sind stark übertrieben und die Grafik zeigt, dass viele grossen Anleger unter investiert sind. Ein Markt-Crash kann es per Definition eigentlich nur geben, wenn die Anleger überinvestiert und zu sorglos sind.
Argumente der Pessimisten
Quelle: YouTube Markus Koch Wall Street vom 29.08.2022, Zeitstempel: 07.34
Der verlässlichste Indikator, dass eine Rezession droht, ist eine negative Zinskurve. Erst zweimal in den letzten 50 Jahren war die Zinskurve so negativ wie heute. 1988 nach dem grössten Börsencrash in der Geschichte von 1987 und 2000 nach dem Platzen der Dotcom-Krise. Laut der Definition der Rezession, zwei Quartale mit negativem Wachstum, befinden wir uns in den USA offiziell in einer Rezession, aber aktuell in einer sehr Schwachen. Die Grafik deutet auf eine Krise wie 1988 oder 2000 hin.
Quelle: Isabelnet, 29.09.2022
Die Ölpreise in USD sind bereits wieder auf dem Level vor dem Ukraine-Krieg angelangt. In Europa und Japan sieht es aber anders aus. Die Ölpreise in Lokalwährung und auf den lokalen Märkten gehen durch die Decke. Diese werden die Wirtschaft massiv bremsen und in eine grosse Rezession stürzen.
Quelle: YouTube Markus Koch Wall Street vom 30.08.2022, Zeitstempel: 06.35
Seitdem der Zinsanstieg in den USA begonnen hat, leiden Wachstumsfirmen. Viele Firmen, die in der Covid-Krise sich im Wert vervielfacht haben, sind jäh abgestürzt. Vor allem getroffen hat es jene Wachstumsfirmen, die noch keine Gewinne erwirtschaftet haben und den ganzen Geschäftsgang mit Krediten finanzieren müssen. Zum Sinnbild einer Anlagestrategie, die in solche Werte investiert, ist der ARK Innovation Fund von der Anlegerin Kathy Wood. Sie war 2020 und 2021 der grosse Börsenstar, aber wurde jetzt fast komplett entzaubert. Frappant ist die Ähnlichkeit der Kursentwicklung des ARK-Innovation Fund mit der Kursentwicklung der Technologiebörse NASDQ während der Dotcom-Blase und -Krise von 1998 bis 2004. Glaubt man dieser Analyse, wird es erst Mitte 2024 wieder nach oben gehen an den Börsen.
Quelle: Twitter, Jay Kaeppel, @jaykaeppel, 03.09.2022
Seit 1980 sind die Zinsen immer nur in der Tendenz gesunken. Seit 1988 liegen sie unter dem Durchschnittspreis über 120 Monate. Das letzte Mal, als die Zinsen über diesem Durchschnitt lagen, kam es zu einer regelrechten Zinsexplosion. Blüht uns das auch dieses Mal?
Quelle: Twitter, Wall Street Silver, @WallStreetSilv, 03.09.2022
Die Grafik zeigt eine Übersicht über die Inflationszahlen in Europa. Solch hohe Zahlen gab es seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Inflation ist nicht nur eine Folge der Covid-Krise und des Krieges in der Ukraine, sondern basieren auf einem 15-Jahres Zyklus bei den Rohstoffpreisen, deren Anstieg erst gerade begonnen hat. Daher der Slogan der Pessimisten: Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben.
Quelle: Twitter, Sven Heinrich, @NorthmanTrader, 02.09.2022
Die Grafik zeigt die Arbeitslosenzahlen in den USA. Nur kurz vor der Covid-Krise war die Arbeitslosenrate tiefer. In einer solchen Situation kam es bisher immer zu einer Lohninflation. So positiv dies für alle Arbeitnehmer ist, so negativ ist dies für die Gesamtwirtschaft. Eine grosse Rezession ist meist die Folge.
Ist das Glas nun halb voll oder halb leer? Lassen Sie uns Ihre Meinung wissen.
Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik
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