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  • martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 47/2022

Lederschuhe sind das Klopapier der Energiekrise, USA und Europa in unterschiedlichen Inflationszyklen, Zeit für Gold?


Chart der Woche

Quelle: Isabelnet, 22.11.2022


Der Chart zeigt die Verteilung der Jahresrenditen bei Aktien und Obligationen seit 1930. Normalerweise sind diese Renditen normalverteilt um einen Mittelwert. Bei Obligationen ist dieser Mittelwert und damit die Durchschnittsrendite seit 1930 bei ca. 4%, bei Aktien ist dies ca. 11%.


Warum das wichtig ist


2022 war ein ausserordentliches Jahr, in dem sowohl die Rendite von Obligationen wie die von Aktien am ganzen linken Ende der Normalverteilungskurve zu sehen waren. Seit 1930 waren nach einem solchen schlechten Jahr die Renditen im nächsten Jahr immer im positiven Bereich. Wenn die Börsen ins Negative überschiessen, gibt es immer eine Gegenbewegung zum Mittelwert. In der Theorie nennt man dies "Back to the mean". Generell ist dies ein Zeitpunkt, in dem es sich lohnt, in die Märkte einzusteigen.


Lederschuhe sind das Klopapier der Energiekrise


Quelle: Isabelnet, 25.11.2022

Die Grafik zeigt eine Umfrage der Bank of America bei den grössten institutionellen Vermögensverwaltern. Es wurde ihnen die Frage gestellt, ob sie eher mehr oder weniger Risiken eingehen als üblich. Seit den letzten 20 Jahren waren die Anleger noch nie so vorsichtig und negativ auf die Märkte.

Die meisten warten auf der Seitenlinie, haben viel Bargeld und warten auf bessere Zeiten. Üblicherweise ist das ein guter Zeitpunkt, um wieder in die Märkte einzusteigen, bevor es die grossen Anleger tun.


Viele Anleger machen sich Sorgen um die Energieversorgung in Europa. Letzte Woche haben wir gezeigt, dass insbesondere Deutschland bereits auf gutem Wege ist, um Gas zu sparen. Was geschieht aber, wenn sich die Firmen in Deutschland noch mehr einschränken müssen? Kommt es zum Totalstillstand der Wirtschaft?


Quelle: F&W, Chart des Tages, 25.11.2022


Die Grafik zeigt eine Umfrage bei den Firmen in Deutschland, wie sie reagieren müssten, wenn sie Einschränkungen in der Gasversorgung auf sich nehmen müssten. Das Negative zuerst: Lederschuhe sind das Klopapier der Energiekrise. Wer also Angst vor der Energiekrise hat, müsste jetzt Lederschuhe kaufen, denn dort würde die Herstellung komplett eingestellt.

Aber nun wieder Ernst. Bei der Frage oben kann Entwarnung gegeben werden. Selbst im schlimmsten Fall müssten in der Energiekrise je nach Branche 10-25% der Firmen den Betrieb einstellen, aber es kommt zu keinem Totalausfall. Die Gefahr wird überschätzt. In der für den Arbeitsmarkt wichtigen Autobranche könnten 47% der Firmen den Betrieb weiterführen und 39% könnten reduziert produzieren. In der Lebensmittelbranche könnten 33% normal weiterproduzieren und 39% müssten den Betrieb einschränken; aber nur 27% müssten den Betrieb einstellen. Klar, es würde Einschränkungen geben, aber zu einem Lockdown wie bei Covid käme es nicht.


Eine Energieknappheit, wie sie befürchtet wird, ist neu und hat es so noch nie gegeben. Anleger tendieren dazu, die Risiken zu überschätzen. Die Energiespeicher sind gut gefüllt und wenn man die Daten analysiert, kann Entwarnung gegeben werden. Aber was komplett ignoriert wird, sind die Gefahren für den Winter 23/24. Wenn die Energiespeicher in dem Winter komplett gelehrt werden, wird man im Sommer zu wenig Gas haben, um sie wieder aufzufüllen. Die wirkliche Herausforderung wird der Winter 23/24 sein. Das führt uns zum Schluss, dass wir in Firmen, die am Energiewandel beteiligt sind, nach wie vor festhalten; auch wenn die Rendite 2022 nicht gut war. Dies wird wohl der einzige Wachstumssektor, der weiter mit günstigen Krediten wachsen kann.

Ein weiteres, aber ganz anderes Argument, das positiv stimmt, ist der Wahlzyklus in Amerika.

Quelle: Twitter, Macrobonds, @MacrobondF, 24.11.2022


Die Grafik zeigt die Durchschnittsrendite der einzelnen Wahljahre in den USA (hellblau). In dunkelblau die Rendite des S&P 500 in dem aktuellen Wahlzyklus. Die Zeit nach den Zwischenwahlen in der Halbzeit der Amtszeit eines Präsidenten liefert üblicherweise die beste Rendite. Das hängt damit zusammen, dass üblicherweise bei den Zwischenwahlen die Mehrheiten im Parlament wechseln und dann Kompromisse ausgehandelt werden müssen. Das kommt in der Regel der Wirtschaft zugute.



USA und Europa in unterschiedlichen Inflationszyklen


Quelle: Twitter, Snippet Finance, @SnippedFinance, 21.11.2022


Die Grafik zeigt die Differenz der Gesamtinflation minus der Hauptinflation (aber abzüglich den volatilen Daten aus dem Energiebereich und dem Lebensmittelsektor). Die USA scheinen die Inflation bereits im Griff zu haben, Europa aber noch nicht. Es rächt sich jetzt, dass die EZB die Zinsen viel später angehoben hat als die FED in den USA.


An der Stelle wollen wir nochmals darauf hinweisen, dass wir es aktuell mit einer Inflation zu tun haben, die von der Angebotsseite (insbesondere den Lieferengpässen durch Covid) getrieben wurde. Das ist unüblich. Die Inflation wird meist von der Nachfrageseite ausgelöst. Die Notenbanken haben weltweit darauf nicht Rücksicht genommen und die gleichen Mittel angewendet wie bei einer Inflation, die von der Nachfrageseite ausgelöst wurde.

Quelle: Twitter, Rob Hager, @Rob_Hager, 22.11.2022


Die Grafik zeigt eine Modellrechnung über die von dem Angebot ausgelöste Inflation und einer möglichen Prognose über ein Jahr. Die Zahlen gehen so stark zurück, dass es zu einer Deflation kommen kann. Die Basis für die Berechnung waren die folgenden Daten:


Quelle: Twitter, Arbor Data Research, @DataArbor, 23.11.2022


Die Grafik zeigt die üblichen Datenreihen, die angeschaut werden, wen es um die Analyse der Lieferschwierigkeiten geht, die mehrheitlich durch Covid ausgelöst wurden. Alle Datenreihen gehen massiv zurück.

Es besteht daher die latente Gefahr einer Deflation in 2024.



Zeit für Gold?



Quelle: Twitter, Kevin C. Smith, @cresactkevin, 21.11.2022


Wir haben in den letzten Berichten über die inverse Zinskurve geschrieben und warum diese entsteht. Sie ist immer ein Vorbote einer Rezession.

Die Grafik zeigt die Rendite von Gold in der Zeit nach einer inversen Zinskurve abzüglich der Rendite des S&P 500 (also des US-Aktienmarktes). Eine steigende Kurve bedeutet, dass Gold eine bessere Rendite abwirft als der Aktienmarkt (blaue Linie). Viele Anleger vergleichen die aktuelle Situation der Inflation mit der Zeit von 1974 und 1975. In diesen Jahren (orange Linie) war die Out-Performance besonders hoch.




Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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